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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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mit zerschmetterter Stirn. Die Wunde hatte geeitert und war im Tod wie ein aufgeschlitztes Polster aufgequollen. Das Gesicht der zweiten Frau war in einen Schal gehüllt, bis auf den offen stehenden Mund, der eine Reihe schiefer brauner Zähne zeigte. Chang zog an dem Riegel und trat die Tür auf. Die beiden Leichen plumpsten in das kalte Licht der Helliott Street. Chang trat über sie hinweg auf das Kopfsteinpflaster, doch wie immer war die Gasse verlassen. Cunsher half ihm, die Tür wieder zuzuschieben und die Leichen so in ihrem Grab einzuschließen. Chang wischte sich die Hände an Foisons Mantel ab und fragte sich, was in so kurzer Zeit mit seiner Stadt geschehen war.
    »Am Ende dieser Straße ist das Regent’s Star«, erklärte er, »die schlimmste Ecke, die diese Stadt nur haben kann. In einer ihrer heruntergekommenen Gassen gibt es bestimmt Zimmer, wo man sich verstecken kann …« Miss Temple hatte etwas von ihrem Stiefel gekratzt und blickte jetzt zu ihm auf. »Solange niemand einen anderen Vorschlag hat.«
    »Tatsächlich habe ich den«, erwiderte sie. »Ich habe nicht überlegt – oder zumindest habe ich geglaubt, ich könnte unsere Feinde auf jeden Fall anhand ihrer Spuren finden. Ich bin eine Gans, weil ich nicht gemerkt habe, welche Rolle mein Schneider, Monsieur Massée, spielt. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, wird eine Frau, die bekanntermaßen Geld hat, wie Konstantinopel belagert: Sie muss sich der Mode unterwerfen, diesem Stoff, dieser Franse oder einem völlig unnötigen Hut. Und ich bin dieses Werben so gewohnt, sogar seitens des guten Monsieurs Massée, dass ich vor ein paar Tagen nicht auf das Angebot eingegangen bin, mich an einem eleganten Stoffballen zu bedienen, der angeblich direkt aus Mailand gekommen ist. Ich habe tatsächlich kurzerhand abgelehnt – rote Seide ist nicht nur wahnsinnig teuer, sondern auch ungehörig für jemanden, der sich nicht in einer italienischen Oper befindet. Trotzdem habe ich nur an mich selbst gedacht und nicht daran, wer diese seltene, erlesene Seide kaufen würde, in dieser Farbe, die einen speziellen Teint und ein bestimmtes Temperament erfordert.«
    Sie hob erwartungsvoll die Augenbrauen und wartete.
    »Sie glauben, die Contessa bedarf neuer Kleider?«, fragte Phelps. »Jetzt?«
    »Alle ihre Sachen sind im St. Royale geblieben. Es war ein ganzer Ballen Stoff. Eine modebewusste Frau, die etwas davon wollte, würde alles kaufen, damit nicht jemand anders das Doppelte bietet. Wir müssen nur herausfinden, wer den Stoff gekauft hat und wohin er geliefert wurde.«
    »Sie wissen also gar nicht, wo sie steckt?«, wollte Svenson wissen.
    Miss Temple verdrehte die Augen. »Monsieur Massées Atelier ist direkt auf der Grossmaere. Sollen wir?«
    »Natürlich nicht«, mischte sich Mr. Phelps ein. »Sehen Sie uns nur an! Wir sind nicht in der Verfassung, ein solches Warenhaus aufzusuchen – und Sie selbst könnten es nur, wenn Sie sich erdreisten so zu tun, als würden Sie sich dort zu Hause fühlen. Miss Temple, Sie sind durch einen Kanal geschwommen. Sie bieten an, sich zu unserem Nutzen bloßzustellen, aber welche Information Sie auch zu erhalten hoffen, sie wird teurer erkauft, wenn nicht gar allzu teuer bezahlt sein, wenn solche heruntergekommenen Gestalten wie wir Sie begleiten …«
    »Glauben Sie, mir macht das etwas aus? Ich bin mehr als gewillt, für das zu zahlen, was ich haben will.«
    »Gesellschaftliche Stellung ist nicht nur eine Frage des Geldes«, sagte Phelps.
    »Natürlich ist sie das!«
    »Bei all Ihrem Hochmut«, antwortete Phelps unwirsch, »Roger Bascombe war kein legitimer Prinz. Trotz der Vorteile, die ein gewisser Wohlstand Ihnen verschafft hätte, Miss Temple, ist eine echte gesellschaftliche Stellung etwas, worauf Sie noch nicht einmal einen Blick erhascht haben.«
    Miss Temple machte ein finsteres Gesicht. »Verachtung des Geldes habe ich noch nie hilfreich gefunden.«
    »Wer ist jetzt auf Ihrer Seite, Celeste?«, fragte Svenson leise. »Werden wir von Ihren Banknoten beeinflusst?«
    Miss Temple warf die Hände in die Luft. »Das hat nichts damit zu tun!«
    »Man wird Sie sehen!«, insistierte Phelps. »Wenn das alles vorüber ist und Sie einen Platz in der Gesellschaft erhalten wollen …«
    »Ich habe keinen Platz!«, rief Miss Temple. »Ich bin eine Wilde aus der Neuen Welt! Und ich erwarte, dass die gegenwärtige Aufgabe meinem Leben ein Ende setzt!«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging die enge Helliott Street

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