Trapez
einer Weile kam Angelo zurück mit einer dicken Bandage an seinem Unterarm. Mario brachte Kaffee und gab Tommy unaufgefordert eine Tasse. Er nahm einen Schluck, aber er war bitter, und er stellte ihn fast unberührt auf den Fußboden . Er sagte: »Ich hab’ gewu ss t, dass die alte Katze ein Killer ist.«
Beth Zane sah auf, überrascht und protestierend. »Oh, nein, Junior! Es war nicht Princes Fehler! Tom wu ss te, dass er einen kranken Zahn hat. Er hat ihn zufällig mit der Hand auf der Seite erwischt. Prince hatte Angst, das war alles. Angst und Schmerzen. Die sind genau wie Babys, weißt du.«
»Schönes Baby«, protestierte Tommy. Das hatte er schon einmal gehört.
Es schien Jahre zu dauern, bevor endlich der Doktor kam.
»Mrs. Zane?«
Alle vier sprangen gleichzeitig auf.
»Mrs. Zane, Sie können jetzt kurz Ihren Mann sehen.
Und am Morgen noch mal eine Minute.«
»Wie – wie geht’s ihm?«
Der Doktor sah sie an und wieder war sich Tommy bewusst , wie sehr sie wie Landstreicher aussahen. Seine Mutter in ihrem schäbigen Mantel, der große Blutfleck auf ihrem Kleid. »Er ist natürlich ziemlich schwer verletzt. Er hat eine Speiche in seinem Arm und vier Rippen gebrochen. Ich glaub’, der Löwe ist auf ihn gerollt. Der Arm ist natürlich ziemlich schlimm zerfleischt worden und der große Schultermuskel ist aufgerissen. Wir haben über achtzig Stiche in Schulter und Brust gebraucht. Und wir mu ss ten auch den Muskel operieren. Das Auge ist am schlimmsten. Wir können nicht sicher sein, bis die Schwellung zurückgeht, aber das Augenlid ist nahezu zerfetzt. Wir können vielleicht sein Augenlicht retten, aber, um ehrlich mit Ihnen zu sein: Es sieht sehr schlecht aus. Bei jeden Wunden von Tierklauen gibt es Entzündungen.«
Angelo bekreuzigte sich.
Der Doktor sagte behutsam: »Sie sollten nach Haus gehen, Mrs. Zane. Ihre Söhne sollten Sie nach Haus bringen.«
Beth schüttelte ihren Kopf. »Sie können Tommy mit zum Platz zurücknehmen. Ich bleibe. Angelo, sorg dafür, dass Tommy gut zurückkommt.«
»Klar!«
Tommy fing an zu protestieren und darauf zu pochen, dass er bei seiner Mutter bleiben sollte, aber Mario nahm ihn fest am Arm und marschierte mit ihm hinaus zum Auto.
»Soll ich fahren, Angelo?«
»Verdammt nein! Mein Arm ist in Ordnung – ich hatte schon was Schlimmeres von einer Hauskatze.« Er wartete ungeduldig, als sie einstiegen.
Tommy fühlte wieder die harte, bohrende Übelkeit.
Wenn er zwanzig J ahre bei der Show gewesen wäre, hätte er in einen Löwen käfig gehen, einfach so ein Men schenleben retten und dann seinen eigenen Auftritt bestreiten können, mit einer tiefen Klauenwunde am Arm, die er noch nicht einmal erwähnen würde?
Seine Zähne klapperten, und Mario sah ihn über Angelo hinweg an und sagte: »Beeil dich ein bi ss chen. Der Junge friert.«
»Kein Wunder«, sagte Angelo. »Ein Wunder, dass er sich solange zusammengerissen hat. Du warst verdammt hart mit ihm, Matt.«
Mario legte seinen Arm um Tommy. »Hör zu, Tommy.
Ich mu ss te dich anschreien oder du wärst zusammengebrochen, und wenn du schlappgemacht hättest, hätten es die anderen Artisten auch nicht geschafft. Und wenn die durcheinander sind, hätte das Publikum es bemerkt, und wir hätten eine Panik gehabt. Ich hab’ mal gesehen, wie das in einer Show bei einem schlimmen Unfall passiert ist. Wenn die Leute einmal wissen, dass es weitergeht, läuft alles wieder ganz glatt. Jetzt kannst du es rauslassen, wenn du willst. Jetzt, wo alles vorbei ist.«
Tommy sagte: »Mir ist nur so… so… so verdammt kalt.
Ich muss mich im Krankenhaus verkühlt haben.«
Der Zirkusplatz war völlig dunkel und still, aber als das Auto einbog, sprang Jim Lambeth vom Billettwagen herunter. »Angelo, bist du okay? Tommy, wie geht es deinem Vater?«
Er ließ es sich erzählen und gab dann Tommy einen kurzen Klaps auf die Schulter. »Guter Junge. Mario, bring ihn ins Bett. Der Junge ist wie ein alter Hase.«
Tommy hörte die Laudatio, aber ihm war zu kalt, sie zu verstehen. Angelo parkte vor dem ZaneWohnwagen, und Mario stieg mit Tommy aus.
»Ich bleibe bei dem Jungen. Du leg dich schlafen, Angelo.«
»Ich bin okay«, protestierte Tommy, aber Mario beachtete ihn nicht und schubste ihn durch die Wohnwagentür.
Es schien irgendwie ungewohnt; die Lichter noch an, der Nähkorb seiner Mutter lag noch da, wo sie ihn stehengelassen hatte, mit einem seiner Trikots über einem Stopfei, das Hemd seines Vaters hing über einer
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