Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)
auf einer WHO-Tagung 2001 mehr Geld verdient wird als mit dem gesamten internationalen Waffenhandel.
Die Opfer fühlen anfangs eine ihnen natürlich scheinende Identifikation mit ihren Misshandlern, da sie mit ihnen verwandt sind oder die Täter dauerhaft eine bedeutende Rolle in ihrem Leben spielen. Denn die Täter stammen vielleicht sogar aus der eigenen Herkunftsfamilie des Kindes. In jedem Fall tun sie alles, um das Opfer an sich zu binden: Sie geben vor, seine „eigentliche Familie“ zu sein; „vermählen“ es mit einem Ober-Täter als „Satansbraut“; lassen es von bestimmten Personen regelmäßig von zu Hause abholen; fördern es, dass sich das Opfer in einen der Täter verlieben soll; führen Täuschungsrituale durch, in denen sie so tun, als hätten sie dem Opfer etwas „eingepflanzt“ (s. u.); zwingen es, Sätze auswendig zu lernen, die es gebetsmühlenhaft wiederholen soll und die es auf „magische“ Weise an die Gruppe binden etc.
Die ultimative Viktimisierung geschieht, indem die Täter ihr Opfer nicht nur wiederholt und sorgfältig geplant foltern, wobei die Folter
a) die Form von „heiligen Ritualen“ annimmt;
b) um die Sexualität des Opfers und dessen ureigene Identität kreist;
sondern auch, indem das Opfer gezwungen wird, dieselben Arten von Grausamkeiten, die es erleiden muss, auch anderen anzutun. Dazu gehört auch das rituelle Töten von
Tieren (etwa Katzen und Hunde);
bei weiblichen, geschwängerten Teilnehmerinnen in Ritualen zwangsabgetriebenen Embryonen („Satanskindern“);
manchmal auch anderer Kinder und Erwachsener.
Außenstehenden erscheinen solche Taten unglaubhaft – doch die Opfer, die reden, erzählen so detailliert davon, dass sie auch von den skeptischen Kolleginnen, die ihnen zuhören, eher für glaubwürdig eingeschätzt werden (AGJ, 1996; Fraser, 1997; Fröhling et al., 2002; Grandt, 1995 und 1999).
in vielen Ländern gibt es Polizeibeamte, die Vorlesungen über rituelle und Kultmisshandlungen halten, wobei sie Fotos zeigen von Leichen, die mit Kultsymbolen verstümmelt wurden oder andere klare Anzeichen aufweisen, im Rahmen von rituellen Aktivitäten ermordet worden zu sein – Aktivitäten, wie sie viele noch lebende Opfer und Überlebende beschrieben haben (Woodsum, 1998, S. 43). Dennoch wird häufig nicht in Richtung rituelle Gewalt ermittelt, wenn ein Mord geschehen ist, selbst wenn in diesem Zusammenhang deutliche Hinweise (etwa entsprechende Symbole, siehe unten) auftauchen.
Da Betroffene so häufig schildern, dass im Zusammenhang mit ritueller Gewalt auch Embryonen bzw. „Babys“, manchmal auch ältere Kinder oder Jugendliche oder sogar Erwachsene ermordet worden seien, wird häufig die Frage aufgeworfen, wie so etwas denn in einer zivilisierten Gesellschaft möglich sei bzw. wo denn dann die Leichen blieben. Wenn die Leichen der durch rituelle Misshandlungen Getöteten nicht gefunden und entsprechend zugeordnet werden (s. o.), dann werden sie – so erzählen es Überlebende – als „normale“ Verbrechensopfer in die Statistik eingehen – etwa als Drogentote auf der Bahnhofstoilette oder als Sexualleiche, die im Wald gefunden wurde.
Weitere unappetitliche „Entsorgungswege“ von durch rituelle Gewalt Getöteten laut Aussagen von Überlebenden: Die Getöteten seien entweder aufgegessen, verbrannt, in Säure aufgelöst oder auf Mülldeponien oder andere Weise „entsorgt“ worden (bei einem inzwischen verurteilten Täter aus dem rituellen Gewaltbereich fand man ein Piranha-Becken mit „Fleischresten“ darin). Die getöteten Opfer waren oft entweder Embryonen (von Außenstehenden unentdeckte Schwangerschaften bis zum Zwangs-Abort durch die Misshandler, gewöhnlich im 5. Monat) oder Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die keinen festen Wohnsitz bzw. keine sozialen Bindungen hatten und daher nicht in der Vermisstenstatistik auftauchten (siehe auch Woodsum, 1998).
Das Opfer zu zwingen, Grausamkeiten zu begehen, ist der beste Schutz für die Täter, da solche Handlungen des Opfers auch gefilmt werden und es damit dem Opfer unmöglich erscheint, sich aus der misshandelnden Gruppe zu befreien. Oft ist die Pornoproduktion (hier: Snuff-Videos, also Real-Quäl-und-Tötungs-Filme) der eigentliche Zweck, die Abrichtung der zweitwichtigste, das Verstärken des Schweigegebotes der drittwichtigste Grund solcher Rituale. Der vierte mag darin bestehen, dass manche Täter in manchen Gruppen tatsächlich glauben, auf diese grausame Weise bei den zu
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