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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Stuhllehne. Tommy bi ss seine Zähne zusammen, um nicht zu zittern, die Kälte schien ihm durch die Knochen zu kriechen. Er hatte vergessen, wie sich Wärme anfühlte.
    Es schien ihm, dass er stundenlang gegen die kalte schmerzende Anspannung seinen Atem angehalten hatte.
    Mario ging in das Badezimmer des Wohnwagens und legte eine Hand auf den Boiler. »Gott sei Dank sind wir auf einem Platz, auf dem es einen guten Hei ß wasseranschluss gibt. Zieh dich aus und nimm ‘ne heiße Dusche.
    So heiß , wie du es aushalten kannst, und zieh dir einen warmen Schlafanzug an.«
    »Pa ss auf, Mario, ich bin in Ordnung, ich hab’ gesagt…«
    Mario gab ihm einen Stoß . »Tu einmal, was ich sage, ohne es mir schwer zu machen, ja? Sei froh, dass wir einen guten Wasseranschlu ss haben und nicht bei einem Unternehmen spielen, wo du gerade mal einen Eimer kaltes Wasser kriegst. Du erkältest dich, und das nützt keinem. Und jetzt mach schon, verdammt!«
    Unter dem heißen , prasselnden Regen der Dusche fühlte Tommy die körperliche Kälte weichen. Aber der Knoten in seiner Brust war ein Schmerz, der immer grö ss er wurde. Er zog einen Pullover über seinen Pyjama.
    Mario war im Küchenteil des Wohnwagens.
    »Besser so? Wo hat deine Mutter den Kaffee? Ich mach’ uns Abendessen – oder Frühstück oder so was.
    Was Heißes im Magen wird dir guttun.«
    »In der Dose. Ich will nichts. Wenn ich esse, wird mir schlecht.«
    »Okay, okay, krabbel ins Bett, wenn du willst. Aber ich bin fast verhungert. Ich ess’ nie viel vor der Abendvorstellung, und ich war die ganze Nacht auf. Macht es dir was aus, wenn ich mir selbst was mache?«
    Tommy schämte sich plötzlich. »Nein, natürlich nicht.
    Ich helf dir. Sind Eier genug? Das ist ungefähr alles, was wir finden werden.« Er bückte sich und holte eine Bratpfanne heraus. »Hier sind ein paar Dutzend. Wie viele willst du? Willst du dir nicht lieber auch dein Trikot ausziehen? Du hast mir oft genug gesagt, wie man sich erkälten kann.«
    »Gut, das mache ich.« Als er zurückkam, ließ Tommy Speckscheiben auf einer Papierserviette abtropfen und schlug die Eier in die Pfanne. Er sah Mario lächeln und wunderte sich etwas darüber. Als dann die Eier auf den Tellern waren, merkte Tommy, dass er hungrig war. Er setzte sich, und Mario rutschte in die Frühstücksnische neben ihm. Er nahm die Kaffeetasse hoch. Der heiße , duftende Dampf, die Wärme der Tasse in seiner Hand, schienen den harten, schmerzenden Klumpen in seinem Hals aufzulösen, und sah den Teller mit den Eiern wie durch einen Schleier.
    Mario legte einen Arm um seine Schulter.
    »Okay, Kleiner«, flüsterte er. »Ruhig. Wenn du anfangen willst zu zittern, jetzt kannst du’s tun, da alles vorbei ist. Komm, trink aus.« Er setzte die Tasse an Tommys Mund. »Egal, ob’s deinen Mund verbrennt, runter damit.
    Braver Junge.«
    Tommy trank hastig, schluckte, schniefte, begann zu husten und nahm erneut einen großen Schluck. Halb lachend, halb weinend nahm er die Tasse in seine Hand.
    »Ich – ich bin jetzt okay. Du brauchst – brauchst mich nicht wie ein Baby zu füttern …«
    »Dann zeig den Eiern mal, wie du von drinnen aussiehst, ragazzo.«
    »Okay.« Tommy hob seine Gabel auf. Sie aßen schweigend. Das erste graue, schwache Licht schien von außen herein.
    »Hör mal«, sagte Mario. »Wind. Oder ist es Regen?«
    Draußen hörte man ein heftiges Rauschen. »Du bist näher dran, gib mir noch Kaffee.«
    Tommy holte die Kanne näher heran und go ss Mario ein. Plötzlich begann er zu lachen. »Guck mal – deine Schweißbänder sind ganz na ss . Du hast vergessen sie abzunehmen, als du dir die Hände gewaschen hast.«
    »Ich muss was anderes im Kopf gehabt haben.« Mario schob seinen Teller weg. »Schlaf ein bi ss chen, Kleiner.
    Ich bleib’ bei dir.«
    »Ich komm’ jetzt allein zurecht.«
    Mario kicherte. »Reg dich ab! Ich bemuttere dich nicht, Kleiner, aber Papa Tony und Angelo schlafen jetzt wahrscheinlich fest, und wenn ich sie aufwecke, ist die Hölle los! Dir macht’s doch nichts, wenn ich hier ein Nickerchen mache?«
    »Natürlich nicht«, murmelte Tommy. Mario ging zur Wohnwagentür und sah in den grauen Himmel. Es brannte kein Licht, außer der nie verlöschenden Platzbeleuch tung. Irgendwo in der Fer ne stampfte leise ein angekette tes Tier.
    »Regen«, sagte Mar io. »Keine Vorstellung morgen – das heißt heute. Geh ins Bett, Kleiner.«
    Tommy klappte das Sofa aus, das sein Bett war. Er konnte die dunkle Leere des

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