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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Temple stieß die Eingangstür zu und kümmerte sich nicht länger um den Stuhl. Sie wandte sich dem Geräusch des Riegels an ihrer eigenen Tür zu, der zurückgezogen wurde, und zu Marie, die ihre Nase heraussteckte.
    »Wir bestellen das Abendessen«, sagte Miss Temple. »Und einen Mann, der das Schloss repariert. Corporal Brine wird gleich wieder hier sein, und ich verspreche dir, Marie, dass du nicht mehr allein gelassen wirst.«
    Marie nickte, noch immer nicht bereit, den Salon zu betreten. Miss Temple folgte dem Blick ihrer Dienerin zu den beiden roten Umschlägen in ihrer Hand.
    »Was ist das?«, flüsterte Marie.
    »Ein Fehler, den jemand begangen hat.«
    Das Schloss war ausgetauscht worden, und das unweigerlich freimütige Gespräch von Miss Temple mit dem Manager, Mr. Stamp, beendet. Stamps Bedauern darüber, dass Verbrecher so mühelos in sein Hotel eingedrungen waren, hielt sich die Waage mit seiner Verstimmung darüber, dass Miss Temple diese Verbrecher angezogen hatte, und es hatte ihres gesamten Fingerspitzengefühls bedurft – das nicht besonders ausgeprägt war –, die Angelegenheit zu klären, denn sie wusste, dass sein eigentlicher Wunsch war, sie ungeachtet des Geldes an die Luft zu setzen. Ein paar Minuten später tauchte Mr. Brine in der Tür auf, atemlos, weil er die ganze Treppe hinaufgerannt war, nachdem ihm die Geschichte von dem Überfall in der Lobby zu Ohren gekommen war. Er bat darum, sich selbst davon zu überzeugen, dass Marie wohlauf war – was Miss Temple nur in der Hoffnung gestattete, dass eine solche Aufmerksamkeit das Dienstmädchen umso schneller dazu brachte, beflissener zu sein –, und erhielt dann von ihm einen ganz und gar nicht beruhigenden Bericht.
    Er hatte den Mann im braunen Mantel tatsächlich gefunden, der Ramper an der Stropping nicht nur entwischt, sondern ihm danach seinerseits zum Boniface gefolgt war. Nachdem Ramper gegangen war, war er ihm zum Worthing Circle gefolgt, wo Ramper eine Kutsche gemietet hatte. Der Mann im braunen Mantel hatte ebenfalls eine Kutsche gemietet, aber es war Mr. Brine nicht gelungen, rechtzeitig eine dritte zu finden, und er hatte ihn aus den Augen verloren. Mit einem Kopfschütteln – dessen eckige Form die Geste eher wie das Schwenken eines Holzblocks aussehen ließ – beschrieb er den Mann als »schmächtig und feminin«, mit einem langen Schnurrbart. Der braune Mantel war aus der Mode und zu lang für seinen Träger.
    An dieser Stelle hob Mr. Brine zu einer weiteren Entschuldigung an, doch Miss Temple stand plötzlich auf und zwang ihn daher, zu verstummen und ebenfalls aufzustehen.
    »Es war allein mein Fehler, Mr. Brine. Sie haben mich gewarnt. Lassen Sie es mich bitte wissen, wenn Mr. Pfaff sich meldet.«
    Sie setzte sich aufs Bett, legte die beiden Umschläge auf ihren Schoß, drehte sie dann in ihren Händen hin und her und suchte nach einem Hinweis, was sie wohl enthalten mochten. Dass die Umschläge von der Contessa kamen, schien klar zu sein: Der erste sollte ihre Gewalt über Francesca Trapping kundtun und der zweite Miss Temples Angreifbarkeit verdeutlichen. Diese Tatsachen waren nicht zu leugnen. Sie zog das Messer aus ihrem Stiefel und schlitzte den ersten Umschlag auf. Das rote Papier war steifer, als es aussah. Er enthielt lediglich einen Zeitungsausschnitt, nach der Schriftart zu urteilen, aus dem Herald .
    …dauerliches Gemälde aus Paris, dessen Rokoko-Opulenz erstickt in einem Sumpf dekadenter Phantasie. Das größte, abstruserweise als Die chymische Hochzeit betitelte Gemälde unterlässt glücklicherweise die abscheuliche, areligiöse Satire von Mr. Veilandts Verkündigung, allerdings ist das Verbindende die Arroganz und Ausschweifung. Die Braut in der Komposition, wenn man eine derart herabgewürdigte Gestalt überhaupt so bezeichnen kann
    Miss Temple hatte die Arbeiten des Künstlers gesehen und nichts gegen die Beurteilung einzuwenden, auch wenn sie dieses eine Werk nicht kannte. Dass der dekadente Künstler Oskar Veilandt und der Comte d’Orkancz ein und dieselbe Person waren, war nicht weithin bekannt, weil man annahm, dass Veilandt ein paar Jahre zuvor in Paris gestorben war. Wenn sie des gesamten Artikels aus dem Herald habhaft werden konnte, würde sie bestimmt mehr erfahren.
    Miss Temple nahm den zweiten Umschlag, der schwerer als der erste war, und schlitzte ihn auf. Sie spähte hinein und spürte, wie ihr der Atem stockte. Ganz vorsichtig fuhr sie mit der Klinge an den beiden Seiten entlang und

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