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Traumfänger

Traumfänger

Titel: Traumfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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unterschiedlicher Säfte füllte. Dann fuhr er mich zu einem Motel, wo er so lange wartete, bis sie mir Einlaß gewährt hatten. Wir hatten beide bezweifelt, ob sie mir überhaupt ein Zimmer vermieten würden, doch eine Hand voller Banknoten schien eine deutlichere Sprache zu sprechen als der seltsamste Aufzug. Ich drehte das Badewasser an und segnete die Erfindung der Badewanne. Während das Wasser einlief, rief ich verschiedene Fluggesellschaften an, um für den kommenden Tag einen Flug zu buchen. Die nächsten drei Stunden ließ ich mich in der Badewanne aufweichen. Dabei dachte ich ausführlich über die letzten Jahre und ganz besonders über die letzten Monate meines Lebens nach.
    Am nächsten Tag bestieg ich ein Flugzeug. Mein Gesicht war frisch geschrubbt und mein Haar zwar häßlich, aber sauber. Ich humpelte in den Gummilatschen, die ich hatte zurechtschneiden müssen, um sie über meine Hufe ziehen zu können, aber ich roch wunderbar! Ich hatte vergessen, mir Kleidung mit Taschen zu kaufen, deshalb hatte ich mir das Geld in mein Hemd gestopft.
    Meine Hauswirtin war froh, mich zu sehen. Ich hatte recht gehabt: Sie hatte während meiner Abwesenheit die Miete für mich vorgestreckt. Es war alles kein Problem, ich mußte es ihr nur zurückzahlen. Der unheimlich freundliche australische Händler, der mir kurz vor meinem Verschwinden einen Fernseher und einen Videorecorder überlassen hatte, hatte mir noch nicht einmal eine Mahnung geschickt oder versucht, die Ausrüstung wieder in seinen Besitz zu bringen.
    Auch er freute sich, mich zu sehen. Er war sich sicher gewesen, daß ich nicht einfach verschwinden würde, ohne ihm seine Ware zurückzugeben und die Rechnung zu begleichen. Auch meine Arbeit war noch immer da und wartete darauf, daß ich mich ihr wieder zuwendete. Meine Kollegen waren zwar verärgert, aber machten Witze und fragten, ob ich etwa zum Opalschürfen gegangen sei, statt ins Büro zu kommen.
    Ich erfuhr, daß der Besitzer des Jeeps sich bereit erklärt hatte, seinen Wagen in der Wüste abzuholen und dann meinen Arbeitgeber zu informieren, falls Ooota und ich nicht zurückkehren sollten. Er hatte ihnen gesagt, ich sei auf einem Walkabout, was soviel bedeutete wie: Ziel unbekannt und Reisezeit gemessen nach Aborigine-Maßstäben der Nicht-Zeit. Es war ihnen nichts anderes übriggeblieben, als meine Entscheidung zu akzeptieren. Niemand anderer hatte meine Arbeit abschließen können, deshalb lag immer noch alles da und wartete auf mich.
    Ich rief meine Tochter an. Sie war erleichtert und wollte unbedingt ganz genau wissen, was ich alles erlebt hatte. Sie gestand mir jedoch, daß mein Verschwinden sie nie ernsthaft beunruhigt habe. Wenn ich wirklich in Schwierigkeiten gesteckt hätte, davon war sie überzeugt, hätte sie es irgendwie gespürt. Ich öffnete den ganzen Stapel Post, der sich angesammelt hatte, und erfuhr, daß man mich von der Familienliste für Weihnachtspost gestrichen hatte! Es gab keine Entschuldigung dafür, daß ich versäumt hatte, Weihnachtsgeschenke zu verschicken.
    Lange Fußbäder und der Einsatz von Bimsstein und Hautlotion waren nötig, um meine Füße wieder an Strumpfhosen und Schuhe zu gewöhnen. Einmal hatte ich sogar zu einem Elektromesser gegriffen, um ein Großteil der toten Haut- und Hornschichten einfach abzusägen!
    Ich war für die eigenartigsten Gegenstände dankbar, zum Beispiel für den Rasierapparat, mit dem ich die dicken Haarbüschel, die mir unter den Achseln gewachsen waren, entfernte, die Matratze, die mich aus der Gefahrenzone der winzigkleinen Ungezieferrachen heraushob, und für eine Rolle Klopapier. Immer wieder versuchte ich den Leuten von dem Ureinwohnerstamm zu erzählen, der mir so ans Herz gewachsen war. Ich versuchte ihnen deren Lebenweise zu erklären, ihr Wertesystem und vor allem ihre besorgte Botschaft über unseren Planeten. Jedesmal, wenn ich in den Zeitungen wieder etwas über die ernstzunehmenden Umweltschäden las und die Mahnungen hörte, daß bald die grünsten und üppigsten Vegetationen verbrannt und verschwunden sein könnten, wußte ich, daß es stimmte: Der Stamm der »Wahren Menschen« hatte gehen müssen. Sie konnten schon kaum von der Nahrung leben, die sie vorfanden - von zukünftigen Strahlenschäden ganz zu schweigen. Sie hatten recht gehabt, als sie behaupteten, Menschen könnten keinen Sauerstoff produzieren. Nur Bäume und Pflanzen sind dazu in der Lage. In ihren Worten bedeutete das: »Wir zerstören die Seele der

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