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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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abnehmen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Damit ich sehen kann, was er getan hat. Sie wären überrascht, wie viel man daran ablesen kann – an den Augen, der Zunge, der Halsschlagader –, ich würde es nicht wagen, aus einer fahrenden Kutsche zu springen. Oskar wäre ein großartiger Mediziner geworden, Sie verstehen schon, innerhalb seines Spezialgebiets.«
    »Sein Spezialgebiet ist ungeheuerlich.«
    »Ehrgeiz ist stets ungeheuerlich. Sie hätten ihn in Paris erleben sollen – das Haus im Marais, der Gestank –, und das war nur seine Malerei!«
    Chang steckte den Dolch in den Stock zurück. Die Contessa verkrampfte sich, als er ihr mit einem behandschuhten Finger direkt auf die Stelle unter dem Brustkorb drückte, wo sein Stock sie getroffen hatte.
    »Misstrauen Sie mir nicht, Rosamonde.«
    »Warum sollte ich?« Sie senkte den Blick. »Das ist angenehm.«
    Chang wurde plötzlich bewusst, wie einfach es wäre, aus seiner Drohung eine Liebkosung zu machen. Sie hätte ihn nicht daran gehindert. Das Verlangen der Frau war so unübersehbar wie die Federn eines Pfaus und so vertraulich wie – nun, die geheimsten Gedanken jeder Frau. Sie legte eine Hand auf sein Handgelenk.
    »Ich habe mich mit Doktor Svenson unterhalten …«
    »Lassen Sie meinen Arm los, oder ich tue Ihnen weh.«
    Die Contessa bettete die Hand wieder in ihren Schoß. »Müssen Sie so grob sein – so dumm?«
    »Ich bin dumm genug, Sie in meiner Gewalt zu haben.«
    Die Contessa seufzte verärgert. »Sie tragen die Vergangenheit mit sich herum wie ein Verurteilter seine Ketten. Was geschehen ist, hat nichts zu bedeuten, Kardinal. Die Zeit verändert vielleicht jedes Atom unserer Gedanken. Wessen Jugend war nicht die eines vor Demütigung und Verzweiflung bebenden Dummkopfs – nur eine Klingenbreite davon entfernt, sich das Leben zu nehmen? Und das aus Gründen, die vier Monate später den Tod so wenig wert waren, wie die Mode vom letzten Jahr zehn Pfennige im Vergleich zum Pfund wert ist.«
    »Sie wollen sich herausreden.«
    »Wenn Sie mich am Ende töten wollen, Kardinal, dann werden Sie das tun, oder ich werde Sie töten, oder unser beider Schädel werden Lord Vandaariff als Fingerschalen dienen. Doch bis dahin – bitte.«
    Die Contessa legte sich eine Hand auf die Stirn – ihre linke Hand, wie er bemerkte, und erinnerte sich an die Verletzung an ihrer rechten Schulter. Schonte sie sie noch immer?
    »Ich gratuliere Ihnen zu der Verkleidung«, sagte sie. »Die Ironie trieft aus allen Nähten.«
    Chang nickte zum Fahrer hin. »Wohin fahren Sie?«
    »Spielt das eine Rolle? Ich bin sicher, Sie haben Ihre eigenen Pläne.« Die Contessa schüttelte den Kopf und lächelte. »Jetzt bin ich die Spielverderberin. Wussten Sie, dass mich Doktor Svenson beinahe erschossen hätte? Ich glaube, dass er nicht hier ist, bedeutet, dass ihn das Mädchen endlich zum Handeln gebracht hat. Ich empfehle es nicht, Kinder für so etwas heranzuziehen. Sie jammern, vergessen Sachen, dann sind sie hungrig – und die Tränen erst! Gütiger Gott, egal, was man tut, geflennt wird immer.«
    »Wohin fahren Sie?«
    Sie starrte ihn an, die Wangen leicht gerötet, und lachte dann – es war noch immer ein angenehmes Lachen, auch wenn es gezwungen war.
    »Wohin wir können, Kardinal. Jede Durchgangsstraße zwischen Circus Garden und dem Fluss ist gesperrt, und Stropping Station ist selbst ein Heerlager. Somit«, sie zog eine Braue hoch, »hat der mächtige Robert Vandaariff die Stadt fest im Griff.«
    Chang nickte zum Fenster. »Doch unser derzeitiger Weg führt uns direkt zum Circus Garden.«
    »Das weiß ich, aber uns bleiben wohl noch ein paar Minuten, um diese faszinierende Unterhaltung fortzusetzen.«
    »Sie sprechen von Vandaariffs Macht. Laut Doktor Svenson sind Sie wegen der Anschläge anscheinend nicht besorgt.«
    »Ganz im Gegenteil, ich fühle mich bemüßigt, große Menschenmengen zu meiden.«
    »Haben Sie deshalb den Palast verlassen?«
    »Der Palast ist derzeit so langweilig wie ein Bienenstock – nur das Summen der Drohnen.«
    » Es reicht . An jeder Front, an der Vandaariff dazugewonnen hat, haben Sie ein Stück abgeben müssen. Die Anschläge, die Kontrolle über Axewith, das Kriegsrecht, Enteignungen – Sie haben nichts dagegen unternommen.«
    »Wie auch? Sie etwa?«
    »Ich habe es versucht.«
    »Mit welchem Ergebnis, abgesehen davon, dass Celeste Temple von einer Explosion zerfetzt wurde?« Die Contessa griff nach einer kleinen Unterarmtasche neben sich. Chang

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