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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bekommen, aber du hast noch etwas darüber gesagt, das mir Sorgen macht.
    Hast du den Vertrag bei dir, Matt?«
    »Er ist in meinem Koffer.«
    »Macht’s dir was aus, wenn ich mal einen Blick darauf werfe? Wenn du mich bloß gebeten hättest, ihn zu überprüfen, bevor du ihn unterschrieben hast«, sagte Johnny.
    »Es ist nicht so, dass ich Jim Fortunati nicht traue, aber ich kenne das Geschäft…«
    »Sieh mal, ich habe ihn gelesen, bevor ich ihn unterschrieben habe«, sagte Mario gereizt.
    »All das Kleingedruckte? Ich habe noch nie jemanden gesehen, der alles Kleingedruckte gelesen hat, außer einem Vertragsanwalt und mir. Das hab’ ich gelernt, als ich mir keinen Anwalt leisten konnte, damals, als ich noch ein Junge war und mich herumtrieb. Nachdem ich einoder zweimal geprellt worden bin, habe ich gelernt, die ganzen gesetzlichen Zweideutigkeiten zu lesen, bis zum letzten Wort.« Er blätterte schon durch die langen getippten Seiten, die Mario ihm widerwillig hinübergereicht hatte. »Ja, hier ist es… ›Ein Darbietungsrepertoire wie vom technischen Berater angegeben, das den dreifachen Rückwärtssalto mit doppelter Pirouettenrückkehr, den Rückwärtsund Vorwärts-Doppelsalto…‹ Wo hat er dieses ganze Zeug her? Mason könnte einen Doppelsalto nicht von einem Doppelbett unterscheiden. Wahrscheinlich hat er das von Jim Fortunati. Oh, hier ist es, das hatte ich befürchtet.« Er las laut vor: »… ›das Doubeln von Stürzen und verfehlten Tricksequenzen beinhaltet wie vom Drehbuch vorgesehen.‹ Hast du das verdammte Drehbuch gelesen, Matt?«
    »Bist du verrückt?« fragte Mario. »Stuntmen bekommen das Drehbuch nicht zu lesen. Ich hab’ die Trickliste durchgelesen, die ich machen soll. Und da es mit dem Dreifachen anfing, dachte ich, es könnte nicht schwieriger werden. Ich habe mir gedacht, ich mü ss te ein paar Stürze doubeln, aber was s oll’s, Jock? Ich hab’ den Drei fachen ohne den Sicherheitsgürtel gelernt – ich bin so oft gefallen, dass ich beinahe ohne ein Netz runterkommen könnte, ohne mir den Hals zu brechen und wieder aufstehen würde. Ich bin wahnsinnig gut im Fallen, Junge.«
    Als ihm Marios Furcht vor Stunt-Arbeit einfiel, legte Tommy besorgt die Stirn in Falten. Aber Johnny knallte seine Hand auf den Bettpfosten.
    »Je länger ich dich kenne, Matt, desto mehr bekomme ich den Eindruck, dass du nicht ohne einen Aufpasser rumlaufen solltest! So hat sich Simon Barry verletzt – als er die verfehlte Tricksequenz in der ersten Version des Parrish-Films machte. Hat dein Freund Reeder es für nötig befunden, dich davor zu warnen? Was das Drehbuch in der verfehlten Tricksequenz von dir verlangt?«
    Mario schüttelte den Kopf, und Johnny schimpfte:
    »Schöner Freund. Ach was, ich nehme an, er glaubt, wenn du einen Dreifachen kannst, kannst du wahrscheinlich alles.«
    Mario fragte mit wachsender Neugier: »Was ist das überhaupt für ein Trick, vor dem du solche Angst hast?«
    »Das Drehbuch schreibt vor«, sagte Johnny, »oder hat vorgeschrieben – und wenn es Parrishs Lebensgeschichte ist, tut es das immer noch –, dass du einen Dreifachen versuchst, ihn verfehlst, ins Netz fällst, den Rand der Spannseile triffst und auf den Boden fällst.«
    Er sprach mit langsamer, ärgerlicher Besonnenheit, und die Farbe wich aus Marios Gesicht. Aber es war Tommy, der sagte: »Kein Mensch könnte das schaffen.«
    »Stimmt«, sagte Johnny. »Ich hab’ versucht, ihnen zu helfen, eine Möglichkeit zu finden, es vorzutäuschen. In Gedanken kaue ich es ab und zu noch einmal durch. Aber ohne Erfolg. Wenn du mich mitgenommen hättest, um den Vertrag durchzulesen, hätte ich sie dazuschreiben lassen, dass du das nicht tust, außer wenn sie eine Mög lichkeit finden, es vorzutäuschen, ohne dass jemand verletzt wird. Ihr Drehbuchautor könnte ebensogut anderswo seine Schwerpunkte setzen.«
    »Ich glaube, deswegen brauchen wir dich als Manager für den Akt, Johnny«, sagte Mario tonlos. »Ich denke einfach nicht so. Ich habe Jim Fortunati vertraut.«
    »Ich tue es immer noch«, sagte Tommy. »Er wird es nicht zulassen, dass du bei einem Film umkommst, bei dem er technischer Berater ist.« Er war schockiert und bestürzt. Mario hatte den Mut gefunden, sich für die Stunt-Arbeit in diesem Film zu verpflichten trotz einer lebenslangen Angst – und jetzt entdeckte er, dass man ihn dazu bekommen hatte, einen Vertrag zu unterschreiben, in dem er Sequenzen fliegen sollte, die einen anderen Luftakrobaten

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