Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
Vom Netzwerk:
stehen. Sie war mit Filz ausgekleidet und voller Kupferdrahtrollen. Daneben lag in einem schwarzen Schlauchgewirr eine Maske, wie sie sie zuvor im Theatersaal in Harschmort gesehen hatten.
    »Wie wir vermutet haben, ist der Anblick des Gemäldes nicht nur aus ihrem Gedächtnis abgezapft worden, sie hat es auch noch selbst getan.«
    »Wie kann sie sicher sein, dass die Maschine nur die Erinnerungen nimmt, die sie will?«, fragte Chang. »Riskiert sie nicht, dass sie ihr alles entzieht?«
    »Vielleicht hängt das vom Glas ab – eine kleine Karte hat nur soundso viel Kapazität.« Svenson rutschte auf Knien zu einem der Messingkästen. Er war mit einem Schlitz versehen, in den man im Zweifel ein gesamtes Glasbuch hineinschieben konnte, aber darüber befand sich eine weitere, viel kleinere Öffnung, gerade groß genug für eine Karte. »Ich stimme zu, dass es Wahnsinn ist, so etwas allein zu tun. Wie steht sie auf, um die Maschine abzustellen? Wir haben die verheerenden Auswirkungen selbst gesehen …«
    »Haben Sie so etwas bei ihr festgestellt?«, fragte Miss Temple ein klein wenig hoffnungsvoll. »Haarausfall? Zahnverlust?«
    »Hier.« Chang hob ein kleines Paar Lederhandschuhe hoch. »Die Contessa hat Vorkehrungen getroffen.«
    »Die würden nicht einmal einem Affen passen«, sagte Svenson.
    »Francesca Trapping«, sagte Miss Temple.
    »Die Vertraute der Zauberin.« Chang stemmte sich hoch und setzte sich auf eine Arbeitsfläche. »Ich verstehe nur noch immer nicht, warum sie von hier weg ist und sich die Mühe gemacht hat, uns hierher zu führen …«
    Er verstummte. Svenson folgte Changs Blick zu einem Porzellanteller, der geschwärzt und gesplittert war und auf dem willkürlich geformte Glasstücke lagen; die meisten so dunkel, dass Svenson sie für Kohle gehalten hatte. Aber jetzt erkannte er, was Changs Aufmerksamkeit erregt hatte: In der Tellermitte lag eine Glaskugel von der Größe und Farbe einer Blutorange.
    »Das Gemälde«, sagte Svenson. »Der schwarze Bräutigam – in der linken Hand …«
    Chang nahm die rötliche Kugel und hielt sie vor die flackernde Laterne über ihnen.
    »Sie ist gesprungen«, sagte er und schob seine dunkle Brille hoch.
    »Chang, warten Sie …«
    Doktor Svenson streckte warnend eine Hand aus, aber Chang hatte bereits ein Auge geschlossen und das andere auf das Glas gerichtet.
    »Sehen Sie etwas?«, fragte Miss Temple.
    Chang gab keine Antwort.
    »Ich frage mich, ob sie wohl eine Erinnerung enthält«, flüsterte Miss Temple Svenson zu. »Und wodurch wird sie rot?«
    »Eisenerz vielleicht, obwohl ich nicht sagen könnte, warum.« Svenson durchsuchte die restlichen Stücke auf dem Teller – ein paar waren offensichtlich die Überreste weiterer Kugeln, die zerbrochen waren, aber keine hatte den gleichen intensiven Farbton.
    »Wenn das Indigolehm ist … das Verfahren ist nicht das, was wir gesehen haben. Ich nehme an, jedes Stück ist mit verschiedenen Komponenten versetzt worden – zweifellos, um die alchemistische Wirkung …«
    »Doktor Svenson?«
    Miss Temple starrte Chang an, der noch immer reglos wie ein Stein in die Glaskugel starrte.
    Svenson fluchte auf Deutsch, eilte zu Chang und entwand die Kugel seiner Umklammerung. Eine warme Vibration durchfuhr seine Hand, konnte ihn jedoch nicht davon abhalten, sie zurück auf den Teller zu legen.
    »Ist er vergiftet?«, krächzte Miss Temple. »Retten Sie ihn!«
    Chang starrte ins Leere. Svenson fühlte ihm Stirn und Puls. Er schlug Chang zweimal fest auf die Wange. Nichts. »Sein Atem ist nicht beschleunigt. Es ist kein Anfall … Celeste, haben Sie Ihre Ringe – die Ringe aus orangefarbenem Metall?«
    Sie wühlte in ihrer Unterarmtasche und holte einen Leinenbeutel hervor. Der Doktor nahm einen einzelnen Ring heraus – wobei er sich ein bisschen dumm vorkam – und hielt ihn Chang dicht vor die Augen. Chang reagierte nicht. Svenson presste den gesamten Leinenbeutel an Changs Wange.
    Wie ein Weinfleck, der durch dickes Leinen sickert, wurde die Haut beim Kontakt leicht rosa, dann rot und schließlich violett wie bei einem Bluterguss. Miss Temple schrie auf.
    »Was passiert da? Nehmen Sie ihn weg!«
    Svenson ließ den Beutel fallen. Ein Muster von der Farbe einer Kirsche hatte sich auf Changs Haut eingebrannt. Der Doktor sah sich hektisch um.
    »Die Matratze! Wir müssen ihn hinsetzen …«
    Miss Temple stürzte zur Matratze und zog sie näher heran. Svenson zerrte Chang vom Arbeitstisch und legte ihn hin. Der eingebrannte Ring

Weitere Kostenlose Bücher