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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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noch die eckige Flasche und das Glas sehen, das er eilig unter sein abgelegtes Trikot gestopft hatte.
    Tommy starrte ihn an, ohne es zu wollen. Wenn die Artisten während der Show nüchtern waren, wurde beim Trinken auf dem Platz – was offiziell verboten war – ein Auge zugedrückt. Aber Akrobaten und Luftartisten waren normalerweise abstinent, da sie befürchteten, dass auch ein gelegentlicher Drink ihrer Koordination schaden würde. Papa Tony hatte mal Angelo ausgeschimpft, weil er sich ein zweites Glas Wein eingeschenkt hatte, und das war an einem Sonntag, an dem nicht einmal Vorstellungen waren. Sogar ein Arbeiter oder Zeltbauer konnte fristlos gekündigt werden, wenn er öffentlich betrunken war. Aber die wenigen, die tranken, machten keine Hehl daraus. Das heimliche Trinken war etwas völlig Neues für Tommy.
    Wayland sah auf und fragte: »Worauf starrst du so, Rotschopf?«
    Was soll’s, dachte Tommy, sein Auftritt in der Show ist vorbei. Man braucht nicht nüchtern zu sein, um das Eintrittsgeld zu zählen. Er sagte, was ihm als erstes in den Kopf kam: »Haben sie das neue Billboard? Ich habe Eddie den Zwerg mit dem Lastwagen auf dem Platz herumfahren sehen, direkt vor der Vorstellung, und ich hatte keine Zeit, mir eins zu holen. Kann ich’s sehen?«
    »Ja, ich bin damit durch«, sagte Coe Wayland und kicherte. Er war ein untersetzter, stiernackiger Mann, im gewöhnlichen Sinn stattlich. »Was willst du mit Billboard, Junge?« fragte er mit unbeholfenen Humor.
    »Suchst du vielleicht nach einem neuen Job, wo du in der Hauptmanege eine Solonummer bekommst?«
    »Ich wollte die Routen nachsehen, herausfinden, wo Lambeth diese Woche spielt«, improvisierte Tommy.
    »Ach, komm, Rotschopf«, sagte Wayland immer noch scherzhaft, »was willst du mit dieser zweitklassigen Dreck-Show? Es geht dir doch ganz gut hier bei uns. Ist jemand auf dem Platz nicht nett zu dir, Junge? Das erzähl mal dem alten Onkel Coe. Ich werde ihn schon zurechtstutzen!«
    »Ich bin mit der zweitklassigen Dreck-Show aufgewachsen«, sagte Tommy. »Ich möchte sehen, wo meine Eltern spielen.«
    »Stimmt, du bist kein Santelli, nicht? Ich weiß noch, dass ich einen anderen Namen im Vertrag gelesen habe«, sagte Wayland. »Wie bist du denn bei den Santellis gelandet? Sie machen solch einen Wind darum, eine ganze Familie zu sein, ihre hübsche, kleine, enge Clique. Da habe ich gedacht, dass man entweder einheiraten – oder hineingeboren werden mu ss . War das so bei dir oder dienen Eltern?«
    »Weder noch«, sagte Tommy. »Die Santellis haben bei Lambeth gearbeitet, und Mario hat mir das Fliegen beigebracht.«
    »Du siehst ihnen nicht sehr ähnlich. Das stimmt«, sagte Wayland. »Das sind doch Itaker oder so was? Vor allem ist Johnny so blond. Was haben sie gemacht, Rotschopf?
    Dich wegen deines guten Aussehens ausgesucht, damit sie einen Blonden, einen Brünetten und einen Rotschopf haben, hä?« Er stand jetzt dicht vor Tommy, und Tommy konnte den Whiskey in seinem Atem riechen und ihm wurde unwohl. Wayland fragte: »Sind deine Leute auch Flieger?«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Nein, mein Dad ist ein Raubkatzendompteur bei Lambeth, Tom Zane. Ich wollte sehen, wo sie in dieser Woche spielen.«
    Coe Waylands Kinn klappte nach unten. Er starrte Tommy an. »Allmächtiger«, sagte er, »bist du der Zane?
    Du bist ihr Junge?«
    »Stimmt was nicht damit?« fragte Tommy. »Hey, warum starren Sie mich so an – ist mein Gesicht grün geworden oder was?«
    »Der alte Tony – dann ist er dein rechtlicher Vormund?«
    »Ich glaub’ schon«, sagte Tommy, »wieso?«
    »Gut, dass du hier warst, oder? O Gott«, sagte Wayland und wandte sich plötzlich von ihm ab, nahm sein Jackett und band seine Krawatte. »Hau ab, Junge, lauf schon. Ich muss nach vorn.«
    Was soll das denn? Tommy war völlig verblüfft. Ist er betrunken? »Kann ich das Billboard mitnehmen? Sie haben gesagt, Sie wären durch damit.«
    »Nein, bin ich nicht. Ich hab’s gar nicht«, Coe Wayland mit dem Rücken zu Tommy. »Lauf schon, hau ab! Rede mit Tony Santelli. Na los!« Und als Tommy unmutig wegging, rief Wayland ihm mit betrunkener Heftigkeit nach: »Hey Tommy – nimm’s nicht so schwer, Junge, okay?«
    Entweder der Kerl ist verrückt oder betrunken. Tommy kam an die Stelle, wo die Santelli-Koffer aufgereiht waren; sein eigener war offen, das Kostüm für den Trapezakt lag ausgebreitet darüber. Mario stand halbnackt auf einem Fuß und zog sich sein Trikot an. »Du bist spät

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