Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
Mädchen ihren eigenen verwirrenden Gedanken über das Königreich im ewigen Eis …
KAPITEL 11
Im Wattenmeer
Still und unbemerkt von den Autofahrern, die auf der Autobahn A7 zwischen Den Oever am Nordostzipfel der Provinz Noord-Holland und dem niederländischen Festland über den Abschlussdeich dahinrollen, hat sich der Riss in der Wirklichkeit wieder verschlossen.
Nichts deutet mehr darauf hin, mit welcher Gewalt eine mittelalterliche Karavelle sich querfeldein den Weg in die Waddenzee freigeschossen hat.
Fast schon mit sommerlicher Kraft strahlt die Sonne von einem nahezu wolkenlosen Himmel auf diesen Sonntag hinunter.
Träge plätschern einzelne harmlose Wellen gegen den Böschungsfuss des Abschlussdeiches.
Auch der Dreimaster selber gleitet nur noch gemächlich durch das Wattenmeer.
Der Sturm hat sich gelegt, nur ein laues Lüftchen geht noch in die Segel, die kaum mehr unter Spannung stehen.
Stetig zieht sich die Nordsee vom Festland zurück. Im Wechsel der Gezeiten hat das Meer seine Fluten zurückbeordert und strebt seinem Tiefstand entgegen.
Die Santa Maria folgt der Ebbe und lässt sich langsam und behäbig in´s Meer hinausziehen.
Inzwischen ist schon früher Nachmittag eingetreten, die Sonne hat bereits ihren höchsten Stand hinter sich gelassen.
Müde und erschöpft sitzen die Matrosen vereinzelt an Deck oder haben sich einfach nur lang ausgestreckt.
Endlich ist es an der Zeit für eine wohlverdiente Pause!
„Gute Arbeit, Männer!
Das habt ihr Euch jetzt verdient!“
dröhnt Ahab´s unverkennbarer Bass, als er mit dem Fuss donnernd die Tür der Heckkabine aufstösst und an Deck poltert.
Mit erstaunlicher Behändigkeit marschiert Ahab trotz seines Holzbeines über Deck, in der Linken vier Sixpacks Fassbrause unter dem Arm geklemmt.
Polternd lässt er die Getränke auf einen Stapel Tauwerk knallen. Ohne Rücksicht, ob dabei die eine oder andere Flasche zerbricht.
Schnell reisst er mit dem Enterhaken, der seine rechte Hand ersetzt, die Kartonage auf und wirft seinen ermatteten Seeleuten die Flaschen mit dem eisgekühlten Getränk zu.
Währenddessen ist auch schon Xing, der asiatische Koch, aus seiner Kombüse aufgetaucht.
Munter plappernd, verteilt er aus einem Weidenkorb unermüdlich lecker duftende Gemüse – Wraps an die ausgemergelten Matrosen.
Trotz seiner nach aussen sichtbar zur Schau gestellten Rauhbeinigkeit weiss Ahab sehr wohl die Fertigkeiten seiner Mannschaft zu schätzen.
Jetzt ist es an der Zeit, die Ruhepause zu nutzen, seinen Männern etwas Gutes zukommen zu lassen.
Denn Ahab weiss um die Mühsal der Reise, die noch vor ihnen liegt!
Zu guter Letzt gesellen sich Ahab und Xing denn auch zu ihrer Reisegesellschaft …
*
„Willkommen in der Wirklichkeit“
Philipp war immer noch in Gedanken, im vorsichtigen Versuch, alles das, was Jack erzählt hatte, in seinem Verstand zu sortieren. Jäh wird er aus seinen Überlegungen herausgerissen, als Ahab und Xing sich neben ihn in die freigewordenen Korbsessel fallen lassen.
Andy und Marge stehen beide an der Reeling gelehnt und sind in ein Gespräch mit Jack vertieft. Von Klaus ist im Moment nichts zu sehen.
„Na, Kinder!“
„Wie gefällt Euch denn so die Seefahrerei?“
Schmeichelnd wendet Ahab sich zu Lisa hinüber.
„Hmm, naja! Irgendwie …
Spannend ist es ja schon! …
Aber auch ganz schön unheimlich, was Ihr hier so alles macht!“
„Das wäre schon prima, wenn nicht alle Minuten wieder ´was Neues, Überraschendes passiert!“
„Und toll wäre auch, wenn Du uns erzählst, wie es denn eigentlich weitergehen soll!
Jetzt sind wir doch auf See, oder?“
„Nein, nein! Noch nicht so ganz, Kleines!“
Ahab ist mit sich und seiner Mannschaft im Moment sehr zufrieden, dass bis hierhin alles, zumindest in seiner Sichtweise, so gut gelaufen ist. Deshalb ist er auch, entgegen seinen Gepflogenheiten, so gesprächig und gibt den Kindern gerne weiter Auskunft.
„Noch sind wir im Wattenmeer!“
„Da können wir noch nicht so viel Fahrt machen!
Die Santa Maria hat ja kaum noch Wasser unter´m Kiel.
Ich hab´ den Beiden zwar gesagt, es sei besser, wenn wir bei Flut erst hier draussen ´rumturnen!“
Ein leichtes Seufzen steigt aus Ahab´s Brust auf.
„Aber manchmal ist Jack einfach nur ein Besserwisser!
´Wollte unbedingt Tempo machen! Na, das haben wir jetzt davon! Jetzt schliddern wir fast bei Ebbe hier durch diesen Schlick!“
Ein wenig ist davon zu spüren, dass die Piraten sich manchmal
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