Trainer unter Verdacht
Pillen zu geben.
»Sie werden doch jetzt nicht
etwa ein schlechtes Gewissen haben?« Dr. Kauts Augen verengten sich zu
Schlitzen. Er sah aus wie ein Habicht, der sich gleich auf seine Beute stürzen
würde. »Ich sehe Ihnen an, dass Sie mit sich hadern. Das sollten Sie
schnellstmöglich abstellen. Sie dürfen keine Schwächen zeigen.«
Der Doktor schleppte sich zu
Zeck und zog dabei das Prothesen-Bein nach. Er packte ihn am Arm und krallte
seine knochigen Finger so fest ins Fleisch, dass es wehtat. »Ich muss mich auf
Sie verlassen können!«
Zeck verzog schmerzerfüllt das
Gesicht.
Der Doktor kam ganz nah an ihn
heran. »Kann ich das?«, fragte er eindringlich.
Der Trainer roch seinen
modrigen Atem. Ein Gestank wie aus einer Gruft. Zeck schoss kurz der abwegige
Gedanke durch den Kopf, dass Kaut kein Lebender, sondern ein Untoter war. »Ja,
das können Sie«, sagte er mit zitternder Stimme.
Der Doktor ließ los. »Gut. Dann
werden wir schon bald sehen, wie unsere Versuchsratten darauf reagieren. Und
Sie werden mir genau berichten, was passiert.«
»Das wird den Jungs doch nicht
schaden, oder?«, wollte Reiner Zeck wissen. Skrupel kamen in ihm hoch. Wenn er
gekonnt hätte, hätte er am liebsten alles ungeschehen gemacht.
»Woher soll ich das denn
wissen, Trainerlein?«, entgegnete Kaut. Er grinste gemein. »Dafür testen wir
doch.«
Zeck hatte einen Kloß im Hals.
»Ich fühle mich für die Jungs verantwortlich.«
Der Doktor lachte laut auf. Es
klang schrill. »Das hätten Sie sich früher überlegen sollen.« Er wurde wieder
ernst und fixierte Zeck diabolisch. »Sie stecken mit drin, und zwar ganz tief.«
Er drückte einen Knopf. Es
dauerte keine zehn Sekunden und sein Gorilla stand wieder im Türrahmen. »Und
jetzt an die Arbeit. Ich brauche Ergebnisse. Morgen höre ich von Ihnen.«
Zeck wurde von dem Bodyguard an
den Strand gebracht. Eine ganze Weile noch stand er nur so da. Seine Knie
zitterten. Er konnte nicht fassen, auf was er sich da eingelassen hatte.
11. Holprige
Fahrt im Kofferraum
Nach dem Abendessen hatten sich
einige noch im Gemeinschaftsraum des Fußballcamps zusammengefunden, um Tischkicker
zu spielen. Gaby und Tim standen bei den »Kicker Champs«. Andreas sprach kein
Wort mit Tim. Er war auf das Spiel konzentriert. Mit der mittleren Figur der
Stürmerreihe klemmte er den Ball ein, zog ihn schnell nach rechts, um am
Verteidiger vorbeizukommen, ließ sein Männchen dann nach vorne schnellen und
schoss geradeaus ins Tor.
»Ja!!«, schrie er und riss
siegessicher den Arm nach oben. Gaby versuchte ihn in ein Gespräch zu
verwickeln.
»Ich finde, hier lernt man
wirklich viel. Man merkt, dass unser Trainer ein echter Profi ist«, sagte Gaby
und schaute dabei Andreas an. Sie wollte seine Reaktion testen. Vielleicht
rutschte ihm ja was raus.
Andreas hörte nur mit einem Ohr
hin. »Ja, stimmt. Der Zeck hat was auf dem Kasten. Und er hat ein Auge für die
Leute, die was draufhaben. Nicht wahr, Alter?« Er klopfte Martin auf den
Rücken, der gerade den Ball für ein neues Spiel einwarf.
»Klar, Mann. Wir haben was
drauf.«
Gaby überging das eingebildete
Gehabe der beiden und probierte weiter, sie zu locken. »Den ganzen Tag
trainieren ist ganz schön anstrengend. Findet ihr nicht auch?«
»Für Mädels vielleicht.«
Andreas lachte dreckig und machte auf lässig. »Wir haben eine gute Kondition.
Außerdem: Ohne Fleiß kein Preis, sag ich immer.«
Tim ging das Verhalten der
beiden auf die Nerven. »Am wichtigsten ist doch, wie die Mannschaft
zusammenspielt. Als Team.«
»Dass du das sagst, war ja
klar«, entgegnete Andreas aggressiv. »Mit Gelaber hat noch keine Mannschaft
gewonnen. Was zählt, ist Kampfgeist und der Wille zum Sieg und keine schlauen
Sprüche, Klugscheißer.«
Das war zu viel. Tim platzte
der Kragen. »Pass auf, was du sagst, Hitzkopf!« Er schaute ihn einschüchternd
an. »Ich hab dir nichts getan. Es ist nicht meine Schuld, dass du Fehler beim
Spiel machst.«
Andreas drehte wütend an der
Stange und haute gegen den Tisch. »Wenn du Krieg willst, dann kriegst du ihn.«
Er ballte die Faust und baute sich bedrohlich vor Tim auf.
Tim nahm eine Abwehrhaltung
ein. Die anderen im Raum hielten inne und schauten entsetzt zu den beiden
Kampfhähnen.
»Jungs, beruhigt euch.« Gaby
stellte sich zwischen die beiden. »Tim hat das nicht so gemeint.«
Andreas stand wie angewurzelt
da. Er sah aus wie eine lauernde Katze, bereit zum Angriff.
»Wir müssen halt alle
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