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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Resurrection Auto Parts, sondern lief seitlich am Gebäude entlang. Kurz vor der Rückwand befand sich ein Notausgang, auf dessen rostige Eisentür ein rautenförmiges Harlequin-Symbol gekritzelt war. Sie öffnete die Tür und trat ein. Geruch nach Öl und Reinigungsmitteln. Leises Stimmengemurmel. Sie befand sich in einem Raum mit Regalen voller gebrauchter Vergaser und Auspuffrohre. Alles war nach Automarke und -modell sortiert. Sie zog ihr Schwert ein Stück aus dem Köcher und ging in Richtung des Lichts. Eine Tür stand ein paar Zentimeter weit offen, und als sie durch den Spalt blickte, entdeckte sie Shepherd zusammen mit zwei anderen Männern um einen kleinen Tisch stehen. Sie wirkten überrascht, als Maya durch die Tür kam. Shepherd griff unter sein Jackett, um seine Pistole zu zücken, erkannte Maya dann aber und grinste. »Da ist sie ja! Eine erwachsene Frau und wirklich attraktiv. Das ist Maya, von der ich euch schon so viel erzählt habe.«
    Sie hatte Shepherd vor sechs Jahren kennen gelernt, als er ihren Vater in London besuchte. Der Amerikaner hatte eine Idee gehabt, wie man mit Raubkopien von Hollywoodfilmen ein Vermögen verdienen konnte, aber Thorn hatte sich geweigert, das Projekt zu finanzieren. Shepherd war Ende vierzig, wirkte aber wesentlich jünger. Sein kurzes blondes Haar stand stachelig vom Kopf ab. Er trug ein graues Seidenhemd und ein maßgeschneidertes Sportsakko. Genau wie Maya trug er sein Schwert in einem Köcher bei sich.

    Die beiden anderen Männer sahen aus wie Brüder. Sie waren beide in den Zwanzigern, hatten schlechte Zähne und blondiertes Haar. Auf den Armen des Älteren prangten dilettantische Tätowierungen, die vermutlich im Gefängnis gemacht worden waren. Maya stufte sie spontan als Taints ein – Harlequin-Slang für besonders proletenhafte Söldner – und nahm sich vor, sie zu ignorieren
    »Was ist los?«, fragte sie Shepherd. »Wer verfolgt dich?«
    »Darüber reden wir später«, antwortete Shepherd. »Erst einmal möchte ich dir Bobby Jay und Tate vorstellen. Ich habe das nötige Geld und die Ausweispapiere für dich. Aber die Waffen bekommst du von Bobby Jay.«
    Tate, der jüngere Bruder, starrte sie an. Er trug eine Jogginghose und ein extra weites Football-Trikot, unter dem er vermutlich eine Pistole verbarg. »Sie hat genau so ein Schwert wie Sie«, sagte er zu Shepherd.
    Shepherd lächelte nachsichtig. »Eigentlich sind die Dinger nutzlos, aber für uns immer noch eine Art Erkennungszeichen.«
    »Wie viel haben Sie für Ihr Schwert bezahlt?«, fragte Bobby Jay Maya. »Wollen Sie’s verkaufen?«
    Genervt drehte sie sich zu Shepherd um. »Wo hast du denn diese beiden Taints aufgegabelt?«
    »Nicht aufregen. Bobby Jay handelt mit Waffen aller Art. Er versucht ständig, mit Leuten ins Geschäft zu kommen. Such dir aus, was du haben willst. Ich bezahle, und dann verschwinden wir.«
    Auf dem Tisch lag ein Metallkoffer. Shepherd öffnete ihn, und zum Vorschein kamen fünf Pistolen, die auf einem Stück Schaumstoff lagen. Als Maya näher herantrat, bemerkte sie, dass eine der Waffen aus schwarzem Plastik war, mit einem würfelförmigen Kästchen auf der Mündung.
    Shepherd nahm die Plastikpistole in die Hand. »Schon mal so ein Ding benutzt? Das ist ein Taser, ein Elektroschockgerät.
Du brauchst natürlich auch eine richtige Waffe, aber der Taser hat den Vorteil, dass du deine Gegner nicht gleich umbringen musst.«
    »Kein Interesse«, sagte Maya.
    »Ich meine es ernst. Ehrlich. Ich hab immer einen Taser dabei. Wenn man jemanden erschießt, kriegt man es mit der Polizei zu tun. Durch das Ding hier hat man mehr Alternativen.«
    »Es gibt bloß die Alternative zwischen angreifen und nicht angreifen.«
    »Okay. In Ordnung. Ganz wie du willst …«
    Shepherd grinste und drückte auf den Abzug. Ehe Maya reagieren konnte, schossen zwei an Drähten befestigte Pfeile aus dem Kästchen und prallten an ihre Brust. Ein heftiger Stromstoß riss sie zu Boden. Als sie aufzustehen versuchte, traf sie ein weiterer Stoß, und dann ein dritter, der alles um sie herum dunkel werden ließ.

SIEBZEHN
    G eneral Nash rief Lawrence am Sonnabendmorgen zu Hause an und teilte ihm mit, dass für sechzehn Uhr eine Videokonferenz mit Nathan Boone und dem Vorstand der Bruderschaft anberaumt war. Lawrence fuhr sofort zum Forschungszentrum in Westchester County und händigte dem Wachmann am Eingangstor eine Teilnehmerliste aus. Er warf kurz einen Blick in sein Büro und fragte seine E-Mails ab.

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