Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
fragte ich mit diebischer Schadenfreude.
„Ich möchte es eher leidenschaftlich nennen. Na ja, als verwöhntes Einzelkind. Ihr Vater meinte, ich solle uns beiden ein wenig Zeit geben, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hat, dass wir zwei eine Einheit bilden ...“
„...und nicht sie allein das Zugpferd ist“, beendete ich den Satz. Robert nickte dankbar. Ich hatte begriffen. Glaubte ich zumindest. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, und einem solch exquisiten Präsent wie Lara erst recht nicht. Da zieht Robert aus, bleibt jedoch trotz Beule am Kopf der treu ergebene Hund in der Hundehütte, um wieder zu erscheinen, wenn Frauchen ruft. Starke Frauen dulden eben keine Widersprüche. Dafür haben ihre Ahninnen im Geiste und mit Fäusten gekämpft. Es war wohl die einmalige Aussicht auf den sonst verweigerten Aufstieg in die erste Liga, die Robert zum Dackel werden ließ. Eine attraktive Frau gab es gratis dazu. Armer Robert, hoffentlich verlierst du dich nicht.
Nachdem ich meinen Teller mit Spaghetti geleert und mich ins Bad zum Fönen begeben hatte, strahlte mir eine sonnig wonnigliche Antonia aus dem Spiegel entgegen mit dem Gefühl, es geht dir gut.
„Hättest du nicht Lust, mit mir was trinken zu gehen, der alten Zeiten willen?“ Robert stand plötzlich im Bad hinter mir und fasste mich doch tatsächlich an meine Hüften. Ich wand mich aus seinem Griff, auch wenn er mir einen kleinen Schauer des Entzückens hinunter- und hinaufrieseln ließ.
„Was machst du eigentlich in der Stadt?“, erkundigte ich mich. Ich musste mich von seinen schönen, schlanken Händen ablenken.
„Geschäftlich für ein paar Tage“, die Antwort kam ein wenig ausweichend.
„Aha, geschäftlich.“
Ich kannte Roberts Geschäfte nur zu gut. Früher jedenfalls war ich immer diejenige, die ihn aus seinen geschäftlichen Tiefschlägen heraushieven musste. Ein Umstand, den mein Sparbuch bis heute nicht wirklich verkraftet hatte.
„Komm schon, ich lade dich auch ein.“
Wow, das war allerdings eine Aussage, der ich Folge leisten sollte. Wenn Robert einlud, durfte ich es mir nicht entgehen lassen. Ja, Robert war wirklich aufgestiegen, jetzt besaß er sogar eine Brieftasche inklusive Inhalts.
Ich zog mich um, und wir gingen ein paar Straßen weiter in eine Bar, in der früher ich immer die Zahlende war. Ich reichte meinen 20-Euro-Schein dann immer unter dem Tisch durch, in Roberts Hand, und er zahlte, der Geschlechterrolle wegen. Welcher Mann ließ sich schon wirklich gerne von einer Frau aushalten? Ob es zwischen Lara und Robert jetzt auch so ablief, oder ob er Taschengeld bekam? Aber nein, als aufsteigender Stern eines Unternehmens konnte er sich jetzt ja sogar eine Kreditkarte leisten.
Während ich an meinem Strohalm nuckelte, bestellte Robert sich einen Wodka nach dem anderen. Von Glas zu Glas wurde er leutseliger und hilfloser.
„Ich war ein Narr...“, lallte er. „Ach meine kleine süße Antonia.“
Seine Augen schwammen in einem Meer aus Tränen.
„Ja, ja...“, ich versuchte seinen melodramatischen Ausbruch ein wenig zu entschärfen.
„Nein, nein, ich war ein Tor.“
Die Tränen weiteten sich auf seine Nase aus, was ihm eine verschnupfte Aussprache verlieh. Roberts Blick glitt meine Halsbeuge entlang und blieb sehnsüchtig auf meiner linken Clavicula liegen. Diesen kleinen Flecken meines Körpers hatte er schon immer gemocht, da sich dort ein winziges Muttermal neckisch hervortat.
Ja, er hatte sich von mir getrennt, und es tat ihm leid. Kinder und Betrunkene sagen ja bekanntlich die Wahrheit. Was für ein Gefühl der Genugtuung. Mir wurde warm ums Herz und ja, ich fühlte mich wohl in meiner Rolle.
Doch da ein weinerlicher, vor Selbstmitleid triefender Robert das Letzte ist, was ich mir als intellektuell fordernden Gesprächspartner wünschen konnte, bestellte ich uns erst einmal einen Kaffee. Der würde den alten Robert schon wieder auf die Beine stellen und der Normalität zuführen. Er schlürfte seinen Kaffee wie früher, kochend heiß, schwarz mit drei Löffeln Zucker. Es war inzwischen Mitternacht. Sein Blick ruhte schon wieder auf meinem Dekolletee, vielleicht auch immer noch, und er schlürfte auch wie früher. Das war etwas, das ich nie an ihm leiden konnte, seine laute Art des Trinkens.
„Lass uns zahlen und gehen. Soll ich dir ein Taxi rufen lassen?“
Langsam wurde er mir mit seinem selbstmitleidigen, verklärten Gesichtsausdruck zu viel. Ich verstand ja, dass ihm die Sache mit
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