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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dran«, sagte er. »Mach dich jetzt besser fertig.«
    Tommy zog das schwarze Trikot aus, das er für die Akrobatennummer trug. »Geizkragen!« sagte er angewidert.
    »Wer? Ich?« fragte Mario amüsiert.
    »Der Blödmann Wayland«, sagte Tommy. »Er schnorrt immer Ausgaben von Billboard von anderen Leuten, als ob es sein Konto sprengen würde, wenn er sich ein eigenes kauft, aber er hat das neue und als ich ihn gefragt hab’, ob ich es einen Moment sehen könnte, um die Route von Lambeth nachzuschlagen, hat er gelogen – er sagte, er hätte es nicht, aber ich konnte sehen, dass es da direkt auf seinem Koffer lag. Wie kann ein Mensch nur so doof sein?«
    »Der«, sagte Papa Tony, der sein Haar vor dem Spiegel kämmte, der auf dem Brett zwischen seinem Koffer und Angelos stand, was als eine Art vorübergehender Schminktisch diente, »der hat die Flasche zu gern.«
    Angelo zuckte die Achseln. »Was kann man machen?
    Er ist der Bruder vom Bo ss . Jeder andere würde vom Platz geworfen werden.«
    Marios Kopf kam gerade aus dem Oberteil seines Kostüms heraus, und er sagte gedämpft: »Ich hab’ gehört, er ist noch bis zu diesem Jahr geflogen, sein Partner hat ihn sitzenlassen.«
    »Kann man ihm das verdenken?« fragte Tommy. Er knotete die Bänder seines Trikots zu und beugte sich dann hinunter, um mit seinen Fü ss en in seine Trapezschuhe zu schlüpfen. »So geizig wie der ist, der hat ihn wahrscheinlich gebrauchtes Klebeband für die Stangen benutzen lassen oder so was. Er ist so verdammt geizig, dass er sogar sein Klopapier wäscht und bügelt!«
    »Komm, komm«, tadelte Papa Tony, »dies ist jetzt nicht die Zeit zum Tratschen! Wo ist Johnny?« fragte er und sah auf Johnnys Koffer neben ihren.
    »Er ist schon umgezogen«, sagte Mario. »Ich glaub’, er wollte einen Schluck Wasser trinken oder so. Hier ist er, er kommt gerade zur ück…« Tommy hob seinen Kopf und sah, wie Johnny auf sie zukam; Tommy bemerkte, dass er das neue Billboard unter seinem Arm hatte. Johnny legte es auf seinen Koffer, und Tommy griff danach, aber Mario hielt ihn am Arm fest. Er sagte, plötzlich barsch: »Du hast noch was anderes zu tun, als rumzusitzen und Billboard zu lesen! Los, ragazzo, geh raus. Wir kommen noch zu spät!«
    »Bist du verrückt, oder was? Wir haben noch fünf Minuten«, protestierte Tommy, aber Mario schob ihn weg, und Tommy ging wutschnaubend hinaus. Die meiste Zeit waren er und Mario umgänglich, Gleichgestellte; und dann plötzlich, wegen nichts, stellte sich Mario über ihn und fing an, ihn herumzuschicken, als ob er ein kleiner Junge wäre! »Ich wollte bloß sehen, wo meine Eltern diese Woche spielen«, sagte er, aber Mario ignorierte ihn.
    Was ist überhaupt los, zum Teufel? Was geht da vor?
    Aber als sie dann an der Hintertür waren, dem Bühneneingang, vergaß er es, da er gelernt hatte, alle kleinen persönlichen Probleme und Sorgen beiseite zu legen.
    Zwischen den Shows fragte ihn Mario unerwartet, ob er vom Kantinenessen die Nase voll hätte, und führte ihn in ein chinesisches Restaurant in der Stadt aus. Es war selten, dass Mario ihn irgendwohin allein mitnahm. Aber sie hatten inzwischen so viel Zeit als Santelli-Enkel auf dem Platz des Zirkus Woods-Wayland verbracht, dass keiner von ihnen darüber nachdachte. Mario war ungewöhnlich sanft und umgänglich, fast wie ein Liebhaber.
    Der Bus zurück zum Zirkusplatz war fast leer, als sie für die Abendvorstellung zurückkehrten, und Mario ergriff wieder Tommys Hand und hielt sie.
    »Was war denn in deinem Glückskeks?« fragte Tommy. Er entfaltete den winzigen Papierstreifen und las ihn noch einmal: »Du wirst unerwartete Neuigkeiten erhalten.«
    Mario verzog seinen Mund zu seinem übertriebenen Clownsgrinsen, und Tommy zuckte zusammen; normalerweise tat Mario dies bloß , wenn er verärgert war.
    »Meiner sagt, Hilfe! Ich bin ein Gefangener in einer Glückskeksfabrik!«
    »Ach, komm«, sagte Tommy verärgert, »den habe ich schon gehört, als ich sechs war!«
    Mario knüllte den winzigen Papierfetzen zusammen und warf ihn aus dem Busfenster. »Das ist sowieso alles Quatsch«, sagte er.
    Der Bus bog auf den Zirkusplatz ein, und Mario sprang heraus. »Komm, beeilen wir uns. Das hat ganz gut geklappt, und wenn wir zu spät kommen, wird Papa uns so was nicht wieder machen lassen.«
    Papa Tony saß umgezogen auf seinem Koffer und ging ein paar Papiere durch. Tommy sah einen viereckigen gelben Bogen, und als sie für die Akrobatennummer herausgingen, fragte er.

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