Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
jahrelang bei den Santellis.« Er klang benommen. »Ist sie schlimm verletzt?«
    »Soweit ich weiß , ja. Nichts Offizielles. Du kennst ja Gerüchte. Aber sie ist im Krankenhaus. Du weißt ja, wie die Versicherungen bei Fliegern sind. Es gibt sie fast gar nicht. Deshalb wollen wir sammeln, um Jim mit dem Krankenhaus zu helfen.« Das war normal für Luftakrobaten. Mario grub in seine n Hosentaschen und zog ein paar Scheine heraus. »Das ist für mich und Tom. Johnny und Stel werden wahrscheinlich auch etwas geben.«
    »Coe Wayland hat mir zwei Dollar gegeben«, sagte Jake und senkte seine Stimme. »Ein ganz Großzügiger , was?« Er blickte auf die Ecke des Scheins, den Mario ihm gegeben hatte und sagte: »Hey, danke!« und rannte weg.
    Mario saß auf seinem Koffer, hatte seine Schuhe vergessen und starrte geradeaus. Er schien es nicht zu hören, als Tommy sprach, und Tommy sah es ihm nach. Er hob die Schuhbürste auf und putzte selbst zu Ende, polierte noch Marios Reitstiefel und stellte sie alle in den Koffer.
    Cleo Fortunati, die gelacht und Liss gestreichelt hatte, und ihnen Geschichten über Barney Parrish erzählt hatte; Cleo lag in einem Krankenhaus mit gebrochenem Rückgrat. Er hämmerte sich ein, das passiert. Was hatte Barney Parrish noch gesagt? Du mu ss t bereit sein, dir deinen Hals zu brechen. Aber das erinnerte ihn auch an Cleo, wie sie die Geschichte im Fortunati-Wohnwagen erzählte. Er blinzelte sehr und schluckte immer wieder. Papa war damals bei ihnen gewesen. Und Angelo. Seine eigenen Eltern lebten noch. Cleo hatte seine Mutter gekannt.
    Du bist das Ebenbild von Beth. Seine Augen schmerzten.
    Mario saß noch bewegungslos auf seinem Koffer.
    »Mario, die Küchenzeltflagge ist oben. Willst du jetzt essen gehen?«
    »Ich hab’ keinen Hunger, Lucky. Geh nur, wenn du willst.«
    »Ich bleibe hier, wenn es irgendetwas …«
    Mario schnauzte ihn an. »Verdammt, nein! Los, hol dir dein Abendessen, Junge! La ss mich bloß allein!«
    Unglücklich ging Tommy zum Küchenzelt. Der einzige Platz am Fliegertisch war neben Coe Wayland, was ihm überhaupt nicht pa ss te. Der Kell ner stellte einen Teller voll Fleisch und Kartoffeln vor ihn hin, und er aß mechanisch, ohne es zu schmecken.
    »Hey«, sagte Wayland, »wo ist der Lackaffe?«
    »Hm?« in seinem Elend versunken, hatte er es kaum gehört.
    »Dein großer Bruder, der Bo ss . Wo ist er? Hält er vielleicht Diät für seine hübsche Taille?«
    »Hör auf«, sagte Tommy, »er hat gerade von den Fortunatis gehört. Cleo ist eine alte Freundin seiner Mutter. Er ist sehr durcheinander.«
    Waylands vierschrötiges Gesicht war plötzlich ernst.
    »Das ist eine schlimme Sache, ja«, sagte er. »Ich kenne die Fortunatis selbst nicht, aber es ist wirklich Pech. Aber es muss nicht so schlimm sein wie sie sagen, Rotschopf.
    Bei so was wird immer übertrieben.«
    Tommy bemerkte gegen seinen Willen, dass der stämmige Mann versuchte, freundlich zu sein. Er versucht tatsächlich, mich aufzuheitern. Er ärgerte sich darüber. Er wollte nicht besser von Coe Wayland denken. Er wollte nicht zugeben, dass der Mann menschlich war. Aber gegen seinen Willen ging ihm durch den Kopf, klar, er ist auch ein Flieger. Wenn irgendein Luftakrobat verletzt wird oder stirbt, wird jeder Flieger beunruhigt sein, sogar er. Da wird einem klar, dass es jedem passieren kann, jederzeit.
    Mario hatte es geschafft sich bis zur Nachmittagsvorstellung zusammenzureißen , mit eiserner Santelli-Disziplin erwähnte er die Fortunatis nicht, aber als sie das Trapez hinaufkletterten, mit Stella an ihrer Seite, sah Tommy die Verspannung um Marios Mund und erkannte, dass er so gespannt wie ein Drahtseil war. Normalerweise war Mario auf dem Trapez überschwänglich . Gegen seinen Willen erinnerte sich Tommy an den Tag im Winterquartier vom Zirkus Starr, a ls sie für die Fortunatis durch ihren Akt gegangen waren. Dann aber, als er energisch seine Hände peinlich genau ausrichtete, um mit Mario an der Stange für ihre Duonummer im Gleichgewicht zu sein, verdrängte er es alles wieder.
    Wenn du fliegst, ist alles egal, alles. Alles, außer – bin ich gerade vom Trapez abgekommen?
    Sie schwangen nebeneinander, aber mit dem Uhrwerk in sich, wu ss te Tommy, es stimmt nicht – wir sind schief…
    Sie schafften den doppelten Fang, kamen zurück, ohne Schwung zu verlieren, aber als sie wieder auf der Plattform landeten, verlor er sein Gleichgewicht und fiel heftig gegen Stella. Mario schnauzte ihn an: »Pa ss auf,

Weitere Kostenlose Bücher