Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
Vom Netzwerk:
sich eng und beklemmend
an, obwohl ich es nicht schaffte, mit ausgebreiteten Armen auch nur eine Wand zu
ertasten. Seine Windjacke raschelte an der Raufaser. Er entfernte sich von mir.
Dann knarrte eine Klinke, Lichtfetzen drangen wie Sternenstaub in meine Augen und
jemand knipste das Licht im Nebenzimmer an. Das alles passierte binnen Sekunden.
Mir kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Angespannt
sog ich die moderige Luft ein. Ansmann betrachtete mich wie einen Geist. »Meine
Güte«, hauchte er und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie haben die Hosen voll.«
    »Hab ich
nicht«, fauchte ich und ging von Zimmer zu Zimmer, um sämtliche Türen aufzureißen
und die Rollläden hochzuziehen. Das Plastik schepperte auf dem Rollband. Manche
Fenster öffnete ich. Der Regen war stärker geworden und sein Rauschen erfüllte meine
Wohnung. Meine blonden Haare flogen wild durcheinander und ich bekam eine Gänsehaut.
Eine Tür knallte zu. In der Bude zog es wie am Wattenscheider Bahnsteig.
    Ansmann
lachte. »Eine Privatermittlerin, die Angst im Dunkeln hat. Ich habe bis heute nicht
verstanden, was Tozduman an Ihnen findet.«
    »Das tut
nichts zur Sache«, knurrte ich ihn an. »Nicht mehr.« Fröstelnd riss ich die Türen
meines antiquarischen Kleiderschranks auf und betrachtete die Wollartikel im höchsten
Regal.
    Er verschränkte
die Arme vor der Brust und bestaunte mich. »Habe ich mich verhört oder herrscht
etwa Stunk in der Voedestraße?«
    Mit einem
Pulli in der Hand knallte ich die Schranktür zu. »Ach kommen Sie! Sie wissen ganz
genau, wovon ich rede!«
    Er legte
eine Hand auf die Brust. »Ich? Woher soll ich was wissen? Was habe ich schon mit
Tozduman zu schaffen?«
    Er mochte
recht haben. Und trotzdem. »Sie waren mit seiner Schwester verheiratet.«
    Angesäuerte
Züge legten sich auf sein Gesicht. Ich wusste, er sprach nicht gern darüber. »Das
befähigt ihn noch nicht dazu, von mir gemocht zu werden.«
    Dieses Credo
beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Metin und Ansmann mieden einander schon immer
wie die Pest.
    »Also«,
ermunterte er mich plötzlich. »Spucken Sie es aus.«
    Ich klemmte
mir den Pulli unter den Arm und sah ihn lange an. Ich konnte mir nicht erklären,
aus welchem Grund er Interesse für meine Belange zeigte, aber ich beschloss, sein
Spiel mitzuspielen und die Sympathiekarte auszuspielen. Vielleicht war es ja für
etwas gut. »Wissen Sie, Herr Kommissar, soweit ich die Lage einschätzen kann, arbeite
ich nicht mehr für Tozduman Securities.«
    »Ich verstehe
nicht. Welche Lage gibt es denn da einzuschätzen?«
    Ich kaute
auf der Unterlippe. »Ich war eine ganze Weile weg.«
    »Ist mir
zu Ohren gekommen. Wo waren Sie überhaupt?«
    »In Balatonfüred.
Mein Onkel hat einen Campingwagen dort.«
    Er sah an
meiner flatterigen, knielangen Hose herunter und blieb an meinen Flipflops hängen.
»Und dort ist es Anfang Oktober immer noch richtig warm?«
    »Normalerweise
nicht. Aber dieses Jahr irgendwie schon.«
    »Verdammter
Klimawandel«, sagte er. »Und was für ein Problem haben Sie mit Tozduman?«
    »Ich habe
kein Problem mit ihm.«
    Er nickte.
»Er hat ein Problem mit Ihnen.«
    »Es ist
so: Meine Abreise war sehr spontan.«
    »Überstürzt
würde es besser beschreiben.« Er schnaubte.
    Dann, einige
Sekunden später, merkte ich, dass der Groschen bei ihm gefallen war. Sein zerknittertes
Gesicht löste sich in Erstaunen auf. »Sie haben sich von dem Türken nicht verabschiedet,
oder?«
    »Er hätte
meine Auszeit nicht verstanden«, rechtfertigte ich mich. »Und Konflikten mit ihm
gehe ich lieber aus dem Weg.«
    »Das wird
ja immer besser. Sagen Sie mal, haben Sie überhaupt irgendeine Qualität, die Sie
dazu befähigt, diesen Detektivjob zu machen?«
    Ich stemmte
die Hände in die Hüften. »Ich habe einige Qualitäten.«
    »Die müssen
mir wohl entfallen sein.«
    »Ich habe
zwei Mordfälle gelöst!«
    »Blödsinn«,
pöbelte er. »Das Einzige, was Sie geschafft haben, ist unnötig Ihr Leben zu riskieren.
Und zwar beide Male. Außerdem haben Sie anderen dabei eine Menge Ärger eingebrockt,
weil sie für Sie in die Bresche gesprungen sind.«
    Ich schmollte,
aber ich schwieg, weil ich nicht über die ›anderen‹ reden wollte. Es stand außer
Frage, wen er damit meinte. Allerdings hatte ich mit dem Kapitel Panko ein für alle
Mal abgeschlossen. Gregor ›Panko‹ Pankowiak hatte geglaubt, meinen Schutzengel spielen
zu müssen, was keine leichte Aufgabe gewesen war. Doch ich hatte ihn nie darum gebeten.
Daher

Weitere Kostenlose Bücher