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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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jedoch nichts von dem Haß, den ihre Sensitivität von Rhuys aufnahm. Und der Teil ihres Ichs, der Tam-sin war, wußte, daß Follan ihr Freund war, seit sie hierhergekommen war, denn sie stammte nicht von LochNar, sondern aus einer kleineren, weniger bedeutenden Felsenburg näher dem Festland zu.
    »Wir kennen es beide«, erwiderte Kilwar für sie, ehe sie die richtigen Worte gefunden hatte. »Es ist das Wappen eines Landhauses, das zu seiner Zeit von nicht unbedeutender Macht war. Und jetzt mag es sehr leicht das Symbol eines Feindes sein.« Daß er damit an Kas dachte, war ihr sofort klar. Konnte es sein, daß in diesem Traum Kas Lord des Starrex’ Clans war, sofern es diesen hier überhaupt gab? »Es gefällt mir gar nicht, daß es mit diesem Geisterschiff zu tun hat.«
    Kilwars Antwort lenkte die Aufmerksamkeit von Tam-sin ab. Nur Rhuys warf ihr noch einen bösen Blick zu. Sie hob entschlossen das Kinn, als sie seinen Blick erwiderte. Rhuys konnte keinen Unfrieden zwischen diesen Kilwar und sie säen, auch wenn die andere Tam-sin, die ihr ihren Körper hier gegeben hatte, vielleicht Angst vor ihm empfunden haben mochte. Zwischen der neuen Tam-sin und diesem Seekönig bestand eine Verbindung, die keiner hier verstehen oder in Gefahr bringen konnte.
    »Landmenschen!« explodierte der Kapitän. »Sie sind eine ständige Bedrohung, aber weshalb? Wir sind an ihren Gebieten nicht interessiert, und wir verbieten ihnen die See nicht, wenn sie Mut genug haben, sich herauszuwagen. Warum also sind sie dann so gegen uns und versuchen ständig, uns etwas anzuhaben?«
    »Die Habgier ist ihnen angeboren«, antwortete Follan. »Nie bekommen sie genug, immer wollen sie mehr. Der Oberkönigin gefällt es nicht, daß unsere Lords sich an ihrem Hof nicht auf die Knie vor ihr werfen und ihr Geschenke entbieten. Auch sagen sie, weil wir hier leben können, wohin sie sich nicht wagen …«, seine Hand hob sich, um seine jetzt geschlossenen Kiemen zu betasten, »daß wir nicht von ihrer Rasse sind, und was sie nicht verstehen, hassen und fürchten sie. Doch auch von uns kann nicht gesagt werden, daß für uns manchmal nicht dasselbe zutrifft. Es war ein Landmannsschiff, also ist es nur natürlich, daß es ein Haussiegel trug.«
    »Köder für eine Falle.« Rhuys hinkte noch ein Stück näher, so daß er unmittelbar neben Kilwar, zu seiner Linken stand, genau wie Tam-sin an seiner Rechten. »Dieses Schiff könnte der Köder einer Falle sein, Bruder. Hat es nicht bereits sechs unserer Leute verschlungen? Gewiß wollen sie nur, daß wir uns noch weiter damit beschäftigen und immer mehr unserer Männer dabei verlieren. Es wäre besser, Seefeuer zu benutzen und es gleich zu vernichten …«
    »Um so ganz sicher zu gehen«, warf Pihuys trocken ein, »daß wir uns damit jegliche Möglichkeit nehmen, zu erfahren, wohin unsere Leute verschwunden sind, und ob es möglich ist, sie wiederzufinden.«
    »Glaubt Ihr denn, sie leben noch?« rief Rhuys spöttisch. »Ein solcher Narr könnt Ihr doch nicht sein, Kapitän!«
    Pihuys Hand fuhr zum Griff des Dolches in seinem Gürtel, und Rhuys lächelte. Daß er den Kapitän aus irgendeinem Grund mit voller Absicht provoziert hatte, daran zweifelte Tam-sin nicht.
    »Sei still, Rhuys.« Kilwars Stimme war ruhig, aber ihr Ton ließ seines Bruders verbittertes Gesicht rot aufwallen. »Wir werden«, bestimmte Kilwar, »auf Nachricht von Lochack und Lockriss warten. Wenn sie etwas über dieses Schiff wissen, ist es gut, wenn auch wir es erfahren. Bei Sonnenaufgang werden wir dann das Schlachtschiff nehmen und selbst sehen, was wir entdecken. Inzwischen, meine Herren Älteren, denkt nach, ob ihr noch irgendwie guten Rat wißt. Und Ihr, Kapitän, überlegt auch Ihr gut, ob Euch noch etwas einfällt, damit wir darüber sprechen können, wenn wir uns erneut zum Rat einfinden.«
    Schweigend verließen sie den Raum, wie Männer mit großen Sorgen. Kilwar blickte ihnen durch die Tür nach, eine Hand ruhte noch auf der Karte. Nur Rhuys machte keine Anstalten zu gehen.
    »Ich bin immer noch der Meinung, daß es eine Falle ist.«
    »Vielleicht hast du recht, Bruder. Aber wir müssen erst feststellen, welcher Art diese Falle ist, ehe wir uns daran machen sollten, etwas gegen sie zu unternehmen. Und wer mag in früheren Jahren eine ähnliche Falle vor Quinquare aufgestellt haben? Wir haben keine Verbindung mehr mit den Landen im Nordosten, nicht mehr, seit sie von den Kamocks überfallen wurden, die nichts von der See

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