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Trantüten von Panem

Trantüten von Panem

Titel: Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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fahren – vor die Augen der Menge und vor die Kameras, die uns in Millionen Haushalte übertragen –, bin ich so nervös, dass ich mich beinahe übergeben muss. Mann, ich hoffe, dass die mein Outfit cool finden.
    »Buh! Buh!«, brüllt die Menge, als ich hereingefahren komme – ganz offensichtlich spielen die Leute mit diesen Rufen auf mein Kostüm an. Auf dem Videowürfel erscheint auf einmal Penna, und die Meute hört mit den Buhrufen auf und fängt an zu toben. Er ist einer der beliebtesten Stylisten, und alles, was er anfasst, wird zu Gold. Mein weißes Bettlaken bildet da keine Ausnahme. Obwohl Penna das Gesicht in den Händen vergräbt, weiß ich, dass er stolz auf uns ist. Die Menge skandiert seinen Namen.
    Wir gelangen zu den anderen Tributen und formen gemeinsam mit ihnen einen großen Halbkreis. Zusammen machen wir echt was her. Wir sehen großartig aus, und Pita und ich bilden das i-Tüpfelchen: Telefon und Gespenst. Präsident Schneeflöckchen erscheint auf dem Podium, und die Menge bricht in tosenden Beifall aus. Er hebt eine Hand, um zu signalisieren, dass sich die Leute wieder beruhigen sollen, und im Handumdrehen herrscht absolute Ruhe. Man kann nicht einmal ein Furzen hören.

4
    »Guten Tag«, donnert Präsident Schneeflöckchen. »Willkommen zu den vierundsiebzigsten Hungerspielen.«
    Als ich die Worte verarbeite, werde ich mir der größeren Bedeutung seiner Begrüßung bewusst: Ich bin nur eine in einer langen Reihe von Tributen aus dem Telemarketing-Distrikt. Und ich werde hier willkommen geheißen. Und es hat mindestens fünfzig Hungerspiele vor diesen gegeben.
    Präsident Schneeflöckchen hat beide Hände fest auf das Podium gelegt. Er ist ein gut aussehender Mann mit einer breiten Stirn, einer wallenden weißen Haarmähne und einem umwerfenden Lächeln, das er aber nie zeigt. Er trägt einen schwarzen Anzug und darunter ein schwarzes Hemd. Es wird gemunkelt, dass selbst seine Boxershorts schwarz sind.
    Er fährt fort: »Wir sind uns bewusst, dass es drei Grundelemente gibt, auf denen eine gesunde Gesellschaft fußt: eine ordentlich gewählte Führung, Gewaltenteilung und der Todeskampf von Kindern, der live im Fernsehen übertragen wird.«
    Die Menge brüllt zustimmend. Auch Pita klatscht. Ich kann es ihm nicht verübeln. Er konzentriert sich voll und ganz auf den Bagel, den er in Händen hält, und hat kein einziges Wort des Gesagten verstanden.
    »Um eine Revolution im Keim zu ersticken«, fährt Präsident Schneeflöckchen fort, »ist es unabdingbar, seine Wähler immer wieder zur Weißglut zu bringen und sie zu demütigen, während man den Tod ihrer Kinder im Fernsehen zeigt. In diesem Sinne möchte ich die diesjährigen Tribute willkommen heißen. Es wartet bereits eine wunderbare Arena auf sie, und es sollte viel Vergnügen machen, ihnen beim Sterben zuzuschauen – nicht so wie damals, als sie alle verhungert sind, und das Ganze eine Ewigkeit gedauert hat.«
    Erneut Beifall. Pita, der mittlerweile zuhört, schaut angemessen besorgt drein. Wir tauschen einen ängstlichen Blick.
    »Angesichts der Tatsache, dass die Spiele viele Gefahren bergen, möchte ich die Tribute noch einmal darauf hinweisen, dass sie jederzeit aufhören und nach Hause gehen können«, verkündet Präsident Schneeflöckchen.
    Puh! Pita und ich können uns eines Lächelns nicht erwehren. Das sind ja hervorragende Neuigkeiten. Ich sehe Prin vor mir, wie sie alles im Fernsehen verfolgt. Ich vermisse sie so sehr. Daneben meine Mutter, die blöde Kuh. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie auf die Nachricht reagieren, dass ich unversehrt nach Hause kommen kann. Vielleicht fahren Pita und ich schon morgen zurück. Oder sollten wir uns noch ein paar schöne Tage im Kapital gönnen? Ich atme erleichtert bei der Gewissheit auf, dass ich schon bald wieder im schönen Distrikt 12 in fürchterlicher Armut leben kann.
    »Ihr habt richtig gehört. Ihr könnt die Arena jederzeit verlassen und nach Ha…«, erklärt der Präsident erneut, als ihn ein Berater zur Seite nimmt und ihm etwas zuflüstert. Der Präsident nickt und fährt dann fort. »Hoppla, tut mir leid, ich war gerade mit den Gedanken woanders.« Er lacht amüsiert. »Außer dem Sieger kommt da natürlich keiner lebend raus.«
    Pita und ich blicken einander erneut an. Jetzt haben wir wieder Angst.
    »Zu guter Letzt«, fährt Präsident Schneeflöckchen mit sonorer Stimme, zurückgeföhnten Haaren und stramm konservativer Einstellung fort, »hoffe ich, dass euch allen

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