Traummann mit falschen Absichten? (SANDRINE) (German Edition)
wie Sie in dieser Wildnis lebt.“
Das langsame Stück war zu Ende. Als die Band anschließend einen Rock'n' Roll zu spielen begann, sah Roger lächelnd auf Vicky herunter. „Wollen Sie noch tanzen, oder lieber zu Kaffee und Kuchen übergehen?“
„Sagten Sie nicht, dass Sie mich nach diesem Tanz dorthin begleiten wollten?“, erinnerte Vicky sich und hätte sich im selben Moment die Zunge abbeißen können. Wie kam sie dazu, Roger auch noch aufzumuntern, in ihrer Nähe zu bleiben?
Es musste am Wein liegen. Sie hatte wohl doch schon zu viel getrunken.
Roger verbeugte sich galant. „Mit dem größten Vergnügen. Eine Frau wie Sie würde ich auch in die Hölle begleiten! Kommen Sie.“
Er legte den Arm um Vickys Taille und bahnte sich mit ihr einen Weg durch die Menge. Als sie sich dem Tisch mit der Kaffeemaschine näherten, schob sich ihnen eine Gruppe ausgelassener Partygäste in den Weg.
„Hey, Roger!“, rief einer von ihnen und schwenkte einen Sektkübel. „Stoß mit uns an. Paul hat heute Geburtstag. Hast du das gewusst?“
„Nein“, erwiderte Roger lachend, ohne sich von Vicky zu lösen. „Dann lasst uns mal alle ’Happy Birthday’ singen.“
Die Partygäste brachten dem Geburtstagskind ein Ständchen. Jemand füllte langstielige Gläser mit Sekt und reichte sie herum. Ehe Vicky es sich versah, hatte sie schon ein Glas in der Hand und nippte daran. Dabei hatte sie sich doch fest vorgenommen gehabt, keinen Alkohol mehr zu trinken! Aber sie wollte keine Szene machen, schon gar nicht, wenn Rogers blonde Begleiterin dauernd zu ihnen herübersah.
Die Stimmung wurde noch ausgelassener. In dem Gewühl von Menschen wurde Vicky von Roger getrennt und landete dafür wieder bei Sandy, die sie ganz aus den Augen verloren hatte. Vergnügt hängte die Freundin sich bei ihr ein.
„Man sieht dir richtig an, dass dir die Party Spaß macht, Vicky“, bemerkte sie. „Deine Wangen haben Farbe bekommen, und deine Augen strahlen richtig.“
Vicky schnitt eine Grimasse. „Ich weiß, dass ich ein wenig zu viel getrunken habe. Wir werden wohl doch auf das Taxi zurückgreifen müssen.“
„Kein Problem“, winkte Sandy. Dann musterte sie die Freundin etwas genauer. „Dass deine Augen so leuchten, scheint mir aber nicht nur vom Wein zu kommen.“ Sie zwinkerte wissend. „Du hast wohl schon Ersatz für den Mann mit dem Lincoln gefunden?“
Vicky spürte, dass ihr das Blut in den Kopf schoss. „Du bist unmöglich, Sandy!“, raunte sie unterdrückt. „Alle Leute konnten das eben hören. Er hätte ja auch direkt hinter uns stehen können!“
Sandy schaute sie verständnislos an. „Wer? Was meinst du?“, fragte sie verwirrt.
„Der Mann mit dem Lincoln!“, flüsterte Vicky. „Er ist hier auf dieser Party.“
Sandy machte ein verblüfftes Gesicht. „Nein!“
„Doch!“
Sandy schaute sich neugierig um. „Wo ist er? Ich muss ihn unbedingt kennenlernen.“
Vicky konnte ihn nirgends mehr entdecken. Sie zuckte die Schultern. „Verschwunden“, stellte sie fest.
Auch in der nächsten halben Stunde sah sie nichts mehr von Roger und verspürte zu ihrer Überraschung so etwas wie Enttäuschung. Der Gedanke, er könnte mit dieser Blondine im Fransenrock irgendwo zusammenstecken, machte sie wider alle Vernunft ganz krank. Außerdem fing es auch noch zu regnen an, was ihre Stimmung zusätzlich niederdrückte. Vicky schaute sich nach Sandy um, um sie allmählich, aber bestimmt an die Heimfahrt zu erinnern, doch jetzt war auch sie wie vom Erdboden verschluckt.
Der Regen wurde heftiger. Ein kalter Wind fuhr in die Bäume und ließ die bunten Lampions hin und her schaukeln. Die Mitglieder der Band packten ihre Instrumente zusammen und trugen sie ins Haus. Alle halfen, die Tische abzuräumen und ebenfalls ins Trockene zu bringen.
Vicky nahm, was sie tragen konnte, und folgte den anderen durch die breite Glasschiebetür ins Haus. Von innen war es ebenso beeindruckend wie von außen. Der Wohnraum war riesig und strahlte trotzdem Behaglichkeit aus. Die Wände waren mit hellem Holz verkleidet und mit indianischen Handarbeiten geschmückt. Die Möbel waren schlicht und modern. Auf dem rotbraunen Parkettboden lagen Bärenfelle, auf denen sich die Partygäste niederließen.
Suchend sah Vicky sich um. „Hast du Sandy irgendwo gesehen, Marlene?“, fragte sie die junge Frau, die Vicky ihr zu Anfang vorgestellt hatte. Sie unterdrückte ein Gähnen. „Ich bin nämlich todmüde und möchte allmählich nach Hause“,
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