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Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)

Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)

Titel: Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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ist die Tatsache, dass die Misshandlungen in ritualisiert -repetitiver Form – hinsichtlich Zeitpunkt, Ort und Misshandlungsart – wiederholt werden.“ (Woodsum, 1998, S. 25)
    Rituelle Misshandlung dient der fein abgestimmten Ausübung von Macht und Kontrolle über die Individualität, Unabhängigkeit und Freiheit des Opfers – und zwar für das Opfer lebenslang. Das Opfer soll schweigen – aus Angst vor verstärkter Misshandlung; aus der Überzeugung heraus, selbst für die Misshandlung verantwortlich zu sein, und aus einer starken Verbindung zur Tätergruppe heraus. Die Täter geben sich viel Mühe, dem Opfer das Gefühl zu vermitteln, es hätte die Misshandlung gewählt. Das Opfer hat typischerweise das Gefühl, „bis in den Kern hinein böse“ zu sein (siehe auch Schwartz, 2000).
    Kultmisshandlung ist rituelle Misshandlung in Form komplexer Rituale, die auch spirituelle Elemente einschließen. Sie finden innerhalb einer organisierten Gruppe statt und dienen u. a. dazu, auch den gesamten Bereich der Sinnstiftung im Sinne der Täter zu manipulieren, etwa die Entscheidung darüber, was gut und was böse, was hassenswert und was heilig sei – und vor allem: Wer wen aus welchen „spirituellen“ Gründen quälen und sogar töten darf (AGJ, 1996; Fraser, 1997; Noblitt & Perskin, 2000 a,b).
    Zwar gibt es auch andere als satanische Rituale, doch die meisten Überlebenden destruktiver Kulte im westeuropäischen Raum schildern, dass sie rituell misshandelt wurden als Bestandteil einer angeblichen „Anbetung Satans“ und zum Zweck, sie in satanischen Überzeugungen und Praktiken zu indoktrinieren (Christiansen & Zinser, 2001; Grandt & Grandt, 1999). Rituelle Misshandlung besteht nur selten in einer einzelnen Episode. Gewöhnlich finden die Misshandlungen wiederholt über einen langen Zeitraum hinweg statt.
    Zwei Aspekte sind wichtig:
     
Eine Geschichte extremer, überwältigender und nicht verkraftbarer Misshandlungen, die häufig zunächst tief im Persönlichkeitssystem verborgen wird und der dissoziativen Amnesie unterliegt; viele Opfer spalten ihre Persönlichkeit aufgrund der Misshandlungen auf und entwickeln eine dissoziative Störung (siehe Smith, 1994; Noblitt & Perskin, 2000 a,b).
Die Misshandlungen fanden in einem Kontext statt, in dem sie als wesentlicher Bestandteil der religiösen Überzeugungen des oder der Täter gerechtfertigt wurden.
    Rituelle Gewalt stellt das äußerste Ende des Spektrums an emotionaler, sexueller und körperlicher Misshandlung dar. Sakheim & Devine (1992) sprechen sich dafür aus, Unterschiede je nach Schwere grad der rituellen Misshandlung und des Kontext s der rituellen Misshandlung zu machen. Zufällige, gelegentliche, bewusste, sanktionierte und religiös motivierte rituelle Misshandlungen haben demnach je unterschiedliche Auswirkungen.
    Rituelle Misshandlung stellt besonders dann die schwerste Form von Misshandlung dar, wenn sie – wie es die Regel ist – in Form wiederholter Traumatisierungen stattfindet. Dies vor allem auch deshalb, weil nicht nur äußerste Schmerzzufügung Bestandteil der Folter ist, sondern auch die permanente Todesdrohung.
    Der Kontext ließe sich dann z. B. so beschreiben: Die Klientin wurde rituell misshandelt:
     
bei einer Zeremonie eines Satanskults;
von einem multidimensionalen Kinderprostitutionsring (wir sprechen auch hier semantisch zutreffender von „Organisierter Kinderfolter“);
von einem psychotischen Verwandten;
etc.
    Die Rolle der Täter und der Opfer
    Tätergruppen im Kult- und Kinderprostitutionsbereich sind gewöhnlich mit anderen Tätergruppen gut vernetzt. Außerdem sind sie in mindestens einem anderen Kriminalität sbereich aktiv, etwa Pornografie, Drogenhandel, Prostitution, politische Erpressung, Entführungen und (Auftrags-)Morde. Opfer und Überlebende wissen manchmal, möglicherweise aber auch gar nicht von derlei anderer Kriminalität außer ihrer eigenen Misshandlung (Burghoff & Kresta, 2002; Grandt, 1995 und 1999; Woodsum, 1998).
    Ziel der Kultmisshandlung ist die komplette, tägliche Macht und Kontrolle über das Leben des Opfers, dem jeder Zugang zu wahrer Entscheidungsmöglichkeit, Unabhängigkeit und Freiheit verwehrt wird. Letztlich soll das einzelne Opfer für größere kriminelle Aktivität benutzt werden, bei denen es um weiterreichende gesellschaftliche Macht und Kontrolle geht (Woodsum, 1998). Allein der Bereich (Kinder-)Pornografie und Prostitution ist ein weltweiter Industriezweig, bei dem laut Aussagen

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