Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trantüten von Panem

Trantüten von Panem

Titel: Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
Vom Netzwerk:
krabbelt zu ihm und zerrt sanft an seinem Hosenbein. Er sieht auf das Baby hinab, schreit laut auf und verschwindet im Wald.
    In der Mitte des Tatorts liegt Gatsbys blasser Leichnam in einer Kreideumrahmung. Sein Gesicht hat einen eleganten Silberton angenommen, der seinem gesellschaftlichen Stand durchaus gerecht wird. Etwas ist schiefgelaufen. Er ist tot. Ich bemerke rote Flecken an seinem Hals. Ist er erdrosselt worden? Aber wie? Wir sind doch schließlich alle Verbündete!
    Radi krabbelt zu Gatsby. »Daaadaaadaaa«, flüstert sie sanft und fasst nach der glänzenden Goldkette um seinen Hals. Dann zerrt sie wild daran. Dann fällt bei mir der Groschen. Radi hat Gatsby erdrosselt.
    »Radi, du hast recht. Es tut mir leid.« Mit ihren traurigen Babyaugen blickt sie zu mir auf. »Ich habe dich nicht gefragt, ob auch du ein Bündnis mit Gatsby eingehen möchtest. Das war ein Fehler. Ich war keine gute Verbündete.« Bei diesen Worten krabbelt sie zu mir und setzt sich auf meinen Fuß. »Nein, Radi. Das war nicht in Ordnung. Ich hätte auf dich achten sollen. Du hattest alles Recht der Welt, Gatsby zu ermorden. Schließlich hast du nie zugestimmt, eine Allianz mit ihm einzugehen. Das war eine sehr weise Entscheidung von dir. Vielleicht hast du uns beiden gerade das Leben gerettet.« Radi lässt den Kopf sinken. Einen Moment lang schweigen wir.
    Da erscheint das Luftkissenfahrzeug über unseren Köpfen. Als die Tür aufgeht, kann ich wieder die beiden Stimmen aus seinem Inneren hören.
    »Ich kann dieses Wochenende leider nicht. Jennifer hat Geburtstag.«
    »Und? Was habt ihr vor?«
    »Ich habe ein Zimmer in einer Pension am Lake Champlain reserviert.«
    »Nett.«
    »Für mich ist das mehr ein Arbeitsurlaub. Es ist schwieriger als man glauben sollte, einen Kellner aufzutreiben.«
    »He, mein Cousin ist Kellner. Vielleicht solltet ihr beide euch …«
    Die Unterhaltung wird durch den Lärm der mechanischen Leiter übertönt, die vom Fahrzeug herabgelassen wird. Einige der beliebtesten Erben und Erbinnen der Welt steigen nacheinander aus. Die Elite aus Distrikt 6 hat sich versammelt, um Gatsby die letzte Ehre zu erweisen. Einen naturbelassenen Boden zu betreten, ist vermutlich das Unwürdigste, was sie je in ihrem Leben taten. Ich schaue zu, wie sich Leute wie Goldman Sachs LXXXI ., William Gates LV . und Paris Hilton XLV . von Gatsby verabschieden, während die Jazzlegende Duke Ellington LI . live Posaune dazu spielt. Der letzte Trauergast ist Jesus II ., der eine würdige Andacht hält. Die Zeremonie macht einen großen Eindruck auf mich, und ich komme mir irgendwie so ungeschützt und verletzlich vor.
    »Weißt du, Radi, ich finde, dass wir ein hervorragendes Team abgeben.«
    »Greauuuooo«, erwidert Radi. Ich gehe davon aus, dass das der Distrikt-11-Slang für »Ja, selbstverständlich« ist.
    »Dir auch greauuuooo, Radi. Und was sollen wir jetzt tun?«, frage ich.
    Radi setzt sich auf und stopft sich Erde in den Mund.
    »Diiiirrrrr«, lautet ihre Antwort, was im Distrikt-11-Slang wohl »Kompetenzteamspack« heißen soll.
    »Nein … Meinst du? Glaubst du wirklich, dass wir das schaffen könnten?« Radi fällt nach vorn und stellt sich tot. »Du bist eine echt harte Kämpferin, Radi. Das ist ein sehr gewagter Plan.«
    Radi hat mir gerade zu verstehen gegeben, dass wir die Kompetenz-Tribute umbringen sollen. Das ist kühn. Auf einmal sehne ich mich nach Pita. Wäre er doch nur hier bei uns! Ich habe Heißhunger auf ein Baguette und würde selbst ein Graubrot nicht ausschlagen. Aber könnte ich das Brot mit dem Feind brechen? Nun, egal – ich muss mir den Rest von Radis Plan anhören.
    Sie stopft sich noch mehr Erde in den Mund. »Gute Idee«, lobe ich sie. »Die einzige Art, die Kompetenztribute zu schwächen, ist es, ihnen ihren Proviant wegzunehmen. Aber wie soll ich das schaffen? Den bewachen sie bestimmt gut!«
    Radi schaut zu mir auf, unsere Blicke treffen sich. »Augen«, stammele ich. »Du willst, dass ich meine Augen benutze. Brillant! Ich werde die Umgebung nach Fallen absuchen, während du hier die Stellung hältst.«
    Radi fängt zu weinen an. »Ja, verstehe. Wir brauchen unbedingt ein Signal. Pass auf, ich habe einen Plan. Wenn du in Gefahr bist, schnappst du dir die Feuchttücher und kletterst auf diesen Baum. Sobald du in der Krone bist, nähst du die Tücher zu einer Flagge zusammen. Und nicht vergessen, ich muss sie aus mehreren Kilometern Entfernung erkennen können. Wenn sie grün-weiß gestreift ist,

Weitere Kostenlose Bücher