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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Beste für uns alle.«
    »Aber warum?«, fragte Heiko.
    Er hatte keine Ahnung, ob Lisa schon um den Vorsprung herum war. Zeit gewinnen war alles. »Sie wollte dieses … Ding in unsere Familie bringen, diese Hexe. Das musste ich verhindern. Verstehen Sie das denn nicht?«
    Heiko begriff, dass sie das behinderte Kind meinte. Diese Frau war wirklich absolut krank. Er suchte nach den passenden Worten. »Das hätte nicht gut in Ihre Familie gepasst, nicht wahr, Frau Schuster?«
    Die Frau schüttelte leicht den Kopf und ging einen Schritt zurück, in Richtung der Brüstung, die kaum mehr als einen Meter hoch war. Ein weiterer Schritt. Die kleine Annabella begann zu weinen, und Heidemarie zog schließlich an der Hand. Der Griff schien jedoch eisenhart zu sein. Mit verzerrtem Gesicht sah das Kind zu seiner Mutter hoch.
    »Das kann ich voll verstehen, Frau Schuster«, versuchte Heiko. »Und der Richter wird das auch verstehen, glauben Sie mir.«
    Elke Schuster ging mit den Kindern einen weiteren Schritt zurück. Näher an den Abgrund heran, näher heran an den sicheren Tod. Verdammt, wo blieb Lisa? Sie müsste längst um die Mauer herum sein.
    »Und wie haben Sie von dem Baby erfahren?«, fragte Heiko. Zeit gewinnen, Zeit, nur Zeit. Er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    Elke Schuster schnaubte. »Das dumme Huhn hat mich selber angerufen. Sie hat gemeint, sie hätte da eine ganz tolle Idee. Sie würde bald ein förderungswürdiges Kind von meinem Mann kriegen, und dann könnten wir doch alle eine große Familie werden, sie, der Florian, mein Mario und ich und meine beiden Mädchen hätten doch auch was von dem Mongo.«
    Heiko hatte Lisa entdeckt. Sie war in Position.
    »Die wollte meine Familie kaputt machen«, fuhr Elke Schuster fort.
    Lisa fixierte Heidemarie, die nun unweit von ihr stand. Wenn es ihr nur gelänge, das Mädchen auf sich aufmerksam zu machen.
    »Frau Schuster, das kann ich ja alles verstehen. Und dann haben Sie die Jessica umgebracht, verständlich, durchaus.«
    Elke Schuster nickte heftig. »Ja, nicht?«
    »Ehrlich. Und glauben Sie mir, jeder Richter wird das genauso sehen. Frau Schuster, Sie müssen das nicht tun, tun Sie das Ihren Kindern nicht an.«
    »Es ist zu spät … zu spät.«
    Die Schuster ging einen weiteren Schritt zurück und stieß nun mit den Fersen an die Brüstung. Annabella begann, lauter zu weinen, ihr Heulen wurde zu einer Art Kreischen. Heidemaries Blick irrte umher und blieb schließlich an Lisa hängen. Lisa breitete die Arme aus und winkte dem Mädchen, zu kommen. Die Kleine zögerte nur kurz, dann ruckte sie noch einmal kräftig an der Hand ihrer Mutter. Weil diese erwartet hatte, dass das Mädchen nach vorne ziehen würde, gelang es der älteren, sich loszureißen. Das Kind floh in Lisas Arme. »Heidemarie! Komm hierher, sofort! Komm zurück!«
    Die Schuster brüllte wie ein wild gewordener Stier und sah jetzt plötzlich gar nicht mehr psychedelisch aus.
    »Komm hierher, Heidemarie.«
    Lisa erhob sich und drängte das Mädchen hinter sich. »Warum wollen Sie die Mädchen mitnehmen, Frau Schuster? Haben Sie es nicht verdient, zu leben?«
    Elke Schuster heulte auf. »Ich liebe sie. Mein Mann kann sie nicht erziehen. Besser tot, als … «
    »Besser tot als in einer Welt ohne ihre durchgeknallte Mutter?«, mutmaßte Heiko.
    »Ich sorge für sie«, korrigierte Elke Schuster.
    »Sie bringen sie um.«
    Die Frau reckte trotzig das Kinn. »Ich bin ihre Mutter, ich bin für sie verantwortlich.«
    In Heikos Hirn arbeitete es. Lange würde das nicht mehr funktionieren. Er tastete nach seiner Waffe.
    »Fragen Sie Ihre Tochter doch, ob sie sterben will«, schlug Lisa knochentrocken vor. Sie schielte zu Heidemarie, die sich auf dem Boden zusammengekauert und die Arme um die Knie geschlungen hatte. Das Mädchen starrte verstört auf einen imaginären Punkt direkt vor sich und schien nicht mehr wirklich da zu sein. Kein Wunder. Elke Schuster schüttelte wieder den Kopf, ganz langsam. Dann drehte sie den Kopf zu Heidemarie.
    »Komm, mein Schatz«, flehte sie. »Komm zu Mama.«
    Das Mädchen festzuhalten war gar nicht nötig, weil es nun vollkommen abgedriftet war.
    »Es ist nicht perfekt ohne Heidemarie«, versuchte Lisa. »Es bleibt unvollendet.«
    Elke Schuster zuckte die Achseln. Dann drehte sie sich um. Eine Windbö erfasste ihr Haar und zauste es nach hinten. Sie sah hinunter auf die Straße, die über 50 Meter unter ihr lag. Und dann zog sie Annabella, die immer noch an ihrer rechten

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