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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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hinter sich hatte und die offene See vor ihm lag. Schwacher Sonnenschein ließ die Schuppenpanzer heller glänzen, und das Banner von LochNar schien von der Farbe frischen Blutes zu sein, als der Wind mit seinen Falten spielte.
    Immer noch blickte sie ihm nach, bis es in der Ferne verschwand. Erst da wurde sie sich Rhuys bewußt, der nicht mehr dem Schiff nachgesehen hatte, sondern sie durch halb zusammengekniffene Augen betrachtete. Sein Blick war abschätzend und entschlossen, als wäre sie ein Zauberbuch, dessen Geheimnisse er für sich nutzen wollte.
    Tam-sin erwiderte seinen Blick ungerührt.
    Rhuys Lippen öffneten sich, und einen Moment erwartete sie, daß er etwas zu ihr sagen würde. Doch er unterließ es. Er zog lediglich die Schultern zusammen, als müsse er sich dem kalten Wind stellen, und drehte ihr unhöflich den Rücken zu. Dann hinkte er davon und überließ es ihr, allein in die Burg zurückzukehren.
    Sie hielt den Kopf hoch. Keine der Frauen, die wie sie ihre Männer in ein so gefährliches Abenteuer hatten ziehen lassen müssen, und jetzt noch hier standen, sollten denken, daß sie sich durch diese offene Verletzung ihres Standes in LochNar durch ihren Schwager gedemütigt fühlte.
    Doch statt zu den inneren Gängen zurückzukehren, stieg sie eine schmale, steile Treppe hoch, die in den Fels gehauen war und an allen Etagen des Turmes vorüberführte, bis sie die Felskuppe erreichte. Obgleich der Wind hier heftig gegen sie peitschte, legte sie die Hände über die Augen und schaute, ob Kilwars Schiff noch zu sehen war. Aber inzwischen war es offenbar bereits viel zu weit gekommen und hinter den Felsen von Lochack verschwunden, die sich zwischen LochNar und den nördlichen Riffen erhoben.
    Seevögel flogen kreischend um sie und tauchten hinab, um zwischen dem Treibgut, das der Sturm auf die Felsen gespült hatte, oder von den Wogen zwischen den Felszacken getragen wurde, nach toten Fischen oder anderen genießbaren Dingen zu suchen. Als sie hinunterblickte, sah sie, daß viele der Frauen und Kinder bereits damit beschäftigt waren, die Geschenke der freigebigen See zu bergen, genau wie die Vögel es taten. Aber Tam-sin war nicht in der Stimmung, sich ihnen anzuschließen.
    Sie setzte sich auf den Boden, lehnte den Rücken an einen Felsblock und schlang die Arme um die Knie. So kauerte sie hier im frischen Wind, die Augen der See zugewandt. Wieder durchforschte sie eifrig die Erinnerung Tam-sins und sortierte, was sie von ihrem anderen Ich erfuhr.
    So viel davon erstaunte sie. Genau wie das okkulte Wissen eines Olavamundes ihr in ihrem letzten Traum gegeben gewesen waren, wurden ihr nun all die ungewöhnlichen Fähigkeiten Tam-sins zu eigen. Einige legte sie, als für den Augenblick unwichtig, zur Seite und konzentrierte sich auf die, die ihnen jetzt am besten helfen mochten. Momentan versuchte sie noch nicht, Verbindung mit Kilwar aufzunehmen, sondern erst einmal genügend über all das zu erfahren, was ihr nutzen würde, wenn diese Verbindung erforderlich war.
    »Meine Lady.«
    Die Stimme riß sie so abrupt aus ihren Gedanken, daß sie erschrocken zusammenzuckte. Sie drehte den Kopf. Es war der Ältere Follan, der sie angesprochen hatte. Offenbar war er ihr gefolgt. Er musterte sie mit einer Nachdenklichkeit, ähnlich der, die Rhuys ihr kurz zuvor gewidmet hatte, doch in Follans Blick war nichts der Bosheit, ja Bösartigkeit, mit der Kilwars Bruder sie immer bedachte.
    »Follan«, sie schaute zu ihm hoch. »Was wißt Ihr sonst noch über diese Schiffe von Quinquare?«
    »Nichts als das, was ich unserem Lord berichtete. Das Ganze war ein Rätsel ohne Lösung, zumindest hörte ich nie von einer.«
    »Aber wie können Menschen von Bord eines Schiffes verschwinden, von einem, das sich in Schlepp befand, und so spurlos?«
    »Ich weiß es nicht. Bei Landmenschen – ja, eine plötzliche Panik, ein heftiger Sturm, der das Schiff zu kentern suchte … Vielleicht auch ein abrupter Wahnsinn, der alle an Bord erfaßte und sie in den Tod springen läßt. Es gibt einen solchen Wahnsinn, der vom Genuß verdorbenen Getreides kommt. Solche Erklärungen gibt es, aber sie treffen nicht auf das zu, was mit Pihuys Männern geschehen ist. Es muß auch bedacht werden, daß der Kapitän ein sehr gewissenhafter und verantwortungsbewußter Schiffsmeister ist. Vielleicht gab es ein Geheimversteck an Bord, das die Suchmannschaft nicht entdeckte …«
    »Und welche Gefahr ist dort verborgen?« fragte Tam-sin drängend, als

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