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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mir von einer solchen Gemeinschaft erhoffe, und ich habe geantwortet, dass ich gern jeden Abend mit guten Freunden ein Glas Wein trinken würde.«
    »Klingt nach einem bescheidenen Ziel«, meinte Gabriel.
    Martin lächelte und ließ sich wieder nieder. »Ja, aber auch die Erfüllung eines solchen Wunsches ist an Voraussetzungen geknüpft. Man braucht eine Gruppe von Menschen, die genug Freizeit haben, genug Geld, um Merlot zu kaufen, und die Sehnsucht nach dem Genuss der kleinen Freuden des Lebens.« Er lächelte wieder und hob sein Glas. »In diesem Zusammenhang wird ein Glas Wein zu einer revolutionären Forderung.«
    Maya kannte sich mit Wein überhaupt nicht aus, aber dieser Rote hatte einen angenehmen kirschartigen Geschmack. Ein leichter Wind wehte durch das Tal, der die drei Lampen auf dem Tisch flackern ließ. Über ihnen prangten Tausende von Sternen am klaren Wüstenhimmel.
    »Ich möchte mich bei Ihnen beiden für die wenig gastfreundliche Begrüßung entschuldigen. Und ich möchte mich bei Antonio entschuldigen. Ich habe Sie auf der letzten Versammlung erwähnt, aber wir haben nicht abgestimmt. Ich ahnte nicht, dass Sie schon so bald hier auftauchen würden.«
    »Verraten Sie uns einfach, wo wir den Wegweiser finden«, sagte Maya, »dann verschwinden wir auf der Stelle.«
    »Vielleicht existiert der Wegweiser ja gar nicht«, grummelte Antonio. »Und vielleicht sind die beiden Spione der Tabula.«

    »Heute Nachmittag warst du sauer, weil sie ein Harlequin ist«, entgegnete Martin. »Und jetzt beschuldigst du sie, eine Spionin zu sein.«
    »Möglich ist alles.«
    In dem Moment kam Rebecca mit einem vollen Tablett die Stufen herauf, und Martin sagte freundlich: »Selbst wenn sie Spione sein sollten, sind sie trotzdem unsere Gäste, und als solche steht ihnen ein gutes Essen zu. Ich schlage vor, wir reden mit vollem Bauch weiter.«
    Teller wurden verteilt. Es gab Salat, Lasagne, knuspriges Weißbrot aus der Backstube der Gemeinschaft. Nach einer Weile wich die Anspannung von den vier Bewohnern New Harmonys, und sie unterhielten sich zwanglos über anstehende Aufgaben. Eine Wasserleitung leckte. Bei einem der Pick-ups war ein Ölwechsel fällig. In ein paar Tagen würde ein Konvoi nach San Lucas fahren, und man plante, sehr früh aufzubrechen, denn einer der Jugendlichen wollte die Aufnahmeprüfung für eine Universität ablegen.
    Alle Kinder über dreizehn Jahre wurden im Gemeinschaftszentrum von einem Lehrer betreut, aber diejenigen, die den Unterricht abhielten, kamen aus der ganzen Welt; zumeist waren es Studenten höherer Semester, die per Internet ihr Wissen weitergaben. Im vergangenen Jahr hatten mehrere Universitäten einem Mädchen aus New Harmony ein Stipendium angeboten. Die Leute waren beeindruckt, dass jemand sowohl Integralrechnung beherrschte und Molière übersetzen konnte als auch in der Lage war, einen Brunnen zu graben und einen Dieselmotor zu reparieren.
    »Was ist hier das größte Problem?«, fragte Gabriel.
    »Irgendwas gibt’s immer, aber bisher haben wir alles in den Griff gekriegt«, erklärte Rebecca. »Es ist beispielsweise so, dass die meisten Häuser einen Kamin haben, deshalb hing oft eine so dichte Rauchwolke über dem Tal, dass der Himmel kaum noch zu sehen war. Die Kinder bekamen wegen des
Qualms Hustenanfälle. Also haben wir uns zusammengesetzt und beschlossen, nur dann Holzfeuer zu erlauben, wenn eine blaue Flagge über dem Gemeinschaftszentrum weht.«
    »Sind Sie alle religiös?«, fragte Maya.
    »Ich bin Christ«, antwortete Antonio. »Rebecca und Martin sind Juden, Joan ist Buddhistin. Bei uns sind alle möglichen Glaubensrichtungen vertreten, aber wie jemand seine Religion ausübt, ist dessen Privatsache.«
    Rebecca warf ihrem Mann einen Blick zu. »Wir haben alle früher im System gelebt. Aber nachdem Martins Auto auf dem Highway liegen blieb, änderte sich alles.«
    »Ja, damit fing es an«, sagte Martin. »Vor acht Jahren habe ich in Houston gewohnt und als Berater für reiche Leute gearbeitet, die ihr Geld in Gewerbeimmobilien anlegen wollten. Wir besaßen zwei Häuser, drei Autos und –«
    »Er war kreuzunglücklich«, erklärte Rebecca. »Wenn er von der Arbeit kam, ging er mit einer Flasche Scotch in den Keller und schaute sich so lange alte Kinofilme an, bis er auf dem Sofa einschlief.«
    Martin schüttelte den Kopf. »Der Mensch ist zu einem ungeheuren Maß an Selbsttäuschung fähig. Wir können mit jeder noch so großen Unzufriedenheit leben, wenn wir uns

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