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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Person, die Ihnen angeblich etwas bedeutet. Ihre Vermutung war richtig, dass der Besuch der Gruft einen bestimmten Grund hatte. Mein Freund Oskar war neu in der Stadt, als er diesen besonderen Auftrag erhielt. Wenn man bedenkt, was er erreicht hat, scheint das Projekt eine Nebensache zu sein, und sogar er – oder vor allem er – hat seine Bemühungen womöglich aufgegeben. Trotzdem sollten Sie wissen – aufgepasst , Celeste –, dass jeder Künstler ein Kannibale ist, der sich unbarmherzig von seinem Umfeld ernährt, jedoch noch viel mehr von sich selbst .
    Begreifen Sie? Sie waren dort , weil, verzeihen Sie das Bild, diese alten Knochen vielleicht bei unserer Abendmahlzeit wieder auftauchen.«
    Die Helferinnen waren gegangen, und beide Frauen trugen ein ärmelloses Badekleid aus Musselin, das bis zum Knie reichte. Miss Temple wiegte sich auf Pantoffeln mit Korksohle. Sie versuchte sich an Einzelheiten von Vandaariffs Gruft zu erinnern, aber ihre ohnehin schon schlechte Konzentration war von der Nähe der Contessa und ihrem Frangipaniduft gestört. Die Spitze der Narbe auf der Schulter der Contessa schwang sich unter ihrem Träger hervor wie ein Komet. Miss Temple kam ein paar Schritte näher, wobei sie den Musselinstoff rau an den Spitzen ihrer Brüste spürte. Ihr Atem berührte die Haut der Contessa. Diese sagte etwas. Sie konnte den Worten nicht folgen. Sie musste sich einfach vorbeugen …
    Die Contessa gab Miss Temple eine Ohrfeige. Miss Temple taumelte, konnte sich jedoch auf den Füßen halten.
    »Wachen Sie auf. Wenn Sie die Sache hier ruinieren, lasse ich Ihnen die Haut abziehen.«
    »Es geht mir bestens.« Miss Temple schluckte. »Ich werde diejenige sein, die Sie häutet.«
    »Sagen Sie wenn möglich nichts. Respektvolles Schweigen, sanfte Unterwürfigkeit – hören Sie mir zu .« Sie kniff Miss Temple in die Brustwarze. Miss Temple schrie auf. »Und nicht starren .«
    »Starren worauf?«, wimmerte Miss Temple.
    Die Contessa wandte sich zur Tür um, die sich öffnete, und vollführte einen Knicks, den nachzuahmen Miss Temple irgendwie gelang.
    » Signora .«
    Die korpulente grauhaarige Frau im Türrahmen schien von der Contessa genauso wenig angetan zu sein wie von ihrem unvorteilhaften, klatschnassen und triefenden Badekleid.
    »Euer Hoheit«, murmelte die Contessa.
    Die Herzogin von Cogstead stieß einen freudlosen Seufzer aus. »Folgen Sie mir.«
    Das Sanktuarium verwahrloster Feen, eine Höhle, wo Gaslicht einen urin farbenen Schimmer über die Wasseroberfläche warf. Miss Temples Aufmerksamkeit wechselte ab zwischen den Frauen in den Becken, die mit der behäbigen Entschlossenheit grüblerischer Frösche umherschwammen, und den Hunderten anderer, die an den Wänden standen und eifersüchtige Blicke auf diejenigen richteten, die im Wasser waren – jung und alt, dünn und dick, rosa, bleich, fleckig, braun und geädert. Der mineralische Geruch wurde immer beißender, weil die Herzogin sie durch den dichten Dampf zu einem großen Becken führte, dessen andere Seite in eine Wolke gehüllt war. Sie watete hinein. Zuerst ging es mehrere verborgene Stufen hinunter, und dann glitt sie wie ein Seehund anmutig zur Mitte des Beckens. Die Herzogin hielt vor einem lasierten Stuhl aus Messing. Seine ebenfalls kräftige Inhaberin – breit, fett und mit einer Hautfarbe wie Brei – wurde von vier Dienerinnen verdeckt, die sich jeweils um eine der treibenden, aufgedunsenen Gliedmaßen kümmerten. Die Frauen im Becken sahen den Dienerinnen zu, wie sie Arme oder Beine mit Streifen von Seihtüchern umwickelten, wobei sie zwischen den einzelnen Schichten eine schmierige Salbe auf die eklige, wabenartig durchzogene Haut ihrer Patientin auftrugen.
    Die Contessa bohrte Miss Temple einen Fingernagel in die Handfläche, und gehorsam senkte sie den Blick auf die Wasserfläche. Die Herzogin sprach zu leise, um sie zu verstehen – das Zischen der Rohre, das Stimmengewirr und Wassergeplätscher hallte von den Kacheln wider. Miss Temple beugte sich näher ans Ohr der Contessa, das unter einem Handtuch steckte. Sie wollte fragen, warum sie hier war, warum sie gerettet worden war, was sich die Contessa von einer, wenn man der öffentlichen Meinung Glauben schenken sollte, verachteten Monarchin erhoffte, der der Zustand ihrer Nation gleichgültiger war als Miss Temple, die ganz wild auf Teegebäck war, die sich ums Mahlen von Mehl sorgte. Was sie ihr stattdessen jedoch zuflüsterte, war: »Warum kann Sie hier niemand leiden

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