Traumgespraeche
- möchtest du vielleicht mehr Taschengeld? (Schmunzelt) (Wünsche - Brücken ins Wachleben)
Marita: Au ja super, das ist ein guter Scherz, Mama! Aber ich glaube, ich hab das geträumt, weil wir in letzter Zeit viel über Geld sprechen. Wenn wir mehr Geld hätten, dann müssten wir uns nicht jedes Mal überlegen, ob wir uns dies oder das leisten können. Ob wir ein schöneres Auto kaufen oder mal nach Amerika fliegen oder zu Hause bleiben müssen. Nicht nur wir haben ja Probleme, alle Leute haben ja jetzt Schulden, wegen der Krise mit den Banken. Im Traum war es so, dass jeder so viele Münzen wie möglich einsammeln wollte. Es ging auch darum, die anderen auszuschalten, um mehr Geld zu haben.
Sonja: Wo erlebst du das so ähnlich? (Brücken ins Wachleben)
Marita: Ist es nicht so, dass heute jeder nur ans Geld denkt?
Sonja: Sicher! Und hab ich das richtig verstanden, seid ihr vor den Zombies davongelaufen? (Klären)
Marita: Ja, dann sind plötzlich die Zombies erwacht. Alle sind schreiend rausgerannt. (Gestikuliert wild.) Dann haben die Zombies den Menschen die Köpfe
weggeschlagen. (Duckt sich.) Ãberall war Chaos und manche sind auf die Dächer gesprungen. Irgendwie hat man vorausgesehen, dass die ganze Welt voll Zombies wird. Die wollten einen umbringen. Ãberall war Angst und Panik.
Sonja: Um Gottes willen, das klingt ja richtig dramatisch. (Gefühle spiegeln) Was fällt dir denn alles so zu Zombies ein? (Frei assoziieren lassen)
Marita: Zombies sind Fantasiefiguren und wer von einem gebissen wird, der ist dann selbst ein Zombie und dann stecke ich andere an. Daran hat man früher geglaubt wie an Hexen und Zauberer. Das gibt es ja auch alles nicht. Menschen, die viel Angst haben, haben sich diese Figuren ausgedacht.
Sonja: Das sind ja interessante Gedanken. Du bist ja eine richtige Philosophin. (Stärken) Damit meinst du also, dass wir eigentlich keine Angst zu haben bräuchten? (Spiegeln)
Marita: Hmmm ⦠(nachdenklich), besser wäre es auf jeden Fall. Diese Angst ist irgendwie ansteckend. So wie die Angst vor der Finanzkrise. Jeder hat ja Angst davor, dass er jetzt kein Geld mehr verdient. Dir ist ja auch nicht so wohl und die Schweinegrippe ist auch ansteckend und nicht ganz so schön.
Sonja: Wie wäre es, wenn du die Zombies mal sprechen lässt? (Gedankenexperiment - Mit Traumfiguren sprechen)
Marita: UHHHHUHHHH, ich bin ein Zombie und ich bin nur in deiner Fantasie, ich beiÃe dich jetzt und dann wirst du allen anderen Menschen immer Angst machen.
Sonja: Igitt, geh weg. Aber da fällt mir noch ein: Wie wäre es denn gewesen, wenn du in der Kirche tatsächlich einen Platz gefunden hättest? (Gedankenexperiment - Lösungen anregen)
Marita: Das wäre gut gewesen, da hätte ich mich gut und sicher gefühlt. Dann wäre die ganze Angst weg gewesen. Vielleicht findet man durch Gott Schutz, also durch den Glauben an Gott. Als ich für meine Oma gebetet habe, habe ich mich auch besser gefühlt. Wenn ich darüber rede, habe ich nicht mehr so viel Angst.
Wer über seine Ãngste spricht, bereitet den Weg für Veränderungen.
Sonja: Es hilft dir also auch jetzt, wenn wir so über den Traum reden. (Spiegeln)
Marita: Ja, jetzt habe ich auch nicht mehr so viel Angst vor den Zombies.
Sonja: Schön! Wie würdest du deinen Traum jetzt, nachdem wir darüber gesprochen haben, benennen?
Vor dem Traumgespräch betont der Titel meist die bedrohlichen Aspekte des Traums. Nach einem erfolgreichen Traumgespräch gelingt es Jugendlichen, das Eigentliche hinter dem Traumgeschehen zu benennen oder auch die konstruktiven und stärkenden Aspekte herauszustellen.
Marita: » Die Angst vor der Krise.« - oder vielleicht: »Nur cool bleiben, das wird schon!«
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So denkt Sonja über Maritas Traum: Ich wusste gar nicht, dass Marita so religiös ist. Sie ist ja Ministrantin, aber ich dachte immer, dass sie nur wegen ihrer Freundin da hingeht. Na ja, unsere Gespräche über unsere finanzielle Zukunft scheinen nicht spurlos an Marita vorbeigegangen zu sein. Das lässt unser Mädchen in keiner Weise kalt. Ist interessant, wie sich das Geldproblem in ihrer Fantasie darstellt. Die Angst etwas zu verlieren oder weniger zu haben ist wirklich ansteckend wie ein Fieber, das alle ergreift. Jeder läuft nur noch zombiehaft durch die Landschaft und infiziert den anderen mit seinen Existenzängsten. Ist
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