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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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Fuß auszuruhen. Sie griff mit einer Hand danach und drehte dem Reptil mit der anderen den Hals um. Es war augenblicklich tot. In ihren Gedanken sprach sie zu dem Geschöpf: Danke, dass du zu mir gekommen bist. Du wurdest geboren, damit wir uns heute treffen. Dein Leben wird sich mit meinem weißen Wasser vermischen, um diese beiden Kleinen zu nähren. Sie sind dankbar für dein Fleisch. Dein Geist des Ausharrens in dieser Zeit ohne Wasser vom Himmel wird sie tagelang stärken. Sie werden deine Energie voller Achtung und Verehrung für deinen Daseinszweck in sich tragen. Sie biss in die raue gezähnte Seite der Eidechse und saugte die Feuchtigkeit ein.
    Als die Sonne hinter dem Horizont zu versinken begann, stand sie auf und machte sich wieder auf den Weg. Es war fast dunkel, als sie am Rand der Missionssiedlung ankam. Eines der Kinder im Lager, das auf den Wasserturm geklettert war, hatte sie erspäht und verkündete lauthals ihre Rückkehr. Sie hatte gerade den Lumpen um sich gelegt, und ihre Brust bedeckt, als ihre drei Schwestern ihr entgegenkamen, um sie willkommen zu heißen. Es war in ihrem Stamm Brauch gewesen, dass alle Frauen derselben Generation einander als Schwestern bezeichneten. Obwohl sie nicht blutsverwandt waren, stellten diese Frauen die einzige Familie dar, die ihr noch geblieben war. Sie waren zusammen draußen gewesen, um in der Wüste Yamwurzeln zu suchen, als weiße Regierungsbeamte sie gefunden und gezwungen hatten, an diesen Ort zu kommen. Das war vor fünf Monaten gewesen. Inzwischen hatte man ihr gesagt, ihr ganzer Stamm sei tot.
    Als eine Schwester sah, dass sie nicht mit der Gabe eines Kindes zurückkehrte, sondern mit einer Tragschale, die zwei Köpfe und vier Arme und Beine enthielt, blieb sie stehen. Mit der Hand signalisierte sie den anderen, sie sollten ebenfalls anhalten. Sie gehorchten. Sie haben die zwei Babys gesehen, dachte die junge Mutter, während sie den Rücken straffte und selbstbewusst an ihnen vorbei in die Umzäunung trat. Auf dem Grundstück kam Mrs. Enright, die Frau des Geistlichen, auf sie zu und nahm eines der Kinder an sich. Wortlos ergriff sie einfach das größere der beiden Babys und ging zu der Wellblechhütte, die als »Krankenort des weißen Mannes« bezeichnet wurde. Die junge Mutter folgte ihr.
    Inzwischen hatte es sich herumgesprochen. Gesichter erschienen und spähten durch die Tür und die Öffnungen herein, die als Fenster dienten. »Stört Reverend Enright nicht«, befahl die weiße Frau einem Augenpaar, das durch einen Spalt in der Ecke lugte.

    »So, nun lass mich mal sehen, was wir da haben«, sagte sie, während sie eine Laterne anzündete und zuerst das eine Kind auf einen nackten, grob gezimmerten Tisch legte, dann das zweite Baby daneben. »Also zwei, ein Junge und ein Mädchen. Nun, es könnte schlimmer sein. Ich habe von Schwarzen gehört, die drei bekommen haben. Sie scheinen ziemlich gesund.«
    »Dies ist das Erstgeborene«, murmelte die Mutter.
    »Was?«
    »Diese hier kam zuerst«, wiederholte sie und zeigte auf das kleinere Kind.
    »Oh, das spielt keine Rolle, meine Liebe«, sagte die dicke Frau mit ungerührtem Blick. »Überhaupt keine Rolle.«
    Du verstehst nicht, dachte die Mutter. Du versuchst es nicht einmal. Du kommst in unser Land und bringst andere deinesgleichen in Ketten mit. Dann sagst du, dass unsere Lebensweise falsch sei. Du stößt mein Volk über die Klippen, damit es auf den Felsblöcken darunter umkommt, oder wir kriegen eure Krankheiten und sterben. Die wenigen, die leben, sind gezwungen, nur eure Worte zu sprechen und zu leben, wie ihr lebt. Und jetzt sagst du, dass es nicht einmal wichtig sei, meine Babys zu erkennen. Das sind so seltsame und schwierige Zeiten, und du versuchst nicht einmal zu verstehen!
    In der Ecke stand ein rostiges Faltbett, das mit zerlumptem, olivgrünem Segeltuch bespannt war. Mrs. Enrights Blick schweifte dorthin, und sie wies das junge Mädchen mit einer Kopfbewegung an, zu dem Bett hinüberzugehen. Nicht im Freien zu sein war ein schreckliches Gefühl. Doch da die junge Mutter in der Nähe ihrer Kinder bleiben musste, taumelte sie zu dem, was der weiße Mann sich unter einer Ruhestätte vorstellte, und schlief ein. Mrs. Enright ließ das erschöpfte Mädchen auf der alten Armeeliege in der Krankenstation der Mission zurück. Sie war sich nicht sicher, ob das Mädchen eingeschlafen oder ohnmächtig geworden war. Und es war eigentlich auch nicht wichtig. Schweißperlen standen auf dem jungen

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