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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Schulmädchen über die Fliesen zurück zu dem Streifen Kies hüpfte. Verzweifelt hob Miss Temple Stück für Stück die schwarzen explosiven Steine auf und häufte sie, so schnell sie konnte, auf einen Umhang, wobei ihr das Herz heftig klopfte. Nicht nachdem sie wiederhergestellt war, nicht nachdem er wiederhergestellt war. Sie wollte ihn nicht sterben sehen.
    Jede Sekunde war eine Höllenqual – sie ertrug es nicht länger – es musste genug sein –, und Miss Temple raffte den Umhang wie das Bündel eines Landstreichers zusammen. Sie kehrte über die Fliesen zurück – diesmal nicht hüpfend – und ging zu dem offenen Raum.
    Zwei Soldaten in Blau mit aufgesetzten Bajonetten standen in dem verkohlten Türrahmen, dessen Glas zerschmettert worden war – Colonel Bronques Männer, blutbeschmiert und barhäuptig.
    »Helfen Sie mir!«, keuchte sie, bevor sie auf die Idee kommen konnten, sie zu durchbohren. Einer hatte Streifen auf dem Ärmel. »Sergeant – ich bitte Sie.«
    Miss Temple zuckte zusammen, als sein Gewehr krachte. Der Durchgang zu dem mit Teppich belegten Flur war voller Grünmäntel. Einer flog rückwärts, als der Sergeant schoss, und beim Schuss des zweiten Grenadiers auch der nächste. Beide erhoben ein furchtbares Gebrüll und stürmten an Miss Temple vorbei. Die Grünmäntel waren auf eine solche Entschlossenheit nicht gefasst – trotz ihrer Überzahl wollte keiner einen Bajonettstich abbekommen – und machten sich davon. Die Grenadiere stürmten hinterher und erledigten den letzten mit einem gellenden Schrei.
    Miss Temple ließ sie gehen. Sie stürmte zu den Türen, welche die Zelle der Contessa von dieser Seite aus verschlossen, und riss sie auf.
    Rasch zog sie sich hinter das Glas zurück, als die Contessa auf sie zustürzte. Miss Temple ließ das Bündel über dem Kopf kreisen, um Schwung zu holen.
    »Celeste Temple – was zum Teufel …«
    Sie ließ ihre improvisierte Sprengladung los und warf sich zu Boden. Das Bündel prallte gegen das Glas, und jedes Teilchen der Luft ging donnernd in Rauch und Flammen auf.
    Als sie wieder zu sich kam, schmerzte ihr die Haut, und ihr Körper fühlte sich an, als wären spitze Steine auf ihn eingeprasselt. Der Raum war von dichtem grauem Rauch erfüllt. Ihre rechte Seite reagierte sehr empfindlich. Erschrocken berührte sie etwas, das spitz herausstand, bevor ihr langsamer Verstand ihr sagte, dass das Schlimmste der Explosion vom Korsett abgefangen worden war und ihr Stücke zerbrochenen Fischbeins von den Rippen abstanden. Sie schob sich die Fetzen ihres Unterkleids zwischen die Beine, um den Anstand zu wahren, hustete keuchend und setzte sich auf.
    Der Raum der Contessa existierte nicht mehr. Beide Glaswände waren zerschmettert, das Schaltpult völlig zerstört. Die Lichterdecke war in Gestalt verbogener Rohrstücke über den Fußboden verteilt. Von der Contessa konnte Miss Temple keine Spur entdecken.
    Sie stolperte vorwärts, über herabgefallene Rohrstücke, die heiß waren, und erreichte schließlich den gegenüberliegenden Raum. Ihr Fuß glitt bei der Berührung von etwas Weichem aus. Sie sah hinab und entdeckte Jack Pfaff mit zerfetztem orangefarbenem Mantel, dessen bloßer Rücken bis hinauf zum Schädel mit Glasscherben gespickt war. Er hatte das Gesicht zur Seite gedreht, und seine Lippen waren zu einem Ausdruck heillosen Entsetzens verzogen. Hinter Pfaff, geschützt durch ihr Handgemenge, lag Doktor Svenson auf der Seite und spuckte Rauch aus. Die Explosion hatte den blauen Rauch aufgelöst. Die umgekippten und herabgefallenen Messinggeräte sprühten Funken und rauchten, und aus den schwarzen Schläuchen tropfte wie aus verletzten Gliedern Flüssigkeit.
    Er blickte auf und sah sie. »Celeste …«
    Sie ging an Svenson vorbei, und ein Fuß rutschte im Blut eines Akolythen weg. Ein weiterer Leichnam lag mit dem Gesicht im Bodensatz quer über einer Wanne – voller Angst streckte sie eine Hand aus und spürte die raue Wolle eines grünen Mantels. Sie stolperte weiter zu den Tischen. Eine Hand umklammerte ihre. Sie zuckte zusammen und sah, dass es Chang war. Er lag auf dem Rücken. Sie sank auf die Knie. Er hob sich ihr entgegen.
    »Celeste …«
    »Du darfst nicht sterben.« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich könnte es nicht ertragen – nicht noch einmal.«
    Er drückte ihre Hand und streichelte ihr zärtlich die Wange. Sie ließ sich auf ihn fallen, küsste sein Gesicht, bis ihre Lippen schließlich die seinen fanden und sie

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