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Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)

Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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1. KAPITEL
    W ie eine kostbare Perle schimmerte die
Midsommarsolen
im klaren Sonnenschein. Seit fünf Tagen lag der riesige Luxusliner bereits im Hafen von Göteborg vor Anker. Er überragte alle anderen Schiffe – Privatjachten wie große Containerschiffe – um Längen und wirkte mit seinen hohen weißen Bordwänden und den zahllosen glitzernden Bullaugen und Fenstern so imposant, dass immer wieder Schaulustige am Kai stehen blieben und die Beladearbeiten behinderten. In etwas mehr als einer Stunde würde der Check-in abgeschlossen sein. Und am späten Nachmittag dann, wenn die Sonne tief über dem Meer stand, würde es endlich heißen: „Leinen los!“
    Filippa Vinterdahl, die ganz oben auf dem Aussichtsdeck der
Midsommarsolen
stand, atmete tief durch und zupfte mit zittrigen Fingern das marineblaue Halstuch zurecht, das zu ihrer Hostessenuniform gehörte. Sie war nervös, und das aus gutem Grund. Dies war nicht nur ihre erste Fahrt an Bord des Kreuzfahrtschiffes, sondern auch so etwas wie eine familiäre Bewährungsprobe. Ihr Vater, der große Gunnar Vinterdahl-Norrholm, Direktor der Norrholm Kreuzfahrtflotte, hatte ihr keine verantwortungsvolle Anstellung im Familienunternehmen geben wollen, deshalb hatte Filippa sich kurzerhand bei der Konkurrenz als Chefhostess beworben – und den Zuschlag erhalten. Und dabei hatte sie es keineswegs nötig gehabt, ihren „Familienbonus“ auszuspielen! Ihr neuer Arbeitgeber hatte sie aufgrund ihrer Erfahrung eingestellt, nicht, weil sie die einzige Erbin der Reederei Norrholm war. Warum auch nicht? Immerhin konnte sie zahlreiche Einsätze als Stewardess und tadellose Referenzen vorweisen. Sie war gut in ihrem Job, und jeder Arbeitgeber konnte froh sein, eine Mitarbeiterin wie sie zu gewinnen.
    Ihre Eltern jedoch begegneten ihrem Wunsch, auf eigenen Beinen stehen zu wollen, mit Unverständnis. Sie hätten es lieber gesehen, wenn sie sich endlich auf die Suche nach einem adäquaten Ehemann machte, der nach dem Abdanken von Gunnar Vinterdahl-Norrholm die Firma leiten konnte. Deshalb hatte ihr Vater auch jeden ihrer Versuche, sich in der Reederei ihrer Familie nach oben zu arbeiten, boykottiert und Filippa damit gezwungen, sich anderweitig umzusehen.
    Ihre Eltern konnten oder wollten einfach nicht begreifen, dass sie nach der Enttäuschung mit Helge von Beziehungen erst einmal genug hatte. Einer Enttäuschung, an der ihr Vater übrigens durchaus eine Mitschuld trug, hatte er das Verhalten seines Traumschwiegersohns doch zumindest billigend in Kauf genommen. Aber hatte er auch nur eine Sekunde daran gedacht, welchen Schmerz er seiner Tochter damit zufügte?
    Allein der Gedanke an Helge reichte aus, um wieder dieses leere, kalte Gefühl in ihrer Brust hervorzurufen. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden, und blinzelte heftig. Auf keinen Fall würde sie diesem Schuft auch nur eine weitere Träne hinterherweinen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Groll, den sie für ihren Vater empfand. Gunnar Vinterdahl-Norrholm war es von Anfang an ausschließlich darum gegangen, dass Helge genau der Vorstellung entsprach, die er von seinem Nachfolger als Chefdirektor der Reederei Norrholm hatte. Für ihn war Helge nach wie vor der perfekte Schwiegersohn.
    Nun, überlegte Filippa, vielleicht war es sogar ganz gut so. Indem sie gezwungen war, ihren eigenen Weg zu finden, musste sie sich später wenigstens nicht fragen, ob sie es auch aus eigener Kraft geschafft hätte und …
    „Filippa?
Förlåt
, aber haben Sie vielleicht einen Augenblick Zeit? Es gibt ein Problem mit der Band …“
    Mit einem stummen Seufzen wandte sich Filippa von der Reling ab und Leif Hennarsson zu. Für den Junior-Steward war es ebenfalls die erste Saison an Bord der
Midsommarsolen
.
    „Natürlich, Leif.“ Sie schenkte dem nervösen jungen Mann ein aufmunterndes Lächeln und versuchte, sich ihre eigene Aufregung nicht anmerken zu lassen. Sie wusste, auch wenn man sich noch so sehr auf jede Eventualität vorbereitete, unliebsame Überraschungen ließen sich niemals ganz vermeiden. „Was ist denn passiert? Hat der Spediteur die Instrumente beim Transport beschädigt? Oder sind sie gleich ganz verloren gegangen?“
    „
Nej
– viel schlimmer!“, erklärte Leif, während sie nebeneinander die Treppe zum Oberdeck hinuntergingen, das direkt unter dem Aussichtsdeck lag. „Es geht um den Schlagzeuger der Band – er scheint spurlos verschwunden zu sein!“
    Wie angewurzelt blieb Filippa stehen.

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