Traumgespraeche
Freizeitaktivitäten strukturiert. Anton würde gerne mehr über seine freie Zeit bestimmen. Doch seine Mama glaubt, dass Anton noch lernen muss, sich an soziale Spielregeln zu halten, denn in der Schule eckt er häufiger bei Mitschülern an und auch mit Lehrern gibt es Konflikte. Antons Mutter ist überzeugt, dass Kinder in Antons Alter soziale Fähigkeiten am besten in organisierten Sport- und Freizeitgruppen lernen. Wie seine beiden älteren Schwestern ist Anton daher in einer Leichtathletik-Sportgruppe und bei den Pfadfindern aktiv.
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Was geschah an den Tagen vor dem Traum? Anton und seine Mutter hatten sich gestritten. Der Grund hierfür war: Anton wurde von seiner Mutter ermahnt, mehr für die Schule zu arbeiten. Da Anton gerade ein spannendes Buch zur Hand hatte, lieà er sich nur widerwillig darauf ein. Die Mutter warf Anton vor, es
sich mit der Schule zu einfach zu machen, zumal die Anforderungen gestiegen seien und Anton bessere Leistungen zeigen könne, wenn er nur wolle.
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Anton und sein Vater Jakob sprechen über den Traum:
Jakob: Was hast du denn unter dem Tisch gemacht? (Verhalten erfragen)
Anton: Nichts Besonderes, ich saà da einfach.
Jakob: Wer saà da genau um den Tisch herum? (Details erfragen)
Anton: Na wir, du, Mama, Sophie und Marie (die beiden älteren Schwestern).
Jakob: Und was haben wir gemacht? (Details erfragen)
Anton: Ihr habt was gegessen und geredet.
Jakob: Und du hast nicht mitgegessen?
Anton: Nein.
Jakob: Wie gingâs dir denn da unter dem Tisch - so allein? (Gefühle erfragen)
Anton: Weià nicht - war ganz normal.
Jakob: Du hast es also gar nicht ungewöhnlich empfunden da zu sitzen? (Spiegeln) Wie wäre denn das, wenn du dich beim nächsten Abendessen wirklich mal unter den Tisch setzen würdest? (Gedankenexperiment)
Anton: Wieso das denn - nein, das will ich nicht. (Entrüstet)
Traumhandlungen tatsächlich umzusetzen oder im Rollenspiel nachzugestalten kann sehr spannend sein. Gerade wenn der Traum Familienthemen behandelt. Jeder ist dann aufgefordert mitzudenken und seine Sichtweise mit einzubringen.
Jakob: ⦠und im Traum hat sich niemand daran gestört und du dich auch nicht? (Gefühle erfragen)
Anton: Nein, ihr habt was für euch gemacht und ich für mich.
Jakob: Du stehst ja wirklich gerne früher vom Tisch auf und gehst in dein Zimmer. Hat das bestimmte Gründe? (Brücken ins Wachleben)
Anton: Oft nervt es mich, wenn alle durcheinander reden. Ich will dann meine Ruhe haben.
Jakob: Es stört dich also, dass du nicht zu Wort kommst? (Spiegeln) Und Mama, was hätte sie denn dazu gesagt, wenn sie dich unter dem Tisch hätte sitzen sehen? (Stellvertretend für die Traumfigur antworten lassen)
Anton: Vielleicht hätte sie gesagt: »Ach der Anton macht mal wieder sein eigenes Ding - immerzu muss man nach ihm sehen.«
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So denkt Jakob über Antons Traum: Anton braucht ab und zu seine Ruhe - das verstehe ich gut. Wenn es einem zu viel wird, muss man sich mal zurückziehen dürfen. Wir sind wirklich ein laut quasselnder wilder
Haufen. Aber das Experiment mit dem Tisch würde ich wirklich gerne mal ausprobieren. Bin gespannt, was die Mädels dazu sagen. Vielleicht erfahren wir dann mehr über unsere Beziehungen innerhalb der Familie. Das könnte spannend werden.
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Vergleich von Wachleben und Traum: Anton nutzt im Wachleben jede Gelegenheit, um sich von den anderen in der Familie und deren Aktivitäten zu distanzieren, ganz ähnlich wie im Traum. Die übrigen Familienmitglieder sind mit sich beschäftigt, unterhalten sich und ignorieren ihn weitgehend. Traum und Wachleben stimmen in diesem Punkt dennoch nicht ganz überein. Zwar hat jeder in der Familie viel zu tun und geht seinen eigenen Interessen nach, doch die Mutter nimmt sich bewusst Zeit für ihren Sohn. Sie lernt mit ihm für die Schule und motiviert ihn darüber hinaus auch, seine Freizeit gut zu strukturieren. Sie hat also ein groÃes Interesse daran, dass Anton sich gut entwickelt und Fortschritte macht.
Schauen wir uns die Gefühle genauer an, die Anton im Traumgespräch anspricht. Er empfindet es im Traum als ganz »normal«, allein unter dem Tisch zu sitzen. Es scheint für ihn nichts Besonderes zu sein, dass Gespräche »über seinen Kopf hinweg« stattfinden. Er scheint sich an diesen Zustand gewöhnt zu haben und ist mit seiner Position unter dem
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