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Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)

Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)

Titel: Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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von belastenden traumatischen Erinnerungen zu distanzieren – lange bevor diese durchgearbeitet werden können. Wir sollten ein Verständnis für die Entstehung ebenso wie die traumabedingte Störung der Identitätsentwicklung haben und lernen, von Symptomen, die unsere Klientinnen präsentieren, zu den Ursachen dieser Symptome vorzudringen, und ihnen dabei helfen, diese Ursachen zu verstehen und zu verwinden.
    Paradigmenwechsel
    Insgesamt findet in der Psychotherapie dank der modernen Psychotraumatologie ein Paradigmenwechsel statt. Ein Umdenken, wie es sie in der Geschichte der Traumaforschung und -therapie schon einige Male gegeben hat.
    Seit dem Altertum sind einzelne Schilderungen von Traumatisierungen bekannt, besonders bei Soldaten als Folge von Kriegseinsätzen oder einzelnen Zivilisten oder auch Gruppen nach Katastrophen. Systematischer befassten sich Ende des 19. Jahrhunderts die Pioniere der modernen Psychotherapie in der Pariser Salpêtrière mit der damals fast für alle psychischen Beeinträchtigungen diagnostizierten „Hysterie“ bei Frauen als Folge von Traumata, vor allem sexueller Gewalt. Besonders Jean-Marie Charcot und Pierre Janet, aber auch Sigmund Freud veröffentlichten Arbeiten hierzu. Während Charcot und Janet keine „Schule“ begründeten, gelang dies Sigmund Freud in Wien. Leider vollzog dieser bekanntermaßen im Jahre 1906 dann eine Kehrtwende seiner Ansichten in Bezug auf die vorher von ihm postulierte (sexuelle) Gewalterfahrung als Hintergrund für Neurosen.
    Freuds Theorie vom „Ödipuskomplex“ blieb dann jahrzehntelang in der Psychoanalyse meinungsbildend: Frauen, die sich an sexuelle Gewalt in der Kindheit erinnerten, so wurde gemutmaßt, lebten lediglich mit diesen Erinnerungen ihren Wunsch aus, den Vater zu verführen, und litten unter einem „Penisneid“. Bis heute gibt es mehr als genug Psychoanalytiker, die dieser Theorie anhängen.
    Zur Ehrenrettung Freuds für die Traumatheorie wird gelegentlich angeführt, dass er durch den Ersten Weltkrieg mit der Vielzahl von Soldaten, die mit „Kriegsneurosen“ zusammenbrachen („Kriegszitterer“; „Granaten-Schock-Syndrom“), zumindest bereit war, einen Teil der Realtraumata anzuerkennen, indem er mutmaßte, dass von außen einstürmende Erregungen (wir würden heute sagen: Stress) den „Reiz-Schutz des Ich“ durchbrächen. Womit er der Wahrheit schon recht nahe kam. Doch er wollte solche Themen dann doch lieber anderen Kollegen überlassen – und den vielen Menschen, meist Frauen, die in psychoanalytischen Behandlungen über real erlebte Gewalt berichteten und denen von ihren Analytikern, ganz zuerst von Sigmund Freud, nicht geglaubt wurde, hat das wenig geholfen.
    Parallel und weniger bekannt: 1888 gebrauchte der deutsche Nervenarzt Oppenheimer den Begriff „traumatische Neurose“ (Oppenheimer, 1892, siehe auch Frommberger, 2000) und beschrieb sie als Folge von Verkehrs- und Arbeitsunfällen – was wiederum eine Gegenbewegung auslöste, weil die Fülle von Rentenanträgen überhandzunehmen drohte: Nun hieß es, die Betroffenen hätten eine „Begehrensvorstellung“, wollten sich sozusagen eine Rente erschleichen. Auch eine Diskussion, die bis heute anhält.
    Eine dritte Welle schwappte seit Mitte der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts über Europa und die Welt: die biologische-psychiatrisch-pharmakologische. Alles, was nach einer zersplitterten Persönlichkeit aussah, wurde unter dem Begriff „Schizophrenie“ (Bleuler, 2001) zusammengefasst, als endogen psychisch krank bezeichnet und medikamentös behandelt. Bis heute herrscht in vielen Psychiatrien der Glaube vor, nicht nur organisch geisteskranke, sondern auch andere psychisch in Not geratene Menschen überwiegend mit Psychopharmaka behandeln zu sollen. Dies ging bis dahin, dass in weiten Teilen der Psychiatrie für solche Patienten, die schwerer beeinträchtigt waren, jede Form von Psychotherapie abgelehnt wurde.
    Die Herrschaft der Nazionalsozialisten radikalisierte die Sichtweise, dass psychische Beeinträchtigungen im Grunde nicht heilbar seien. Für Störungen, die als „erbkrank“ oder „rassisch bedingt“ betrachtet wurden, gab es eine „Kur“: den Tod. Unter den zigtausend in der Nazizeit ermordeten „psychisch Kranken“ waren nicht nur etliche völlig gesunde politische Gegner, sondern sicher auch viele Menschen, die unter dem Druck der Gewalt zusammengebrochen waren. Leider wurden nach dem Krieg viele führende Wissenschaftler, welche die

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