Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
den lebensunfähigen Robert finanziell unterstützt und seinen Fehlspekulationen im wirtschaftlichen Bereich die Stirn geboten hatte. Nun war es Laras Papa, der dafür Sorge trug, dass sein zukünftiger Schwiegersohn ein gemachter Mann werden würde. Das Leben war ungerecht.
Ich sinnierte über das Für und Wider der Armen und Reichen nach, als es an der Tür klingelte, ich öffnete, und ein grinsender Robert stand vor mir.
2. Kapitel - Liebesgeplänkel
„Oh!“, hauchte ich in die Zugluft des Treppenhauses.
„Na, Kleine, willst du deinen alten Robert nicht hereinbitten?“
Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, stapfte er in den Flur, entledigte sich seiner Jacke, schleuderte seine Schuhe in die Ecke und setzte sich mit einer Selbstverständlichkeit auf mein Kuschelsofa in der Stube, dass es mir fast den Hals zuschnürte. Wie früher.
„Hab ich dich eigentlich hereingebeten?“, fragte ich pikiert, aber Robertchen grinste nur süffisant und erläuterte mir, wie gut ich doch aussehen würde, und es sei ihm eine Freude, mich zu sehen. Aufgebracht marschierte ich in meine winzige Küche, und trennte meine Spaghetti vom Wasser, mischte sie mit meinem Pesto, begab mich in meine Stube und setzte mich auf meinen Uraltsessel. Auf meinem Schoß der Teller mit Pasta, auf meinem Nierentischchen mein Glas Rotwein.
„Und, kein Glas Wein für mich?“
Ich schmatzte. Sollte er ruhig merken, wie ungelegen er mir war. Doch Robert stand auf und kredenzte sich selbsttätig ein Glas, wusste er doch aus der Vergangenheit zu schöpfen. Robert palaverte munter, während ich so tat, als hörte ich nur mit halbem Ohr zu. Dabei interessierte mich alles brennend. Man, mein Herz hing eben noch immer irgendwie an diesem Mistkerl. Gemausert hatte er sich ja. Die zerschlissenen Jeans sind dem guten Geschmack Laras gewichen. Das Hemd, welches Robert trug, hatte ein Muster, das ich ohne Brille nicht recht erkennen konnte. Aber die Blöße des Taxierens durfte ich mir natürlich nicht geben. Ja, wie er so auf meinem Sofa saß, das linke Bein locker über den Oberschenkel des rechten geschoben, die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes geöffnet, die Haare ein wenig zerwühlt und die Brille verrutscht, da seufzte ich innerlich doch ein wenig. Er war schon ein Süßer. Ich musste mehr als nur einmal kräftig schlucken. Doch ruhig Anton, ruhig. Dieser Anblick darf dich nicht mehr verwirren, dieser Anblick ist tabu für dich. Gleichwohl guckte auch Robert nicht nur einmal auf meinen flachen aber noch straffen bebenden Busen und mein nasses Haar. Auch seiner Person bemächtigte sich wohl so etwas wie Erinnerung.
„Du siehst wirklich gut aus, Antonia.“
Robert lächelte anzüglich doch gleichzeitig fast ein wenig zerknirscht. Irgendwie gefiel ihm nicht, dass ich ihm gefiel. Nach meinem Abendmahl fragte ich ihn nach Frau und Schwiegerpapa und dem Leben in Dresden.
„Wie funktioniert denn dein Familienleben mit Lara so? Denkt ihr schon an Heirat? Habt ihr euch die Wohnung nett eingerichtet?“, vollkommen ach so belanglose Fragen, die mich natürlich mehr als interessierten, ich lechzte nach Einzelheiten.
„Ich bin vorübergehend bei einem Arbeitskollegen eingezogen, der mir ein Zimmer zur Untermiete zur Verfügung gestellt hat. Das mit dem Zusammenleben, das haben Lara und ich erst mal auf Probe aufgehoben.“
Sein Blick unter den Gläsern trug das Leid einer Bastion Heimatloser.
„Aha!“
„Ich habe einzig eine Matratze, auf der ich mich schäbig betten kann, einen Tisch, einen Stuhl und einen Elektrokocher für chinesische Suppen.“
„Wie tut mir das alles leid für den armen Robert.“
Ich bedauerte ihn wirklich nicht wirklich, nur ein bisschen.
„Was ist denn geschehen? Ist die große Liebe erkaltet?“
Das sollte mitfühlend klingen, kam aber doch etwas frostig über meine Lippen, wohl mit so was wie Hoffnung gepaart.
„Nein, nein. Keineswegs. Die Liebe ist so jung und strahlend wie eh und je. Nur nachdem im Eifer des Gefechts von Laras Seite die ersten Gegenstände nach mir flogen, wurde es gefährlich. Zuerst waren es nur Eierbecher. Aber die wurden dann abgelöst von Porzellantellern und schließlich von einer kleinen Teflonpfanne“, Robert rieb sich wie in einer Erinnerung versunken den Kopf. Scheinbar die Stelle, an der der Bräter traf. Wird gewiss äußerst wichtige Gebiete seines Denkapparates ausgelöscht haben. Aber zu löschen ist da sowieso nicht mehr viel.
„Ist Lara ein wenig aufbrausend?“,
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