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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Kapazitäten wahrscheinlich bereits erschöpft.«
    »Guten Tag, Herr Kommissar.« Aus einer dunklen Ecke des Raumes trat ein großer ergrauter Mann auf sie zu. Professor Birnbaum begrüßte sie mit einem kurzen Nicken und einem schwer zu interpretierenden Blick. »Ich kann Sie beruhigen, wir haben zwar viel zu tun, aber an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen wir noch lange nicht.«
    »Herr Professor«, begrüßte Andresen Birnbaum. »Wir waren vorhin schon vor Ihrem Büro, aber es war verschlossen.«
    »Dr. von Heideloff weilt im Urlaub«, erklärte Birnbaum. »Deshalb findet man mich zurzeit öfter am Seziertisch als im Büro.«
    »Wie bedauerlich«, antwortete Andresen süffisant. Er mochte von Heideloff nicht. »Darf ich Ihnen übrigens meine Kollegin, Kriminalhauptkommissarin Ida-Marie Berg, vorstellen?«
    »Sie dürfen.«
    Professor Birnbaum musterte Ida-Marie mit strengem Blick und reichte ihr schließlich die Hand, nachdem er sich seiner Gummihandschuhe entledigt hatte.
    »Guten Tag, Herr Professor. Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte Ida-Marie.
    »Ich hoffe, nur Gutes.«
    »Aber selbstverständlich. Sie sind ja eine wahre Koryphäe der Rechtsmedizin.«
    Andresen schaute überrascht zu Ida-Marie und schmunzelte. Dann übernahm er das Gespräch wieder.
    »Sie können sich sicher denken, weshalb wir hier sind. Mit dem heutigen Leichenfund hat sich die Sachlage verändert. Wir ermitteln möglicherweise aufgrund eines Tötungsdeliktes. Das Wichtigste ist im Moment, dass wir Gewissheit darüber bekommen, was zu dem Tod der beiden Frauen geführt hat. Sobald wir die Obduktionsberichte vorliegen haben, können wir die nächsten Schritte einleiten.«
    Birnbaum schob seine Brille an den äußersten Rand seiner Nase und musterte Andresen.
    »Nun, Andresen, lassen Sie es mich so sagen. Ich war heute nicht ganz untätig.« Er fuhr sich mit seiner knochigen Hand übers Kinn. »Ich habe beide Körper untersucht und einige sehr interessante Erkenntnisse gewonnen.«
    Andresen blickte ihn ungeduldig an. Konnte Birnbaum nicht einfach zur Sache kommen?
    »Zuallererst ist festzustellen, dass die Todesursache in beiden Fällen tatsächlich Ertrinken lautet. Beide Frauen haben nicht länger als zwölf Stunden im Wasser gelegen. Brigitte Jochimsen starb zwischen einundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr. Den exakten Todeszeitpunkt der zweiten Frau müssen wir noch ermitteln. Darüber hinaus können wir mit einiger Bestimmtheit sagen, dass die beiden nicht durch eigenes Verschulden ertrunken sind.«
    Andresen nickte wortlos. Es war also, wie sie vermutet hatten. Kein Unfall. Ganz offenbar lag Fremdeinwirkung vor.
    »Können Sie das vielleicht etwas genauer spezifizieren?«, bat Ida-Marie. »War es Mord?«
    »Ich bin nicht für solche Schlussfolgerungen zuständig, Frau Kommissarin. Wir liefern nur die Fakten. Aber Sie können davon ausgehen, dass wir es mit einem Gewaltverbrechen zu tun haben.«
    Professor Birnbaum ging zum Waschbecken, das sich gleich neben der Eingangstür befand, und wusch sich ausgiebig die Hände.
    »Lassen Sie uns in meinem Büro weiterreden«, sagte er, während er jeden einzelnen seiner knochigen Finger sorgfältig mit einem Handtuch abtrocknete.
    Andresen und Ida-Marie erfuhren von Birnbaum, dass im Blut und in der Nasenschleimhaut der beiden Leichen Spuren von Chloroform gefunden worden waren. Zudem wies die Leiche, die heute Morgen gefunden worden war, Druckstellen an den Schulterblättern und im unteren Halsbereich sowie Hämatome am Oberkörper auf.
    »Die Verletzungen der Frau lassen darauf schließen, dass sie mit ihrem Tod in Zusammenhang stehen. Wir werden Gewissheit haben, sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind. Wir haben nämlich außerdem an beiden Frauen winzige Partikel fremder Textil- und DNA-Spuren gefunden, die vom Labor in Kiel untersucht und abgeglichen werden.«
    »Was hat es mit dem Chloroform auf sich?«, wollte Andresen wissen. »Die Frauen waren also bewusstlos, als sie ins Wasser gerieten?«
    »Wie Sie vielleicht wissen, ist Chloroform der Trivialname für Trichlormethan, einen chlorierten Kohlenwasserstoff. Chloroform ist eine farblose, nicht entflammbare Flüssigkeit, deren Dämpfe Bewusstlosigkeit verursachen und die Schmerzempfindung aufheben. Früher wurde Chloroform als Narkosemittel verwendet, wegen der toxischen Wirkung auf die inneren Organe wird darauf heutzutage allerdings verzichtet. Es wird mittlerweile vor allem für chemische Synthesen und als Lösungsmittel

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