Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)
geweiht“ ansieht, ist anfällig für das Gedankengut destruktiver Kulte. In heutigen Zeiten sind dies „Underdogs“ und „Dropouts“ sowie die Anhänger jeglicher Gegenkultur, seien es Faschisten oder New-Age-Jünger. Manche davon sind bereit, eine große Portion Quälereien und Demütigungen hinzunehmen, um „ihr eigener Gott“ werden zu können, wie dies die Satanisten seit Crowleys Zeiten (Order of The Golden Dawn; Ordo Templis Orientis und Ableger bis heute) versprechen:
„Tu, was du willst, ist das (einzige) Gesetz.“
Das ist das Gesetz der Täter ritueller Misshandlungen, für die „Geopferten“ gilt dieses Gesetz natürlich nicht.
Menschen, die sich dafür entscheiden, „bewusst böse“ zu sein – z. B. eine sadistische, antisoziale Persönlichkeitsstruktur haben bzw. sich „bewusst bösen“ Kreisen anschließen (organisiertes Verbrechen, Kinderpornografieringe etc.) –, zieht es zu destruktiven, pseudoreligiösen Ritualen. Die Tätergruppen sind zutiefst antidemokratisch ausgerichtet und haben, wie gesagt, eine erhebliche Affinität zu alt- und neofaschistischen Gruppierungen.
In ihrer Ideologie greifen Satanisten auf Gedanken zurück wie den Sozialdarwinismus (survival of the fittest – das Überleben der Geeignetsten), Nietzsches Theorie vom „Übermenschen“ und seinem „Willen zur Macht“ sowie auf faschistisches Gedankengut. Viele Klientinnen, die von ritueller Gewalt berichten, erzählen auch, dass zu Hause „Mein Kampf von Adolf Hitler und andere Naziliteratur gelesen wurde; dass männliche Familienmitglieder zu „SS-Kameradschaftstreffen“ gingen oder der – in den 90er-Jahren verbotenen – „Wiking-Jugend“ angehörten.
Hinzu kommen seit Mitte des 19. Jahrhunderts, beginnend in den USA, okkultistische und geheimbündlerische (z. B. Freimaurer-)Philosophien und Anleihen beim Hinduismus (Karma) sowie die Anwendung von Hypnose bei Ritualen und zur Indoktrinierung.
Schwarze und weiße (Wicca -)Magie als Mittel zur Bewusstseinserweiterung, unter Zuhilfenahme von Drogen, wurde vor allem im 20. Jahrhundert auch in den Kreisen der rituellen Misshandler propagiert. Einer von Crowleys Schülern, Jack Parsons, versuchte Ende der 1940er-Jahre zusammen mit Ron Hubbard – später der Gründer von Scientology –, ein „moon child“ zu schaffen – ein Dämonenkind mit magischen Kräften. In der Jugendkultur seit den 1960er-Jahren wurde Satanismus populär als „Ästhetik des Terrors“ (Raschke, 1990). Bands wie die Rolling Stones (Sympathy for the Devil), die Doors, Alice Cooper, Kiss und insgesamt die Faszination der Heavy Metal- und Punk- sowie New-Wave-Szene, besonders in den 1980er-Jahren, für den Satanismus ließen destruktive Kulte für die Gegenkultur akzeptabel erscheinen. (Diese und viele andere Informationen finden sich auch in den Büchern Grandt von 1995 und 1999 sowie im Sammelband von Sakheim & Devine, 1992.)
Heute ist diese Black- und Death-Metal- sowie „Gruftie“-Szene – die Satanismus einfach „schick“ findet, ohne unbedingt zu wissen, was Hardcore-Satanisten so treiben – geradezu riesig. Allein im Raum München existieren annähernd 20 Black- und Death-Metal-Bands mit entsprechendem Zulauf, wie ich selbst im internet recherchieren konnte.
Anton LaVeys in den 1960er-Jahren verfasste „Satanische Bibel“ machte die Runde, viele interessierten sich seither für seine „Church of Satan“ (die auch in Deutschland Ableger hat); gleichzeitig stieg die Faszination für faschistisches Gedankengut. (Bücher wie „The Occult Reich“ oder „Hitler: The Occult Messiah“ wurden in den USA Bestseller.) Ebenfalls im gleichen Zeitraum veränderte sich die gesellschaftliche Akzeptanz nicht nur von Softporno, sondern auch von Kinderpornografie, Sadomasochismus, Horror- bis hin zu Snuff-Filmen – und alle, die sich dagegen wehren wollten, wurden massiv diffamiert. Plötzlich galt zum Beispiel die POR-NO!-Kampagne von EMMA (seit den 1990er-Jahren immer wiederholt) auch in der „linken“ und „alternativen“ Presse als „spießig“, ja es wurde den Aktivistinnen der Antiporno-Kampagne rechte Gesinnung unterstellt, sie wollten Zensur und einen Law-und-Order-Staat etc.
Woran glauben destruktive Kulte?
Grundüberzeugung der Satanisten und anderer destruktiver Kulte ist, dass Gott entweder die Welt verlassen hat, sich nicht um sie kümmert oder sich sogar gegen sie gewandt hat. Also müssen die Einzelnen ihre eigene Macht des Stärkeren,
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