Trau nie einem Fremden
gekommen ist, dann versuchen Sie, exakt die gleiche Situation (möglichst auch am gleichen Ort) mit Hilfe eines Freundes noch einmal nachzustellen, und zwar so lange, bis Sie sie so zu Ende bringen können, wie Sie es gerne möchten. Die Sicherheit geht immer vor! Der Hund soll merken, dass Bellen und an der Leine zerren zu gar nichts führen und dass der Fremde verschwindet, wenn er ruhig und gelassen bleibt. So wird er lernen, dass der Fremde überhaupt keine Gefahr darstellte und dass Hinsetzen dazu führt, dass er sich besser fühlt und fremde Menschen weggehen.
Fassen wir also zusammen: Wenn Ihr Hund plötzlich erschreckt wird, vergrößern Sie sofort die Entfernung zwischen ihm und der fremden Person, bleiben Sie dann so früh wie möglich wieder stehen und verlangen Sie »Sitz«. Loben, streicheln und füttern Sie ihn, wenn er sich ruhig benimmt – und nur dann! Mir sind zwar keine Studien dazu bekannt, aber meiner Meinung nach ist es wichtig, diese Situationen anschließend nachzuspielen, sodass Sie den auslösenden Reiz kontrollieren können. So stellen Sie sicher, dass die richtigen Verknüpfungen im Gehirn Ihres Hundes haften bleiben.
Aber ich habe gar keine Zeit für dieses Training
Ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Leser an dieser Stelle sagt: »Du meine Güte, aber so viel Zeit habe ich gar nicht! Das klingt ja so, als ob ich monatelang mindestens fünfmal die Woche arbeiten müsste, um meinen Hund auf die richtige Spur zu bringen! Ich liebe meinen Hund ja wirklich, aber so viel Zeit habe ich nicht!« Nun, das ist eine verständliche Reaktion. Wenn der Hund ein ernsthaftes Problem hat, wird er Sie in der Tat viel Zeit und Energie kosten. Allein die Tatsache, dass Sie Ihren Hund lieben, garantiert noch nicht, dass Sie ihn erfolgreich therapieren können. Schon so manch verantwortungsvoller Hundefreund hat festgestellt, dass er einfach nicht die Zeit und die Energie aufbringen kann, um einen Hund mit einem gravierenden Verhaltensproblem umzutrainieren. Denken Sie immer daran: Es ist allein Ihre Entscheidung, Sie haben die Wahl. Vielleicht haben Sie tatsächlich Zeit, mit dem Hund zu arbeiten, vielleicht können Sie ihn guten Gewissens in ein neues Zuhause vermitteln oder vielleicht gibt es auch keine andere Alternative, als ihn einschläfern zu lassen. Nur Sie können das entscheiden, aber vergessen Sie nicht, vorher andere um Rat zu fragen. Sprechen Sie ausführlich mit Experten für Hundeverhalten und nutzenSie deren Erfahrung, um für sich und den Hund die bestmögliche Entscheidung zu treffen.
Bedenken Sie auch, ob Sie dem Hund nicht vielleicht den größten Gefallen tun, wenn Sie ihm ein neues Zuhause bei liebevollen Menschen suchen, die mehr Zeit für ihn haben. Ich selbst habe einmal einen meiner erwachsenen Hunde an neue Besitzer abgegeben und weiß, welche Gedanken einem dann nachts im Kopf kreisen. »Tue ich wirklich das Richtige? Wie finde ich das richtige Zuhause für ihn? Verrate ich meinen besten Freund?« Nur Sie können wissen, was wirklich das Beste ist, aber bedenken Sie auch: Hunde lieben zwar ihre Menschen wie eine Familie, aber es fällt ihnen auch relativ leicht, ihre Familie zu wechseln. Auch wenn diese Vorstellung Sie vielleicht schmerzt – Ihr Hund kann andere Menschen genauso sehr lieben wie Sie! Seien Sie objektiv: Ihre Verantwortung ist es, dem Hund die bestmögliche Umgebung zu bieten. Und das ist möglicherweise nicht Ihr Zuhause. Wenn Sie über eine Abgabe (oder sogar das Einschläfern) nachdenken, rate ich Ihnen dringend, vorher Rat bei Experten zu suchen, die sich auf Verhaltensprobleme spezialisiert haben. Sie können Ihnen objektiv dabei helfen, vernünftige Alternativen zu überdenken.
Falls Sie aber zu dem Schluss kommen, dass Sie und Ihre Familie die Zeit und Motivation haben, an diesem Problem zu arbeiten, dann lassen Sie sich nicht von der langwierigen Beschreibung des Trainingsvorgangs abschrecken. Das Ganze lässt sich wirklich einfacher machen als beschreiben, sobald Sie einmal das Grundprinzip verstanden haben. Sie müssen sich wirklich nur ganz sicher sein, dass Sie die Grundidee des Trainings verinnerlicht haben. Wenn Sie dann erst einmal anfangen, sind Sie vermutlich überrascht, wie leicht das Training zum Bestandteil Ihres Alltags wird.
Woher weiß ich, wie viel und wie lange ich arbeiten muss?
Wenn Sie mit dem Training beginnen, können Sie ganz einfach nicht wissen, wie lange genau es bis zum Erfolg dauern wird. Grundsätzlich
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