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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Unterteller herein und schenkte rundherum frischen Tee ein, eine pflichteifrige Biene in einem Beet verblühender Pfingstrosen.
    Chang wusste nicht, was er tun sollte. Ihre Reaktion sprach gewiss nicht zu seinen Gunsten. Unter diesen Frauen würde die Unabhängigkeit der Contessa, ihre Herablassung, ihre Verbindung mit seltsamen Gestalten wie dem Comte oder Francis Xonck nur Misstrauen und Spott hervorrufen. Zum ersten Mal wurde ihm klar, dass die Frauen, welche die Intrige in ihren innersten Zirkel aufgenommen hatte – Margaret Hooke oder Caroline Stearne –, selbst nicht aus gutem Hause stammten. Frauen mit gesellschaftlichem Einfluss waren die Beute – ihr Gedächtnis von einem Glasbuch absorbiert –, um sie dann fallen zu lassen. Doch wenn er sich irrte, wenn sie diese Damen nicht organisiert hatte, um Informationen zu bekommen … warum war die Contessa dann zum Palast gegangen?
    »Tee, Monsignore?« Der Diener kam näher, Tasse und Untertasse in einer Hand und eine silberne Kanne in der anderen. Der Mann war schlank und die Kanne gewichtig, und die perlgrauen Handschuhe erschwerten es ihm, sie festzuhalten.
    »Nein.« Chang steckte den Dolch in den Stock zurück und blickte zu Lady Axewith. Ihre Augen unter dem Schleier wirkten lebhaft, waren jedoch gerötet. Sein Blick fiel auf ihre Finger. Trugen sie alle Handschuhe? Nein, nur Lady Axewith.
    »Vielleicht möchte uns unser falscher Monsignore den wahren Grund für seinen Besuch verraten …« Das war die Frau mit der Schleife gewesen. »Was uns eine Mahnung sein sollte, dass unsere Unternehmung bekannt ist!«
    »Ja«, sagte die Frau mit den engen Satinärmeln. »Wenn wir vor Angst zittern sollen, sollten wir da nicht wissen, wer uns gewarnt hat?«
    »Ist es der Erzbischof?«
    »Oder sind es die Ministerien?«
    »Robert Vandaariff?«
    Lady Axewith schüttelte den Kopf. »Sie würden niemals einen solchen Agenten schicken.«
    »Wer dann?« rief die Frau mit dem orangenroten Haar. »Ist er am Ende einer von diesen Rebellen?«
    Sie sprang auf und zog an einem Klingelzug. Chang begegnete der affektierten Zufriedenheit in ihrem Blick und sagte leise:
    »Sie sind sehr stolz auf sich selbst – und hinsichtlich Ihrer Intelligenz kann es niemand in der Stadt mit Ihnen aufnehmen. Ich teile Ihnen also mit allem Respekt Folgendes mit: Die Bomben, die an verschiedenen Orten in der Stadt explodiert sind, waren vollgepackt mit Splittern aus blauem Glas. Diese Glassplitter wurden massenhaft im Xonck’schen Werk in Raaxfall produziert – einer Festung – das versichere ich Ihnen –, in die Ihre sogenannten Rebellen niemals eingedrungen sind. Die Machthaber wissen das. Sie haben es niemandem erzählt. Ich überlasse Ihnen die Schlussfolgerungen.«
    Als er sich von seiner Verbeugung wieder aufrichtete, stand der Butler wartend in der offenen Tür.
    Am Ende des Gangs beugte sich Chang zum Ohr des Butlers hinunter. Dessen Schweigen vermittelte Missbilligung, trotzdem führte er Chang zu einem kleinen Nebenraum. Darin befand sich eine moderne Toilette mit einem Oberlicht zur Entlüftung und für Lichteinfall. Chang stellte sich auf den Sitz. Das Fenster war aufklappbar, und er zwängte seinen Körper hindurch, indem er sich an den Fugen der Ziegelsteine festhielt. Mit dem Fuß trat er das Fenster wieder zu. So würde man zuerst unten suchen …
    Chang kauerte in einem Flur des Obergeschosses und lauschte. Selbst wenn er richtig geraten hätte, bliebe ihm nur wenig Zeit. Stimmen ertönten aus dem Foyer; Frauen baten um ihre Kutschen. Chang eilte den Korridor entlang, öffnete Türen – ein Schlafzimmer, ein Schrank, eine weitere Toilette – und traf schließlich auf eine, die verschlossen war. Er hatte die Hand auf dem Türknauf liegen, als er Schritte hinter sich hörte, die jedoch leiser wurden und weiter nach oben führten … ein Treppenhaus. Chang zählte bis zehn und drückte gewaltsam die verriegelte Tür auf. Das laute Krachen löste keine Alarmrufe aus. Was es bereits zu spät?
    Zwei Treppen weiter oben sah Chang den Butler an eine Tür klopfen.
    »Milady? Hier ist Whorrel. Bitte antworten Sie mir – geht es Ihnen gut?«
    Whorrel drehte sich um, als Chang sich näherte, doch Chang überging seinen Protest. »Haben Sie keinen Schlüssel?«
    »Es ist das Privatgemach der Lady – der Kuppelraum …«
    Chang hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Keine Antwort. »Wie lange haben Sie sie nicht mehr gesehen?«
    »Aber wie konnten Sie – die Soldaten waren angewiesen

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