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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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wirklich richtig.«
    Der Bart des alten Mannes bewegte sich im Rhythmus seiner Worte und der Bewegungen, mit denen er in den Sand zeichnete, als er sagte: »Du kommst in diese Welt auf einer Ebene spirituellen Bewusstseins, und du hast die Gelegenheit, sie auf einer erweiterten Ebene wieder zu verlassen.«

    Nachdem sie einen Moment darüber nachgedacht hatte, fragte Beatrice: »Was ist mit den Menschen von vor vielen Jahren?
    Menschen, auf die ich immer noch Groll empfinde? Jemand, den ich vielleicht nie wiedersehen werde?«
    »Das spielt keine Rolle. Sprich still mit diesem Menschen, und schicke ihm deine Gedanken auf einem Regenbogen, wo immer er oder sie sich befinden mag. Sie werden den Betreffenden finden. Verwandle dein früheres Urteil in eine Beobachtung. Man muss niemandem vergeben, wir müssen nur verständnisvoller sein. Heile die Wunde in deinem eigenen Gemüt, in deinen Gefühlen, in deiner Ganzheit. Schließe den Kreis und schreite voran.«
    Googanas funkelnde schwarze Augen schienen wie ein Magnet zu wirken, als er Beatrice ansah und erklärte: »Je subtiler die Energie, desto näher ist sie an der Quelle der Einheit. Schnelle Armbewegungen sind mehr physisch geprägt, während langsame, sanfte Bewegungen dem Geist näher sind. Laute, schnelle Musik ist etwas Physisches; der langgezogene Klang einer einzigen Note ist dem Geist näher. Die Jagd auf Tiere, je nach Methode und Absicht, kann mehr oder weniger mit unserer spirituellen Reise verträglich sein. Betrachte alles, einschließlich der Beziehungen, Rituale, Nahrungsmittel, Lehren, Unterhaltung und sogar Wohnstätten, und beobachte die subtile Verfeinerung von Energie. Bald wirst du sehen, dass du mit wenigen Handlungen und noch weniger Worten kommunizieren, beruhigen, helfen und lieben kannst. Man kann mit den Augen lieben. Nähe ist nicht immer nötig. Vieles lässt sich auch aus weiter Ferne beeinflussen.«
    Beatrice nahm in sich auf, was sie hörte. Das Konzept eines Kreises für Beziehungen gefiel ihr besonders gut. Sie konnte sich ein Halsband aus goldenen Ringen vorstellen, jeder mit einem Namen beschriftet. Dicht bei ihrem Herzen konnte sie sich innerlich einen Kreis vorstellen, einer Uhrkette ähnlich, und darauf stand »Freda«. Das war zweifellos die bedeutungsvollste Beziehung, die sie in ihrem bisherigen Leben gehabt hatte.
    Es war die Jahreszeit, zu der der Mond die Beeren zur Vollkommenheit heranreifen lässt und die Menschen sich beeilen, um den Vögeln und vierbeinigen Geschöpfen bei der Ernte dieser Schätze zuvorzukommen. Mitamit war fort gewesen und kam mit einer Handvoll Früchte zurück, um sie mit Beatrice zu teilen. »Komm, folge mir«, sagte er. »Ich werde dir den Weg zeigen.« Nachdem sie den Ort dieser wunderbaren Früchte erreicht und einige gegessen hatten, fragte sie ihn, ob er ihr etwas über sich erzählen werde, und er willigte ein.
    »Mein Name, Geistwindläufer, wurde gewählt, weil ich die Gelegenheit bekommen habe, etwas zu erfahren, was nicht alle Menschen erfahren. Eines Tages, als ich gerade lief, fühlte ich mich plötzlich wie ein Emu und wusste, wie ich es anstellen musste, damit meine Beine und Füße kaum die Erde berührten, wie es der Vogel tut, wenn er sich so schnell bewegt. Darin liegt ein Rhythmus, der diese Bewegung von anderen Bewegungen unterscheidet. Ich denke, mein Herz schlägt tatsächlich langsamer, nicht schneller, und die Luft in meinen Lungen kommt von einem tieferen Ort. Ich werde ein Teil des Windes. Ohne Anstrengung kann ich dahingeblasen werden und den ganzen Tag laufen. Es ist ein wundervolles Gefühl, und ich bin dankbar für meinen Körper.«
    Wie erfrischend es ist, dachte Beatrice, auf jemanden zu stoßen, der seinen Körper wirklich nicht als selbstverständlich betrachtet, der ihn schätzt und so mit sich selbst und der Welt in Einklang ist, dass er dessen Möglichkeiten voll auszuschöpfen vermag. Gelegentlich schien die Sonne milde aus dicken Wolken hervor auf die Wanderer, als sie durch eine schmale Öffnung schritten, einer hinter dem anderen, und sich in einer Reihe zwischen zwei hohen Felswänden aus rotem Granit bewegten. An einer Stelle wurde der Gang so schmal, dass sie sich alle seitwärts drehen mussten, um sich hindurchzuzwängen. Es begann tröpfelnd zu regnen. »Beeilt euch«, sagte eine Stimme am Anfang der Reihe. »Bald wird dieser Pfad ein Fluss werden, der das Wasser vom Berg hinunterführt. Er reißt dann alles mit, was sich ihm in den Weg stellt.«
    Die

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