Traumkristalle

allenthalber präsent, wenn man Laßwitz liest.
    Neben Auf zwei Planeten schrieb Laßwitz die Romane Hörnchen (1902), Aspira (1905), Sternentau (1906) sowie die in diesem Band enthaltenen Kurzromane Bis zum Nullpunkt des Seins und Gegen das Weltgesetz (in der Erstveröffentlichung 1897 als „Roman in zwei Teilen“ bezeichnet, in dieser Sammlung aus Gründen der besseren Komposition aber getrennt). Diese Romane erreichten nicht die Beliebtheit von Auf zwei Planeten, trugen aber wie die Sammelbände Seifenblasen (1901), Traumkristalle (1902) und Empfundenes und Erkanntes (Der Nachlaß) (1919) dazu bei, Laßwitz’ Bedeutung als Klassiker der deutschen Science Fiction zu unterstreichen.
    Von den Nationalsozialisten als zu „demokratisch“ verboten, verschwanden die Laßwitz-Bücher in den Truhen der Sammler und waren lange Zeit nicht zugänglich. Lediglich Auf zwei Planeten erlebte nach dem Kriege drei verschiedene – jeweils gekürzte und bearbeitete – Neuauflagen, bevor der Roman erstmals wieder ungekürzt vor kurzem bei „2001“ erschienen ist. Die anderen Romane und die Kurzgeschichten hingegen wurden fast vergessen. Erst seit den siebziger Jahren tauchen hier und da in Anthologien Laßwitz-Kurzgeschichten auf. Im vergangenen Jahr schließlich erschien ein Sammelband mit Erzählungen von Kurd Laßwitz in der DDR.
    Die vorliegende Sammlung, die eigentlich alles umfaßt, was Laßwitz an utopischen und phantastischen Erzählungen veröffentlicht hat, soll hier eine Lücke schließen, die allmählich peinlich zu werden begann. Denn die deutschen Science Fiction hat keine so breite Tradition, daß sie es sich erlauben dürfte, einen Kurd Laßwitz zu vergessen. Selbst wenn die eine oder andere Geschichte heutigen Lesegewohnheiten nicht mehr voll entspricht und sich deshalb dem flinken Konsum entzieht, so ist unter den vielen Laßwitz-Erzählungen doch so manche, die sich ihren Witz, ihre Spannung und manchmal ein bißchen Weisheit bis heute bewahrt hat.
    Hans Joachim Alpers