Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
gar nicht so einig sind, wie sie vorgeben!
„Aber lasst mal, was soll´s!
Ich denke, wir haben noch so ungefähr drei, oder höchstens vier Stunden Bummelfahrt vor uns. Dann geht´s los!“
„Und dann?“
„Dann schleichen wir uns, an Texel vorbei, endlich in die offene See!“
*
Wie von Ahab vorausgesehen, versinkt die Sonne schon mit einem grandiosen Spektakel in satten Rottönen hinter dem Horizont im Meer, als die Santa Maria sich um die Nordspitze von Texel herum- und in die offene Nordsee hinaus windet.
Erstaunlicherweise folgt die Santa Maria eigenständig und unbeirrt ihrem Kurs. Und das, obwohl die Seeleute jedes Interesse an ihrem Seemannswerk aufgegeben zu haben scheinen.
Die Matrosen sitzen immer noch, teilweise in Gruppen zusammen, an Deck. Auf Holzfässern oder Stapeln von Tauwerk haben sie es sich gemütlich eingerichtet. Keiner von ihnen scheint sich darum zu scheren, ob und wie das Schiff sich durch die schmale Passage zur freien See manövriert.
Stattdessen spielen die Matrosen zum Zeitvertreib seelenruhig Karten. Immer wieder hört man einen von ihnen begeistert „Mau! Mau!“ ausrufen, wenn er sein letztes Blatt ausspielen kann.
Die Fassbrause ist inzwischen wieder grossen Galonen von Rotwein gewichen, die unermüdlich ihre Runden machen. Einige der Seeleute, die reichlich dem Weine zugesprochen haben, zudem erschöpft von der bisher anstrengenden Reise, liegen schon laut schnarchend in ihren Hängematten, die sie zwischen den Masten der Santa Maria und der Reeling aufgespannt haben.
Und Ahab lässt die Seeleute gewähren?
Nach wie vor scheint es auch Ahab nicht im Geringsten zu interessieren, wer sein Schiff steuert. In aller Ruhe marschiert er durch die, sich unter zunehmendem Einfluss des Rotweines, immer mehr lichtenden Reihen seiner Matrosen. Hier und da, dem Einen oder Anderen, mit seiner einen gesunden Hand auf die Schulter klopfend. Dazwischen rumort seine tiefe Basstimme, wenn er mit seinen Seeleuten manch einen derben Spass austauscht.
Langsam kommt er irgendwann wieder an ihren Tisch zurückgeschlendert. Andy und Marge, die sich wohl für lange Zeit recht angeregt mit Jack unterhalten hatten, sind ebenso wieder zurückgekehrt, wie Klaus. Jack ist, wie eigentlich immer, bester Laune. Nur Klaus, der für einige Stunden unter Deck verschwunden war, wirkt etwas blass und abgespannt.
„Klaus, Du siehst nicht gut aus?“
Jack ist ehrlich besorgt um seinen Partner.
„Du wirst mir doch nicht seekrank werden?“ Trotzdem kann Jack es nicht lassen, Klaus ein wenig aufzuziehen. Vielleicht gelingt es ihm ja, seinen Weggefährten wieder aufzumuntern.
Doch Klaus ist gar nicht nach Spässen.
„Lass mal! Mir ist nur ein bisschen flau!
Aber das wird schon wieder ...“
„Quatsch!“ Ahab lässt Klaus gar nicht erst ausreden.
„Hast Du seit Frühstück überhaupt etwas gegessen?“
„Also, ich denke, Ihr braucht jetzt alle erst einmal etwas Anständiges zwischen die Rippen!“
Schnell wendet Ahab sich um:
„Xing, altes Schlitzauge!“
brüllt er in Richtung der Kombüse
„Was gibt es denn heute, und vor allen Dingen wann endlich zum Abendessen?“
„Schwing´ Dich bloss ´rüber! Oder muss ich Dich etwa eigenhändig holen kommen?“
Ahab´s ausgeprägter persönlicher Stil ist unüberhörbar!
Wie auf Ahab´s Kommando hin dringt aber auch schon der Duft von Gebratenem aus der Kombüse über Deck. Xing ist gerade fertig geworden, ofenfrische Brötchen aufzuschneiden und als Fischburger mit frischem Feldsalat und Fischstäbchen zu belegen. Noch ein guter Schuss Sahnedip obenauf, das Oberteil des Brötchens als Deckel zugeklappt und schon flitzt Xing zur Kombüse hinaus.
„Kinder!“
„Abendessen!“
Ruft er, noch im Laufen, hinüber.
„Ich bin kein „Kinder“ mehr!“ mault Philipp leise vor sich hin, während er sich, noch herzhaft gähnend, aufrichtet.
Nachdem es so entspannend ruhig geworden war an Bord der Santa Maria, die langsam durch das Wattenmeer trieb, hatten auch Philipp und die Mädchen gespürt, wie anstrengend ihre Reise bis hierhin schon gewesen war.
So hatten sie die Gelegenheit genutzt, nach Ahab´s Ankündigung, dass es noch einige Stunden dauern könne, bis sie die offene See erreichen würden.
Zum Glück lag ja immer noch die Kissen- und Deckenburg an Deck und lud sie so verlockend ein, ein wenig Schlaf der kurzen Nacht nachzuholen.
Eigentlich wollten sie sich noch ein wenig über die Polarkönigin, oder das Traumauge,
Weitere Kostenlose Bücher