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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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tausend Bande der Gewohnheit, der gemeinsamen Arbeit, des Scheiterns und des Erfolges.
    Wir sind zwei Hälften einer Sache. Sie waren kaum mehr als Jungen gewesen, als sie dieses Versprechen austauschten und es mit allem, was sie einander geben konnten, besiegelten – ihren Herzen, ihren Körpern, ihren Gedanken. Mario war mitten in seinem Herzen. Kurz vor dem Einschlafen dachte er, alles was gut an mir ist, hat er aus mir gemacht. Seine Ehre ist meine, und ich trage sie ungetrübt wie eine Fackel… Der Liebhaber und der Jüngling würden eher den Tod erleiden, als sich in den Augen des anderen unehrenhaft zu verhalten…
    Und plötzlich schreckte er wieder aus dem Schlaf auf.
    Angelo, dachte er. Angelo würde dies ganz gutfinden, dass ich wegen Stella so durcheinander bin. Er könnte sogar auf die verdammte Idee kommen, dass es mich normal machen würde oder so was. Das einzige, woran er denken konnte, war, Johnny und Stel zu verheiraten. Sogar nachdem sie sich gegenseitig ihr Leben so kaputtgemacht hatten. Es kam zwar alles zum Guten, aber Angelo wu ss te nicht, dass es so sein würde. Er wollte bloß wieder alles in Ordnung kriegen. Hübsch normal. Er hätte wahrscheinlich wahnsinniges Mitgefühl, wenn er wü ss te, dass ich in Stel verliebt bin. Aber das war nicht mit ehrenhaftem Verhalten gemeint. ..
    Er liebte Stella, und sie war die Frau seines Bruders.
    Und seine Ehre verlangte, dass sie niemals durch sein neues Wissen verstört werden oder davon erfahren sollte.
    Plötzlich war er überhaupt nicht mehr müde. Durch seine halb geschlossenen Augenlider beobachtete er Stella, wie sie schlief und ihr Haar in der Sonne glänzte. Zärtlichkeit für sie erfüllte ihn. Er liebte sie, aber er würde sie niemals damit beunruhigen, es ihr zu erzählen. Er würde sie niemals anrühren, sie niemals haben. Eines Tages würde er vergessen, dass es diese Stunde gegeben hatte, als alles in ihm, Körper und Gedanken und Herz nach ihr schrien und darum weinten, was nie sein durfte. Er wollte sie glücklich sehen. Er wollte, dass sie friedlich und zufrieden war. Er wollte sie auf dem Trapez berühren und wissen, dass ihr Körper immer der gleiche standfeste, beherrschte Partner sein würde, der er immer gewesen war. Ohne Schuldgefühle, die beide befangen machten. Es würde lange dauern, denn jetzt war er zerrissen, schrie in seinem Inneren nach ihr, und sein Verlangen bäumte sich in ihm auf.
    Es hätte alles so anders sein können …
    Er mu ss te sie irgendwie berühren, nur dieses eine Mal.
    Nach einer Weile griff er hinüber und legte seine Hand in ihre. Während sie schlief, umfa ss ten ihre kleinen, harten Finger seine Hand, und mit einem leisen, vertrauensvollen Geräusch verlagerte sie ihr Gewicht, so dass ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte. Wie er so dasaß und sie hielt, lastete auf ihm das Gewicht seiner Liebe, und er fühlte in seinem Inneren brennende Tränen. Und doch wu ss te er mit allem, was er war, dass auch dies vorbeigehen würde.
    Der Schmerz und die Aufruhr – und dass nichts übrigbleiben würde, außer der Liebe, nichts, außer zu sein, was sie waren, Santellis, Bruder und Schwester. Jeder durch unumstößliche Ehre und Verpflichtungen mit jemand anderem verbunden. Irgendwann würde der Schmerz nachlassen. Aber jetzt konnte er bloß die Qual der Einsamkeit und des Wartens erleiden.
    Hätte ich es nicht wissen sollen, dass – wenn ich mich schon in eine Frau verliebe – es die einzige Frau der Welt sein würde, die ich nicht haben kann? Und eine nüchterne, ehrliche Stimme, tiefer als sein Schmerz, bemerkte kalt etwas, an das er sich niemals wieder erinnern und das er sich nie wieder eingestehen würde. Wenn ich mich wirklich in eine Frau hätte verlieben wollen, hätte ich mich dann nicht in eine verliebt, die ich ehrenhaft hätte haben können?
    Aber keine von ihnen war Stella, widersprach er aufrührerisch, und noch einmal, zum letzten Mal , bemerkte er die leise Stimme durch den Schmerz, trotzdem … Aber es schien den Schmerz nicht zu lindern, überhaupt nicht.
     
    Die extreme Trockenheit der Luft in Dallas erinnerte Tommy an seine Jahre bei Lambeth. Stella ging mit Suzy in das Restaurant des Hotels, um früh mit ihr zu essen, bevor sie sie ins Bett brachte, und Johnny kam durch die Verbindungstür in das Zimmer, das Tommy mit Mario teilte. Er setzte sich auf eins der Doppelbetten. »Sieh mal, Matt, es ist großartig , dass du es geschafft hast, eine Erwähnung der Santellis im Vorspann zu

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