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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gehorchte, wieder verwirrt, packte seine Sachen und Trainingstrikots. Angelo kam im Wagen der Zanes und winkte ihn herein. Er setzte sich neben Angelo, beobachtete das ständige Hin und Her der Scheibenwischer. Angelos Hände auf dem Lenkrad schienen so ruhig und verlä ss lich wie immer zu sein. Nur eine kleine Ecke Verband lugte aus seinem sauberen Regenmantel ärmel raus. Angelo sah rasiert, fein, adrett aus.
    Im Krankenhaus dachte Tommy, dass sie heute wenigstens nicht wie Penner oder Vagabunden aussahen. Ein schmerzvolles Zittern durchfuhr ihn, als er seine Mutter im Wartezimmer sah, immer noch in dem blutbefleckten Kleid.
    »Wie geht es Dad heute Morgen , Mutter?«
    »Ganz gut. Wenn er keine Infektion bekommt, mü ss te er in einer Woche raus s ein.« Erst nach Jahren verstand Tommy richtig, welch Pflichtbewu ss tsein hinter diesem Optimismus steckte.
    »Beth, hast du schon gefrühstückt?« fragte Angelo.
    »Ich hatte keinen Hunger.«
    »Nichts, seit vor der Show gestern Abend ?« Er griff sie fest am Arm. »Ich werde dich so behandeln wie Matt gestern Abend deinen Jungen behandelt hat. Los, marsch!«
    Er führte sie in das Restaurant gegenüber vom Krankenhaus und weigerte sich, ein Wort zu sagen, bis sie Eier mit Kartoffeln und Toast gegessen hatte und ihre zweite Tasse Kaffee bekam.
    »Darf ich rauchen, Beth? Sieh mal, hierzubleiben war eine blöde Sache, besonders jetzt. Marg hat mir dafür ganz schön die Leviten gelesen.« Tommy fragte sich, wann er Zeit gehabt hatte, mit Margot zu sprechen.
    »Oh, sie hat dir gesagt…«
    Angelo nickte und Beth fuhr fort: »Normalerweise, wenn Tom nicht auftrat, habe ich selbst mit den Katzen gearbeitet. Sie sind an mich gewöhnt, und Tom würde es erwarten, aber jetzt…«
    »Cardiff sagte, dass er es machen könnte«, erzählte ihr Angelo und blies einen Rauchring. »Der Wohnwagen ist auf einem Campingplatz, acht Blocks von hier. Und hier sind eure Autoschlüssel. Matt und Papa Tony holen uns hier in einer halben Stunde ab. Aber vorher muss ich noch das mit dem Jungen klären. Wir können zwei oder drei Tage ohne ihn auskommen, wenn du ihn wirklich brauchst. Er kann in Ruidoso wieder zur Show stoßen …«
    »Das ist sehr nett, Angelo, aber jetzt, wo Tom ausgefallen ist, wird Lambeth sicher nicht noch jemanden gehen lassen wollen. Fragst du Ma Leighty, ob sie ein Bett für ihn hat?«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. In unserem Wagen ist viel Platz, und wir haben uns in diesem Winter alle daran gewöhnt, ihn dabei zu haben. Er und Matt vertragen sich sehr gut.«
    »Ich möchte euch nichts aufdrängen…«
    »Aufdrängen? Ach was! Sieh mal, er gehört zur Nummer. Du weißt doch wie Papa mit der Familie ist.« Angelo stützte sein Kinn auf seine großen Hände. »Ich weiß , was dir Sorgen macht, Beth. Aber ich pass’ auf ihn auf.
    Ich hab’ selbst ein Kind, weißt du?«
    »Nein, das wu ss te ich nicht…«
    »Ja, ein Mädchen, Tessa. Teresa, nach ihrer Mutter. Sie ist im Holy-Name-Klosterinternat, in Kalifornien. Ich pass’ auf Tommy auf, als ob er mein eigener Junge wäre, Beth. Ich verspreche es.«
    Beth sagte langsam: »Gut. Ich weiß , dass es ihm gutgeht, wenn er bei dir und Tonio ist.« Sie stand auf, als ob jetzt alles geregelt wäre.
    Tommy fragte: »Kann ich Dad sehen, bevor ich gehe, Mutter?«
    »Mein Sohn, er ist noch benommen – er würde dich nicht erkennen. Er hat mich nicht erkannt, als sie mich heute Morgen zu ihm gelassen haben.« Beths kalte und feste Hand zitterte etwas in der ihres Sohnes. Tommys Brust wurde eng, als er sie kü ss te.
    »Oh Mutter, wann werde ich dich und Dad wiedersehen?«
    »Wir bleiben in Verbindung. Ich kriege die Route aus Billboard und schick’ dir, immer wenn ich kann, eine Postkarte.«
    Angelo lehnte sich hinüber und gab Beth einen leichten Ku ss auf die Wange. »Der ist von Margot. Jetzt mach dir keine Sorgen, Beth. Wir passen für dich auf Tommy auf.«
    »Gott sei mit dir, Angelo. Du sei ein guter Junge, Tom, und mach den Santellis keinen Ärger.«
    Er bekräftigte es noch einmal, aber fühlte, als er seine Mutter zum Krankenhaustor zurückgehen sah, dass sie ihn schon wieder vergessen hatte.

KAPITEL 14

Der alte blauweiße Wohnwagen, der unterwegs das Heim der Santellis war, war weder groß noch neu, er sah so aus wie ein Ferienhaus, an das lange keine Frauenhand gerührt hatte. Trotzdem war es nicht so schmutzig wie in einigen anderen Artistenunterkünften. Tonio Santelli vergaß es nie oder erlaubte es seiner

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