Trau nie einem Fremden
hängt es zunächst davon ab, wie ernst das Problem ist. In einem unkomplizierten Fall können ein paar Minuten täglich über einige Wochen hinweg ausreichen, während es in einem schlimmen Fall wesentlich länger dauern kann. Die gute Nachricht ist, dass Sie nicht jeden einzelnen Tag eine ganze Stunde Zeit investieren müssen. Allerdings müssen Sie es schon schaffen, mehrmals pro Woche eine konstruktive Übungssituation für Ihren Hund zu schaffen. Sollten Sie sich jemals im Verlauf Ihrer Arbeit unsicher sein, ob Sie schon zum nächsten Schritt übergehen können oder ob Sie oft genug üben, dann fragen Sie jemand um Rat, der Erfahrung mit diesen Methoden hat. Sie würden ja auch nicht anfangen, wild unter der Motorhaube Ihres Autos herumzuschrauben – in der Hoffnung, damit per Zufallstreffer dieses lästige Nebengeräusch beim Fahren abstellen zu können. Probieren Sie also auch nicht wild herum, wie Sie Ihren Hund am besten konditionieren können!
Gibt es eine Erfolgsgarantie?
Nein, leider überhaupt nicht. Es ist zwar hart für uns alle, aber es gibt keine Möglichkeit zur zuverlässigen Vorhersage, welchem Hund geholfen werden kann und welchem nicht. Das Verhalten eines Hundes wird einfach von zu vielen Variablen bestimmt, als dass wir voraussagen könnten, wie er auf unser Training reagieren wird. Je moderater das Problem, desto höher selbstverständlich die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Außerdem steigern Sie Ihre Erfolgschancen enorm, wenn Sie mit dem Training so früh wie möglich beginnen und nicht erst dann, wenn das Verhalten schon zur festen Gewohnheit geworden ist. Lesen und lernen Sie außerdem so viel wie irgend möglich über das Training von Hunden und den Umgang mit Hunden. Hundeerziehung ist keineswegs etwas, das nette Menschen ganz von alleine richtig machen. Es ist eine Wissenschaft, ein Sport und eine Kunst. Nehmen Sie sie ernst! Wenn Sie dieses Büchlein lesen, besitzen Sie ein Fortgeschrittenen-Modell von Hund und Sie brauchen auch fortgeschrittene Fähigkeiten und Kenntnisse, um mit ihm umgehen zu können!
Für viele Hundebesitzer ist es konstruktiv, sich selbst ein zeitliches Limit für die Arbeit zu setzen, sagen wir einmal drei, sechs oder zwölf Monate und dann zu sehen, welche Fortschritte der Hund bis dahin gemacht hat. Fragen Sie sich selbst, ob sich das Verhalten tatsächlich verbessert hat und ob Sie willens sind, mit dem Training fortzufahren. Und vor allem: Bedenken Sie, dass Sie niemals wirklich »fertig« sein werden, es wird mit der Zeit nur immer leichter werden. Vorzubeugen ist einfach, Rückschritte zu machen aber leider auch. Bleiben Sie immer gerüstet, Ihren Hund daran zu erinnern, wie toll all diese fremden Menschen doch sind und machen Sie bei seiner freudigen Begrüßung mit, wenn der Pizzafahrer das nächste Malkommt!
Zusammenfassung der Trainingsschritte
1. Sorgen Sie für Sicherheit.
Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende, um sicherzustellen, dass Ihr Hund nicht von dem, wovor er bis jetzt Angst hatte, überrascht und verängstigt wird und sorgen Sie dafür, dass er auf keinen Fall Menschen verletzen kann.
2. Bestimmen Sie die Reize, die das Angstverhalten bei Ihrem Hund auslösen (die »Trigger« oder »das Böse«).
Verschaffen Sie sich ein ganz klares Bild davon, was die Angstreaktion bei Ihrem Hund auslöst. Seien Sie dabei so genau wie möglich.
3. Finden Sie die besondere Leidenschaft Ihres Hundes heraus (das »Gute«).
Finden Sie heraus, welches besondere Futter oder welches Spielzeug Ihren Hund ganz verrückt macht und reservieren Sie es ab sofort ausschließlich für das Training.
4. Bringen Sie (das »Gute«) in hoher Intensität und »das Böse« in niedriger Intensität zusammen.
Schaffen Sie Situationen, in denen Ihr Hund seine Lieblingssache bekommt, nachdem er unmittelbar zuvor mit einer ganz schwachen Version seines auslösenden Reizes konfrontiert wurde.
5. Steigern Sie allmählich die Intensität des auslösenden Reizes.
Erhöhen Sie die Stärke des Reizes, der bei Ihrem Hund Angst auslöst, ganz langsam Schritt für Schritt.
Und der letzte Schritt ist der einfachste: Ärgern Sie sich nicht über Kleinkram! Solange Ihr Hund nicht ein sehr ernstes Problem hat, müssen Sie nicht glauben, dass Sie unbedingt alles und jedes in jedem einzelnen Moment richtig machen müssen! Für Hunde mit leichten bis mittelschweren Problemen ist jede Menge »Luft« im System – Sie müssen wirklich nicht alles jedes Mal ganz perfekt
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