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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Augäpfel, wie sie flink von einem Winkel in
den nächsten ruderten. Fast so, als konnte er die Viren an sich vorbeifliegen sehen.
»Du hyperventilierst«, sagte ich.
    »Kann die
Polizei das nicht machen?«, bohrte er weiter.
    »Natürlich
kann sie das. Aber wenn Ansmann die Sache übernimmt, werde ich kein Sterbenswörtchen
aus ihm herauskriegen.«
    »Wer ist
Ansmann?«
    »Kripo Bochum.
Ist schon einige Male durch diesen Flur geschwirrt.« Ich stöhnte auf. »Und der wird
sicher an die Decke gehen, wenn er hiervon Wind bekommt.«
    Die Brustinnentasche
des Toten war ausgebeult. Ich faltete die Jacke zur Seite und zog seine Brieftasche
heraus. Sein Ausweis verriet mir die Stammdaten: Arthur Brülling, 42 Jahre alt,
wohnhaft in Altenbochum. Ich kannte die Adresse, weil sie sich im Dunstkreis des
Krematoriums befand. Verwirrt steckte ich den Ausweis zurück. Der Name kam mir bekannt
vor. Brülling, Brülling … Aber ich konnte ihn einfach nicht einordnen.
    Ich setzte
die Durchsuchung fort und fand einen gefalteten Zettel im Geldscheinfach, auf welchem
mein Name und meine Adresse gekritzelt stand. Es gab keinen Zweifel mehr: Arthur
Brülling war meinetwegen hier.
    Zitterig
strich ich den Zettel mit dem Zeigefinger glatt. Mit einer Büroklammer war das Passfoto
eines jungen Mädchens daran geklemmt. Das Bild war lädiert, weiße Knickfalten querten
ihr hübsches Gesicht. Anhand der trüben Farben nahm ich an, dass das Foto bereits
vor etlichen Jahren aufgenommen worden war. Sie war blond, trug ihr langes Haar
offen und lächelte nicht. Ich steckte das Bild und den Zettel in meine Hosentasche
und bat Anastasios, den Notruf zu wählen. Doch erst als die Antwort ausblieb, merkte
ich, dass der Grieche sich längst aus dem Treppenhaus verdünnisiert hatte.

2.
     
    Unnötigerweise kam der Notarzt mit
Blaulicht angefahren. Ich stand in der Haustür und umarmte mich selbst. Draußen
nieselte es. Der Wind pustete den Niederschlag vor sich her und in mein Gesicht.
Es war Anfang Oktober, Freitag, Erntedankfest. Und es war arschkalt. In Ungarn hatte
gestern noch strahlender Sonnenschein geherrscht.
    Der Notarzt
war eine knochige Gestalt in einem schlackernden Pulli. Sein graubraunes Haar lag
platt auf seinem Schädel und seine Augen quollen wie Tischtennisbälle aus den Höhlen
hervor. Er hatte ein fliehendes, glatt rasiertes Kinn, auf dem ein stecknadelkopfgroßer
Pickel nistete. Dessen Anblick war so einnehmend, dass ich auf nichts anderes mehr
gucken konnte.
    »Haben Sie
angerufen?«, fragte mich der Pickel und ich nickte. Dann machte ich ihn mit den
drei Geschossen des Hauses bekannt und beschrieb ihm, wo er den Toten finden konnte,
da ich nicht vorhatte, ihn zu begleiten.
    Ich drehte
mich um in Richtung Straße und hörte seine Schritte, wie sie sich beschleunigten
– wohl in der Erwartung, dem armen Mann noch helfen zu können. Wenige Momente später
schrammte ein weißer Ford Focus die Bürgersteigkante vor mir hinauf. Eine mobile
Rundumleuchte, irrsinnigerweise im Innenraum des Wagens, schleuderte ihr Blaulicht
gegen die benetzte Windschutzscheibe und auf die Stirn von Edgar Ansmann, dessen
Schulter sich mühselig aus dem Gurtsystem des Fahrersitzes befreite. Ich verzog
die Mundwinkel. Ansmann. Er war viel zu früh und vor seinen uniformierten Kollegen
da. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass ihm jemand den Fauxpas vor meiner Tür gesteckt
haben musste.
    Edgar Ansmann
war Kriminalhauptkommissar im Bochumer Präsidium. Wegen seiner Art, sich alles und
jeden einverleiben zu wollen, wurde er oftmals zu Unrecht als Leiter des Kommissariats
1 tituliert. Stimmen sagten, er hätte den Sprung dorthin schon vor Jahren verbockt.
Aber vielleicht hatte er auch einfach keine Lust, seine Lakaien nur noch vom Bürostuhl
aus umherzuscheuchen.
    »Frau Roloff«,
begrüßte er mich und knallte die Fahrertür zu. »Sie sind wieder im Lande. Und haben
sich gleich etwas Arbeit mit nach Hause gebracht?« Hämisch bleckte er seine Zähne.
Er trug eine Windjacke, schwarze Stoffhosen und einen schwarzen Rolli, der seinen
Hals dünner wirken ließ. Sein Haar war anders als früher, länger. Doch sein Gesicht
war wie eh und je von sämtlichen Barthaaren befreit. Er war Mitte 40, konnte bei
günstigem Licht aber für Ende 30 durchgehen.
    Ich antwortete
mit einer Grimasse. Die Sirenen des Rettungswagens jaulten uns aus der Ferne entgegen.
Tröpfchen nieselten lautlos auf seine Schultern.
    »Also? Was
haben wir?«, fragte er voller Tatendrang.
    Ich

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