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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Handgelenke trafen, sich verbanden und voll ausstreckten…
    Hinter ihm sagte Papa Tony sachlich: »Er hat es wieder geschafft. Ich wu ss te es, dass es nur eine Zeitfrage war.«
    Er rief zu Mario hinüber: »Und wann machst du es wieder in der Vorstellung?«
    Angelo antwortete für ihn: »Wenn er soweit ist, hey, Matt!« Und Tommy fühlte eine Welle von Zuneigung, die fast Liebe war, auch für Angelo. Er dachte, beinahe anfeuernd: Gut gemacht, Angelo – la ss niemanden ihn drängen!
    Aber wenn auch sein erster Morgen danach freundlich war, ohne Enttäuschung, gab es schlimmere Momente.
    Aus einer bitteren Erfahrung heraus, von der er niemals sprach, übernahm Mario selbst die ganze Verantwortung für ihr Geheimnis. Und Tommy sah sich hilflos den eisernen Bedingungen von Zeit und Ort zustimmen, und er hielt loyal seine eigenen entschiedenen Ansichten zu dem Thema zurück. Aber er bedauerte es. Er konnte nichts daran ändern.
    Durch ein nicht weniger starkes, weil nie in Worte gefasstes Abkommen, wu ss ten sie, dass das, was passiert war, ein Bund war, der wieder und wieder erneuert werden mu ss te, eine nie ausgesprochene, aber wegen ihrer Heimlichkeit doppelt bindende Verpflichtung. Aber es war nicht leicht für sie, sich zurückzuziehen und allein zu sein. Es war für niemanden leicht.
    Trotz geläufiger falscher Vorstellungen über die nachlässige Moral fahrender Künstler, bleibt bei solch einem anstrengenden und bewegten Leben, in Verbindung mit strenger täglicher Routine, wenig Zeit für Unregelmäßigkeiten im Benehmen. Es gab natürlich einige, die stillschweigend toleriert wurden, weil geschäftige Leute keine Zeit haben, sich in anderer Leute Sachen einzumischen. Darüber hinaus war es allgemein anerkannt, dass andere, ebenso beschäftigte Leute, besseres zu tun hatten, als sich um kleinliche Anstandsregeln zu kümmern. Da war zum Beispiel die Affäre zwischen Angelo und Margot Clane. Jeder wu ss te davon, mehr oder weniger, je nachdem, wie gut sie Angelo oder Margot kannten. Und niemand kümmerte sich auch nur im geringsten darum.
    Aber dies war wirklich anders, und sowohl Mario als auch er wu ss ten das. Sie waren immer zusammen, bei der Arbeit, beim Üben und bei der Kostümund Trapezpflege , aber sie waren nie wirklich allein. Sie wu ss ten ver zweifelt, dass sie keine gute Entschuldigung dafür hatten, es zu versuchen. Sie lebten ständig unter den wachsamen Augen von Papa Tony, Angelo, Buck und dem ›ganzen verdammten Zirkus‹, wie Mario einmal schimpfte. Sie hatten beide mit fast kindlichem Idealismus ihre Not, ein paar Auswege zu finden. Ein paar Minuten im Trapezwagen, nervös auf Schritte achtend, die Tür ›zufällig‹ verschlossen, das war für gewöhnlich ihr Notbehelf. Einmal schafften sie es wieder; zwischen den Städten im Trapezwagen zu fahren, aber Mario sagte, es wäre zu gefährlich, es zu oft zu versuchen. Ein gelegentlicher, wenn auch riskanter Kompromi ss war der Santelli-Wohnwagen in der Zeit zwischen der Nachmittags und Abendvorstellung, wenn Papa Tony und Angelo manchmal zum Kegeln oder Darts für ein oder zwei Stunden in eine Kneipe in die Stadt gingen. Da Mario es sich nie zur Gewohnheit gemacht hatte, sie zu begleiten, fiel es nicht weiter auf.
    Aber für gewöhnlich waren ihre Entschuldigungen fadenscheinig und ihre Treffen verschworen; sie ha ss ten es beide, aber keiner konnte dem Drang widerstehen.
    Einmal, als die Umstände es ergaben, dass sie eine Woche lang fast vor lauter Menschen erstickten und unfähig waren, auch nur frei zu sprechen, entdeckten sie eine kleine, schmutzige Bar in einer Stadt im südlichen Arkansas und gingen ins Hinterzimmer, wollten dort nur allein reden, aber der Barkeeper runzelte die Stirn und fragte: »Wie alt ist der Junge?«
    »Fünfzehn«, sagte Mario genauso scharf. »Was ist los?
    Kann ich nicht mal meinem kleinen Bruder eine Brause kaufen, wenn ich ein Bier trinke? Oder soll ich ihn draußen auf der Straße rumstehen lassen?«
    »Du hättest ihn nicht hierher bringen sollen«, antwortete der Mann. Er brachte Mario eine Flasche Bier und Tommy eine Brause, ohne weiter zu streiten, aber Mario sagte gedämpft: »La ss uns hier abhauen«, und sie ließen ihre Flaschen halbleer stehen und gingen.
    »Was ist los mit dir, Mario?«
    »Er wu ss te Bescheid!«
    »Ach was, das glaube ich nicht. Ein paar Staaten haben Gesetze über den Ausschank an Kinder in Bars. Als ich noch klein war, konnte ich mit Dad und Mutter oft in Bars gehen und ‘ne

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