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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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mit
fahrigen Bewegungen eine neue Zigarette an, setzte sich vor die Hauptkontrollkonsole
und löste schließlich seufzend die Schaltsequenz aus, die den Rest der
Besatzung aus dem Kälteschlaf wecken würde. Sie hatte in den letzten Wochen
eigentlich keinen von ihnen besonders vermißt. 
     
    *
     
    Durch einen einzigen
Knopfdruck erwachten seit Monaten schlummernde Instrumente und schlafende
Stromkreise wurden zu neuem Leben erweckt. Weit entfernt von der Zentrale und
unhörbar für die einsame Navigatorin ertönte ein leises, durchdringendes
Summen. Es war ein Geräuch, das auf der Dark Horizon seit längerem nicht
mehr gehört worden war.
    Tief unterhalb der zum
größten Teil aufgegebenen Wohn- und Erholungsbereiche, riesigen Zonen für die
Unterbringung der Mannschaft, als diese noch in die Hunderte ging, auf einem
der mehr als zwanzig zum größten Teil längst nicht mehr genutzten Decks mit den
Kryo-Tanks für die Kälteschlafphasen, lagen in einem kleinen, mit weißem
Metallplastik verkleideten Raum neun stählern schimmernde Kokons. Der Boden
rings um die Tanks trug einen dünnen Panzer aus klebrigem, schmutzigem Eis, in
dem gerade noch unterarmdicke Stromkabel, Energieverteiler und
Versorgungsleitungen zu erkennen waren, die an die neun Kälteschlafkapseln
angeschlossen waren. Unter dunklem Rauchglas leuchteten an sieben von ihnen
unzählige Dioden und verborgene Lebenserhaltungssysteme summten leise vor sich
hin, flüsterten von tiefem, traumlosem Schlaf.   Diesen Ort der Stille erfüllte
jetzt ein neues Geräusch, ein beinahe explosives Ausatmen, das ihn nach Monaten
zum ersten Mal wieder mit atembarer Luft füllte.
    Die künstlichen
Sinnesorgane des riesigen Schiffes analysierten die künstliche Atmosphäre noch
ein letztes Mal, bevor die Sensorsoftware der übergeordneten Schicht des
Servo-Verbundes, die die Aufgabe hatte, die Funktion aller schiffsweit aktiven
Sensor-Subsysteme zu überwachen, ein Signal sandte. Diese Monitorschicht
arbeitete alle eingehenden Datenstapel systematisch ab und kam aufgrund ihrer
eigenen Analysen schließlich zu dem Ergebnis, dass die künstliche Atmosphäre
den vordefinierten Standards entsprach und für die so zerbrechlichen
organischen Wesen in den Kryo-Tanks, die so weit heruntergekühlt waren, dass
alle ihre metabolischen Prozesse zum Stillstand gekommen waren, geeignet wäre.
    Nun wurde zum ersten Mal
echte künstliche Intelligenz bemüht: Die Schicht der Unterpersönlichkeit des
Servo-Verbundes, der die letzte Überwachung und Kontrolle aller Subsysteme
oblag, wurde informiert und entschied, als letzte und höchste Kontrollinstanz
zwischen den rein cybernetischen Systemen und der organischen Intelligenz an
Bord, nach einem letzten Diagnose-Scan durch die Kokons, die Besatzung
tatsächlich zu wecken.
    Grelle Lichter flammten
in der Kälteschlafkammer auf, während die Statusanzeigen für die Stasisphase
eine nach der anderen erloschen, weitere verborgene Schaltkreise schlossen sich
und schließlich öffneten sich die semitransparenten Deckel von sieben der neun
stählernen Kälteschlafkapseln, weiße Schwaden abdampfender Kälte verströmend.
    Zum ersten Mal seit
Monaten fiel Licht auf den Inhalt der Tanks. Eispartikel glitzerten auf fahler
nackter Haut und cybernetischen Körperteilen, während die schützende
Kryo-Flüssigkeit abgepumpt wurde. Komplexe Algorithmen tasteten die Hirnströme
der organischen Gebilde ab und kontrollierten die sensible Phase des Erwachens
nach der langen Stasis. Innerhalb von Minuten erwärmten die von der
Sensorsoftware des Schiffes überwachten Lebenserhaltungssysteme die sieben
tiefgekühlten Organismen schließlich auf ihre normale Körpertemperatur.  Erste,
zögernde Atemzüge erfüllten den Raum, die ersten eigenständigen seit Langem,
und ein Zittern ging durch die erwachenden und erbärmlich frierenden Lebewesen.
    Kaum faustgroße Medobots, von der
Monitorsoftware beauftragt, lösten sich aus ihren Ruhepositionen, umschwärmten
sie und kontrollierten aufmerksam ihre erwachenden Vital-Funktionen. 
     
    *
     
    Zordin verfolgte weit
entfernt in der Zentrale der Dark Horizon die Anzeigen der
Monitorsoftware. Sie hatte keinen Einfluß mehr auf die Ereignisse in dem Raum
mit den Kryo-Tanks, konnte nicht einmal an einem Bildschirm verfolgen, ob und
wie der Rest der Crew erwachte. Der Raum war versiegelt, niemand konnte während
der Kälteschlafphase von außen in ihn eindringen, niemand konnte das Erwachen
der Schläfer beobachten.

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