Traumreisende
dorthin.
Zuerst sind sie auf Pferden geritten, dann in Autos gefahren, und jetzt benutzen sie auch Flugzeuge, Eisenbahnzüge oder Schiffe. Aber alles verändert sich dauernd, also wird es in der Zukunft etwas noch Angenehmeres und Bequemeres geben.«
»Aber die Göttliche Einheit lenkt doch alles. Wissen die >Veränderten< nicht, dass kein Mensch den Wind am Tanzen hindern kann, den Blitz am Sprechen, die Blumen am Blühen oder die Früchte daran, vom Baum zu fallen? Wie kann man das Essen von morgen schon vor dem morgigen Tag vorwegnehmen? Wie kannst du wissen, was die Welt für morgen bereithält?«
»Die >Veränderten< glauben nicht, dass die Welt etwas für morgen bereithält. Sie sind für die Welt verantwortlich. Sie glauben, die Menschen seien die einzige Intelligenz auf Erden und könnten daher tun, was sie wollen. Die Welt sei ihnen gegeben worden, um sie ganz nach ihrem Willen zu benutzen.«
»Menschen als einzige Intelligenz? Und was ist mit dem Sprechen und Denken der Delphine und Wale?«
»Oh, es gibt auch noch Wölfe und Papageien und Schimpansen«, fügte Benala hinzu. »Tiere und Vögel überall auf der Welt, die überaus intelligent sind, aber die >Veränderten< können sich nicht vorstellen, dass diese Geschöpfe sich jemals über das hinaus entwickeln könnten, was sie heute zu sein scheinen. Sie glauben, die Tiere hätten nicht viel zu bieten. Die >Veränderten< sind wirklich davon überzeugt, dass sie zum Erobern und Herrschen bestimmt sind.«
Googana antwortete nicht. Es war still in der Höhle, und alle, die aufmerksam zugehört hatten, bedachten das Gespräch nun in ihren Herzen. Sie ließen es zu, dass sie die Gefühle, die in ihnen aufwallten, auch spürten.
Den nächsten Tag verbrachten sie mit dem Sammeln von Material und der Herstellung von Pinseln aus Fell, menschlichen Haaren und Vogelfedern. Am darauffolgenden Tag wurde gemahlenes Pulver zu schwarzer und weißer Farbe gemischt. »Früher einmal durften nur besonders ausgebildete Männer die Bilder berühren, aber inzwischen ist dieser ganze Stamm ausgestorben, und so sind wir zu ihren Hütern geworden. Wir werden die Ahnengeister bitten, uns ihre Zustimmung zu unserer Arbeit zu geben. Unsere Absicht bewegt sich auf höchster Ebene. Unter der Anleitung des Geistes können wir die Gemälde dieser Höhlenbewohner für eine weitere Zeitspanne erhalten.«
Die ursprünglichen Linien wurden gewissenhaft nachgezogen, Strich für Strich, in allen Einzelheiten. Keine Linie wurde ausgelassen, kein einziger Pinselstrich hinzugefügt. Es war die geduldige, hingebungsvolle Arbeit von Menschen, die jede Bewegung mit Liebe und Ehrfurcht ausführen. An diesem Abend sagten Karaween und Apalie, sie würden gern eine Vorstellung für die anderen geben, einschließlich der Ahnen in der Höhle.
Die fünf Zuschauer blickten in die Nacht hinaus, während die beiden Schauspielerinnen den flachen Felsvorsprung vor ihnen als Bühne verwendeten. Der Mond war ihr Scheinwerfer, denn es gab keine Bäume über ihnen, die sein direktes Licht von dem tiefer gelegenen Höhleneingang abhielten, und innerhalb der Höhle war es erheblich dunkler als auf dem erleuchteten Felsvorsprung.
Die Theatervorstellung war ein komödiantischer Sketch, in dem die beiden Frauen ihre alltäglichen Verrichtungen darstellten und vorführten, wie sie zuerst ungeschickt gewesen waren und dann gewisse Fertigkeiten erlernt hatten. Schon lange hatte dieser geheiligte Ort kein so herzliches Gelächter mehr vernommen. Selbst ein oder zwei Tiere hielten inne, um diesem Geräusch zu lauschen, das die Welt willkommen hieß. Als die Vögel am Morgen zu singen begannen, rollte Beatrice sich auf die Seite und öffnete die Augen. Karaween saß bereits aufrecht da, an eine Wand der Höhle gelehnt, und lauschte dem Erwachen der Welt.
»Danke für die Vorführung von gestern Abend«, flüsterte Beatrice. »Das war sehr lustig. Eigentlich sollte dein Name Künstlerin sein. Erzähl mir von dir und davon, warum du Karaween heißt.« Die Sechzehnjährige nickte zustimmend und wies nach draußen. Leise verließen sie die Höhle, kletterten um den felsigen Abhang herum und fanden oben einen bequemen Platz, wo sie sich unterhalten konnten.
»Ich habe den Namen vor nicht allzu vielen Monaten gewählt, weil ich das Gefühl hatte, ein Interesse an erwachseneren Dingen entwickeln zu müssen. Ich bin jetzt schon lange Spielmeisterin. Es war eines meiner Spiele, das zu der Einführung mit den
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