Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
rüberkommt. Seufzend fährt er fort. „Also, die Beiden, Eure Eltern, meine ich, das habt Ihr ja sicher schon gemerkt…“
„Jack, bitte!“ Fast hat Philipp schon wieder Mitleid mit dem armen stotternden Jack. „Wir sind zwar Kinder, Jack. Aber das heisst noch lange nicht, dass wir schwachsinnig sind! Also, erzähl es uns einfach!“
„Ja gut! Also, Eure Eltern, die sollten wir auch mitnehmen, damit Ihr nicht so alleine seid. Aber weil Eltern eben halt Erwachsene sind, hat Klaus ein wenig nachgeholfen, dass sie mitkommen!“
„Mit Zaubersternen?“
„Ja, aber nur ganz ein kleines bisschen!“
„Und jetzt sind sie auf Droge?“
„Na, so würde ich das nicht nennen. Eher, Naja, etwas willenlos.“
„Sagte ich doch! Ihr habt sie auf Droge gesetzt! Sag´ mal, weißt Du eigentlich, dass Ihr dafür in den Knast kommen könnt?“
„Klaus! Jack! Was treibt Ihr denn da solange? Verdammt, wenn es mir die Santa Maria auseinanderreisst, schick´ ich Euch Beide vorher noch Kiel holen!“
Ahab schnaubt vor Wut, weil er immer noch nicht ablegen kann. Kurzerhand brüllt er Dreien seiner Seeleute den Befehl zu:
„Bindet sie endlich fest. Dass mir hier keiner über Bord geht! Ausser vielleicht, bei Klaus und Jack, da wäre es mir fast egal! Hätte ich wenigstens eine Sorge weniger!“
KAPITEL 6
Zum IJmeer
Letztendlich haben sie es doch über sich ergehen lassen, dass man sie verpackt und verschnürt wie ein Päckchen Seepost.
Andy und Marge stehen hochaufgerichtet beidseits mit dem Rücken zum Grossmast und sind von den Seeleuten geschickt mit allerlei Seemannsknoten fest an den Mast gebunden. Da sie beide, immer noch freundlich lächelnd, teilnahmslos das Bondage über sich ergehen lassen, sind sie schnell wie Überseefracht gut gesichert.
Die Kinder hocken mit Klaus und Jack im Kreis um die Decksluke der Kombüse herum. Alle gemeinsam haben sich mit einem langen Tau gesichert, das sie alle um die Hüften geschlungen haben. Jeder Einzelne mit einem Palstek rechts und links verknotet, führt das Tau von Einem zum Anderen, wieder einmal rund herum, und wieder weiter zu dem Nächsten. Zu guter Letzt haben die Seeleute die freien Enden des Taues noch je zur Seite hin um den Grossmast und den Vordersteven geschlungen.
Hier geht bestimmt keiner mehr über Bord!
Skeptisch allerdings beäugt Philipp das seltsame Treiben der Seemänner. Irgendwie hält er das Ganze für ziemlich übertrieben. Oder gehört auch dieses Tun vielleicht zu Jack´s Freak Show?
Doch dann wird er schnell eines Besseren belehrt!
Dröhnend schallt Ahab´s Kommando über Deck: „Leiiiiinen los! Jetzt!“ Mit donnernder Gewalt lassen die beiden Männer, die am Vorschiff und am Heck geduldig auf Ahabs Befehl gewartet hatten, gleichzeitig die hocherhobenen Äxte durch die Luft wirbeln. Krachend durchschlägt der scharfe Stahl die straff gespannten Ankertaue. Holzsplitter wirbeln umher, als die messerscharfen Schneiden sich tief in die Reeling des Schiffes versenken!
Mit unbezähmbarer Gewalt springt das Schiff förmlich in die Luft. Endlich befreit, knarrzen die vielen straff gespannten Segel wie in einem Fanal der Euphorie und treiben den Segler in einem Wimpernschlag von der Kaimauer fort. Nur kurz aus den Augenwinkeln heraus, sieht Philipp die Spaziergänger auf der Mole, die, das Wiedererwachen des Frühsommertages geniessend, dort flanieren.
„Komisch, sie gehen seelenruhig spazieren. Als scheint uns keiner zu sehen? Und Wind scheint dort am Ufer auch nicht zu sein?“
Ganz anders ist das hier an Bord!
Ein Sturmwind, bei dem jeder vernünftige Kapitän längst die Segel hätte raffen lassen, jagt das Schiff aus dem Hafenbecken hinaus. Vollkommen ungesichert steht Ahab immer noch breitbeinig auf dem Vordeck und lacht dem Sturm einen diabolischen Triumpf entgegen. Und, um das Unwirkliche der Situation noch zu steigern, schallt bis in die äussersten Spitzen der Segel und Masten wieder der Gesang der Seeleute über das Tosen der Winde.
„ We are sailing, we are sailing,
home again ´cross the sea …”
Irgendwie hätte Philipp doch etwas anderes erwartet. So etwas wie diese alten Seemannslieder, von denen er als Kind gehört hatte?
Aber das alles hier,…
dieses uralte Segelschiff,
dann der gerade hingelegte Kavalierstart der Kameraden und zudem dann auch noch ein Song von Rod Stewart als Seemannslied?
Merkwürdig!
Als wären Zeit und Raum in kleine Fetzen zerrissen und im wehenden Wind verstreut worden, …
um
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