Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)
Killern abgerichteten Opfern „Herrenmenschen“ erzeugen und die „Weltherrschaft“ übernehmen zu können – à fond sind alle Gruppen, die rituelle Gewalt anwenden, von ihrer Ideologie her ausgesprochen faschistisch, und es gibt – wie ein Hearing im Bundestag ergab – auch intensive personelle Verflechtungen zwischen Rechtsradikalen und Tätergruppen, in denen rituell misshandelt wird (Rennebach et al., 2002).
Tätergruppen
Die Täter(gruppen) im Falle der Kultmisshandlungen sind also keineswegs nur Satanisten, auch wenn die meisten Überlebenden uns von der Herrschaft einer teufelsgleichen Gestalt erzählen – und „Satanisten“ aller Couleur haben derzeit massiven Zulauf (Koltermann, 2002). Opfer und Überlebende haben auch andere religiöse Sekten benannt – wenn sie überhaupt wussten, wie sich die Misshandler-Gruppe nannte (manchmal wurden sie laut eigenen Berichten einfach an einen Ort gebracht, gequält und wieder nach Hause gebracht bzw. am Rande ihres Heimatortes ausgesetzt und haben versucht, alles zu „vergessen“, wie es die Täter ihnen aufgetragen haben). Mehrfach genannt – meist in den USA, aber auch vereinzelt in Europa – wurde der Ku-Klux-Klan; häufiger benannt wurden Freimaurer und andere Logen, Todeskulte, alt- und neofaschistische Gruppen und viele mehr (siehe auch die SPD-Tagung „Satanismus und Rechtsextremismus – Brüder im Geiste?“, Berlin, Juni 2002).
Rituelle und Kultmisshandlung ist nicht das Ergebnis irgendeines Überzeugungssystems. Sondern umgekehrt: „Verschiedene Überzeugungssysteme werden als ,Maske‘ benutzt, hinter der Verbrechen begangen werden. Solange die Botschaften immer gleich sind, machtvoll erscheinen und auf rituelle Weise wiederholt werden, erreichen die Täter damit ihre Zwecke“ (Woodsum, 1998, S. 35).
Die wiederholte Kombination von Symbolen, Ritualen und Metaphern schafft zusammen mit allen erdenklichen Formen von Misshandlungen die Basis für die außerordentliche Kontrolle, welche die Täter über das Leben ihrer Opfer ausüben.
Die Geschichte religiöser Begründungen für antisoziales Verhalten
Die Geschichte religiöser Begründungen für antisoziales Verhalten ist lang. Und auch die Gestalt Satans ist uralt. Im Tal des Indus fand man eine im Jahre 3000 v. Chr. hergestellte Figurine; sie stellt einen Mann mit Ziegenkopf dar, der mit übereinandergekreuzten Beinen dasitzt und von Tieren umgeben ist, die ihn anbeten. Ritualisierter Sex als Fruchtbarkeitsritus und Kindsopfer waren in der frühen semitischen wie in vielen anderen Religionen häufige Praktiken (Katchen, 1992).
Doch es blieb dem Christentum vorbehalten, die Dualität zum zentralen Thema zu machen: Hier das Gute, dort das Böse. Hier Gott, dort Satan. Die Guten kämpfen gegen das Böse und umgekehrt, so wie Gott und Satan sich ewig bekämpfen. Das Schicksal der Menschheit wie der einzelnen Menschen entscheidet sich nach der dualen Religionsphilosophie dadurch, wie gut sie waren zu Lebzeiten: Himmel oder Hölle.
Es gibt zwei grundlegende Elemente des Satanismus und aller ähnlichen Kulte:
die Vorstellung der Welt als letztlich von bösen oder feindseligen Kräften kontrolliert (die Hölle auf Erden) und
die Figur des Magiers oder „gefallenen Engels“ als Helden, der diese feindseligen Kräfte kontrollieren kann.
Seit der Spätantike, so ist es Religionshistorikern aufgefallen, entwickelte immer dann eine (Volks-)Gruppe eine Faszination für „das Böse“ oder „schwarze Magie“, wenn sie sich für zum Untergang verdammt hielt oder wenn sie sich bewusst antisozial verhielt und eine Art religiöser Rechtfertigung bedurfte.
Seit dem 15. Jahrhundert dokumentierte man in solchen Gruppen die Überzeugung, es sei wünschenswert und möglich, die Macht Satans nicht nur anzubeten und sie um Hilfe zu bitten, sondern sie auch zu manipulieren und zu eigenen Zwecken zu nutzen. (Siehe auch die Bücher von Guido und Michael Grandt: „Schwarzbuch Satanismus“, 1995, sowie „Satanismus – die unterschätzte Gefahr“, 1999.)
Judith Spencer beschreibt in ihrem Buch „Jenny“ die Innenansicht eines satanischen Kults, aus der Sicht eines ihrer weiblichen Opfer. Die Kultideologie wird so zitiert: „Die Bösen können nicht in den Himmel. Wer böse ist, kommt in die Hölle, ein von Satan regiertes Flammenmeer. Diejenigen, die Satan dienen, werden in die Hölle kommen, doch nicht verbrennen.“ (Spencer, 1995)
Wer sich selbst als „verdammt“ oder „dem Untergang
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