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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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eingeschlagene Fenster im vierten Stockwerk in die Büroräume einzusteigen. Hinzu kommt, dass wir keinerlei Spuren an der Fassade ausmachen konnten. Folglich kann es nur zwei Schlussfolgerungen geben. Entweder sind die Einbrecher über einen anderen Weg auf den Dachvorsprung gelangt, oder aber …«
    Er räusperte sich. »Ich sag's Ihnen ganz ehrlich. Wir können nicht länger ausschließen, dass einer Ihrer Mitarbeiter den Einbruch fingiert und anschließend die Computer gestohlen hat. Der Brand im EDV-Raum könnte letztlich nur als Ablenkung gedient haben.«
    Ensink schüttelte den Kopf und legte die Stirn in Falten. »Haben Sie irgendwelche Beweise für diese These?«
    »Noch nicht«, antwortete Andresen. »Aber falls wir herausfinden sollten, dass die DNA mit der eines Ihrer Mitarbeiter übereinstimmt, wird es ungemütlich.«
    »Für meine Mitarbeiter lege ich die Hand ins Feuer«, entgegnete Ensink barsch. »Absolut haltlose Vermutungen sind das. Kommen Sie wieder, wenn Sie etwas Stichhaltiges haben. Wenn ich Sie jetzt bitten darf?«
    »Sagen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie sich darauf einstellen sollen, vorgeladen zu werden. Sie müssen eine Speichelprobe abgeben. Das betrifft im Übrigen auch Sie.«
    Andresen stand auf und gab Ida-Marie ein Zeichen, gehen zu wollen. Ensink murmelte wutschnaubend etwas Unverständliches vor sich hin.
    »Bevor ich es vergesse«, Andresen drehte sich noch einmal um, »es gibt eine Zeugenaussage darüber, dass eine silberfarbene Limousine zur Tatzeit auf dem Parkplatz gesehen wurde. Was für ein Auto fahren Sie noch mal?«
    »Jetzt reicht's mir aber endgültig«, rief Ensink aufgebracht. »Raus hier!«
    »Glaubst du wirklich, dass er dahintersteckt?«, fragte Ida-Marie, als sie wieder in Andresens Auto saßen.
    »Nein«, antwortete Andresen.
    »Aber die Sache mit dem Wagen. Das passt doch. Ensink fährt einen silbernen BMW.«
    »Ja, das stimmt. Das ist aber auch schon alles.«
    »Das heißt, du hast …«
    »Ja.« Andresen lächelte Ida-Marie an. »Ich wollte ihn ein wenig aus der Reserve locken.«
    »Hat aber nicht funktioniert. Ich finde, seine Reaktion war angemessen.«
    »Auf jeden Fall ist es eine Option, die wir überprüfen sollten. Außerdem macht es mir auch Spaß, diesen Ensink ein bisschen zu ärgern.«
    »Trotzdem sollten wir langsam mal eine ernst zu nehmende Spur finden. Andernfalls wird die Sache wohl liegen bleiben.«
    »Ich hoffe auf den DNA-Abgleich. Das Labor in Kiel ist derzeit leider etwas langsam, die kommen kaum nach mit den Analysen.«
    »Apropos«, sagte Ida-Marie und zog einen metallenen Gegenstand aus ihrer Jackentasche. »Auch 'nen Schluck?«
    Andresen sah sie perplex an. Dann lächelte er und griff nach dem Flachmann.
    Sie erreichten das Institut für Rechtsmedizin am frühen Nachmittag. Es lag auf dem Gelände des ehemaligen Städtischen Krankenhaus Süd, gehörte jedoch zum Universitätsklinikum Lübeck. Geleitet wurde es von Professor Dr. Birnbaum.
    Birnbaum, ein knochiger, sehniger Mann, der nur selten lächelte, hatte schon häufig erfolgreich mit der Kripo zusammengearbeitet.
    Sein Kollege Dr. Klemens von Heideloff wirkte wie eine jüngere Kopie von ihm: optisch von großer Ähnlichkeit und sogar noch eine Spur pedantischer in seinen Formulierungen.
    Andresen klopfte an Birnbaums Bürotür. Nachdem niemand antwortete, drückte er die Klinke herunter, doch die Tür war verschlossen.
    »Lass uns ein anderes Mal wiederkommen«, sagte Ida-Marie.
    »Ich bin mir sicher, dass Birnbaum da ist. Vielleicht ist er unten in der Leichenhalle. Kommst du mit?«
    Nach einer etwas längeren Bedenkzeit brachte Ida-Marie ein wenig überzeugendes »Ja« hervor.
    Gleich hinter der Kontrolle am Eingang der Leichenhalle durch einen Angestellten des Instituts fragte Andresen Ida-Marie, ob sie an die Kaugummis gedacht habe. Sie nickte und steckte sich fahrig einen in den Mund. Das Unbehagen war ihr deutlich anzumerken.
    Sie traten durch die stählerne Schwingtür und standen nach wenigen Schritten mitten in der Leichenhalle. Sie war verhältnismäßig klein und nicht mehr auf dem aktuellsten Stand der Technik. Dadurch wirkte sie weniger steril und kühl als die modernen Leichenhallen in den neuen Krankenhäusern.
    »Wie hast du es dir denn vorgestellt?«, fragte Andresen, als er Ida-Maries skeptischen Blick sah. »Wir sind hier nicht in New York. In Lübeck hat man nun mal nicht so viele Leichen, die obduziert werden müssen. Mit den beiden Wasserleichen sind die

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